2 Dinge paſſtert ſind⸗ 114 Sttzung am 10. März 1919 Die Schwierigkeit, die hier vorliegt, liegt im Syſtem, in den verſchiedenen Aufaaben, die die Stadt zu erfüllen hat, und in den Vorzügen, die der ein⸗ zelne freie Kaufmann, der im kleinen die Dinge handhaben und der ſich leicht anpaſſen kann, vor einer zentraliſtiſchen, ſchwerfälligen Verwaltung von vornherein hat. Wir wollen aber auch einen andern Geſichts⸗ punkt durchaus nicht verſchweigen. Wir ſind der Anſicht, daß wir den Bürgern in Charlottenburg, die von dieſem Handel leben, nicht das Brot nehmen ſollen und dürfen. (Sehr richtig! bei den bürgerlichen Parteien.) Es ſind zum großen Teil — ich habe ſie aus mannig⸗ fachen Erfahrungen in der Kriegswirtſchaft kennen gelernt — ſehr kleine Exiſtenzen, es ſind Männer und Frauen, namentlich letztere, die ſich nur ſehr kümmerlich durcharbeiten und ſehr ſchwer mit der Not des Lebens zu tun haben. Wir wollen dieſen, auch 1 größeren und beſſer geſtellten, es nicht unmög⸗ lich machen, in unſerer Stadt weiter zu wirken. Denn wir brauchen ſie als Steuerträger ebenſo wie alle anderen Leute. Und wohin ſoll es kommen, wenn die Stadt ihre Bürger, ihre Gewerbetreibenden von ihrer Scholle durch ſolche Maßregeln verjagt! Das wollen wir nicht. Das ſind die Gedanken, mit denen wir in die Beratung der gemiſchten Deputation hineingehen. Wir werden dort reichlich Gelegenheit haben, den durchaus anders gearteten Anſichten der Herren von der linken Seite geaenüber uns auszuſprechen, unſere Meinung auszutauſchen. Freilich, ob wir uns in allen Punkten überzeugen werden, iſt mir zweifel⸗ haft. Es iſt aber unſere Pflicht, unſeren Lebens⸗ und Wirtſchaftsanſchauungen hier nachzugehen und ſie auszuſprechen. (Lebhaftes Bravo.) Stadtv. Grüßer: Meine Damen und Herren! Nach den überaus eingehenden Ausführungen meines Herrn Vorredners erübrigt ſich für mich vieles. Nichtsdeſtoweniger kann ich mich nicht mit den Aus⸗ führungen einverſtanden erklären, die die beiden Herren Antraagſteller gemacht haben. Ich denke, wir haben alle Urfache, mit der ſogenannten Kommuna⸗ liſierung aufzuräumen und ſie nicht, wie Sie das gern möchten, noch weiter auszulauen. Wir ſind der Aufſaſiuna, daß nur der freie Wettbewerb, nur der freie Handel das bietet, was für die Allgemeinheit ſowohl wie für den einzelnen Gewerbetreibenden nötig iſt. Ich möchte auf einige Einzelheiten näher eingehen. Der Herr Kollege Skaller hat als eine der Hauptaufgaben auch die Brotfabrikation erwähnt und hat die Rentabilität der Broterzeugung bei volle Exkurſion unternommen. Arbeiter zu fragen. daß man ſämtliche Rüben — es handelt ſic um Tauſende von Zentnern roter und Mohrrüben — ein⸗ Ich will nur darauf hinweiſen, de * die Sie wirklich gergeſen ſollten, ſich derartige Be⸗ triebe einmal etwas genauer anzuſehen. Wir haben bei der Neuregelung der Mehlzuteilung das Quantum Mehl auf die Kopfzahl der Geſellen zugeteilt er⸗ halten, und da hat ſich gezeigt, daß der Lichtenberger Konſumverein mit der Zuteilung, die er wie andere Brotfabriken, ganz abgeſehen von den kleineren Bäckereien, erhalten ſollte, nicht zurecht kommen konnte. Der Geſchäftsführer des Konſumvereins be⸗ hauptete ganz einfach, daß er bei einer derartigen Zuweiſung zuſetzen müſſe und ſich nicht damit ein⸗ verſtanden erklären könne. Das beweiſt Ihnen wohl am beſten, wie die Rentabilität in derartigen Be⸗ trieben ausſieht. Ich möchte aber noch auf anderem Gebiete einiges ſtreifen, da ich ja ſpeziell als Vertreter der Lebensmittelaeſchäfte hierher geſchickt worden bin. Ich möchte Ihnen nur zurufen, meine Damen und Herren: wie denken Sie ſich denn das, haben Sie denn die Naſe noch nicht voll von Ihrer Einheits⸗ wurſt und deren Begleiterſcheinungen? Wohin ſollen wir denn kommen, wenn derartige Sachen weiter vor ſich gehen! Ich habe heute morgen eine überaus wert⸗ Meine Wanderung führte mich nach einem, vielleicht von Ihnen gar nicht gekannten Ort, nach dem Reichskanzlerplatz oder, beſſer geſaat, hinter den Reichskanzlerplatz. Dort ſind — vielleicht wiſſen das viele von den Herren gar nicht — die ſtädtiſchen Mieten, dort werden die Erd⸗ früchte eingemietet, um dann im Frühjahr oder auch pielleicht im Winter der Bevölkerung als Nahrung zugeführt zu werden. Der Geruch, der ſich mir ſchon von ferne aufdrängte, hat mich nicht an die Roſenfelder von Schiras erinnert, ich habe vielmehr gedacht, wie ſich wohl die Anwohner dieſes Terrains, wenn die Witterung etwas wärmer iſt, mit dieſem Geruch abfinden mögen. Ich habe nun Veranlaſſung genommen, mir den Betrieb anzuſehen und einige Dort wird dergeſtalt ſortiert, fach beſtattet; man übergibt ſie nicht dem Feuer, ſon⸗ ern ſchippt ganz einfach Erdreich auf die Rüben, um ſte als Dung zu verwenden. Das iſt doch ein ſehr bedenkliches Zeichen. Ich habe die Arbeiter ge⸗ fragt: war denn das nicht zu verhindern? gewiß, ſagte der eine Arbeiter, aber die fungen Leute, die hier anaeben, haben kein Verſtändnis für ſolche Sachen. Die Rüben kommen mit ſämtlichem Schmutz, angeſtoßen in die Mieten hinein, eine ſteckt die andere an, die Sachen verfaulen, und ſchließlich ſchütten wir wieder Erdreich darüber. Man erlaubt nicht einmal ſeitens der Stadt, daß die Arbeiter ſich die nur einigermaßen verwendbaren Rüben mit⸗ nehmen. Das würde vielleicht auch In wei 2.— ranz eigenartige Anoelegenheit vi e vieſem Gut, auf das die Bevölkeru vat, verſährt. kleineren Betrieben im Gegenſatz zu dieſem weitſ Da größeren Betrieke in Frage geſtellt. Da ich auf dem biete wohl Fachmann bin, möchte ich dem Herrn] u 2 Kollegen Skaller antworten, daß gerade in letzter] Zeit in der Ihnen wohl durchaus bekannten Lichten⸗ berger Konſumaeſellſchaft, . allerhand (Stadtv. Zielenziger: o⸗ E