Sitzung am 19. März 1919 (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Sie haben ja gar keine Ahnung!) — Ja, das geht Ihnen manchmal auch ſo. (Heiterkeit.) Ich habe noch niemals geſehen, daß gerade die . von den weiſeſten Menſchen gemacht wurden. Ich möchte nun noch auf einen ſpeziellen Fall eingehen, nämlich auf die mir am nächſten liegende Brotverſorgung. Das wird vielleicht für Sie nicht gars unintereſſant ſein. Wir haben in Charlotten⸗ urg ungefähr 10 000 Zentner Mehl in jeder Woche zu Brot zu verarbeiten. Von den 10 000 Zentnern Mehl haben ungefähr 250 Betriebe in Charlotten⸗ burg ihre Eriſtenz. Dieſe 250 Betriele beſchäftigten in Friedenszeiten ungefähr 1500 männliche und weibliche Perſonen. Wenn wir einer Vergeſellſchaf⸗ tung nähertreten wollten, dann würden dieſe ſelben 10 000 Zentner Mehl von ungleich weniger Leuten hergeſtellt werden. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Das iſt ja das Gute!) — Das iſt zunächſt das Gute — ich areife den Ein⸗ wurf auf —, ob es für Sie in betreff Ihrer Arbeiter gut iſt, bezweifle ich. Ich frage nicht, was Sie aus den anderen Bäckergeſellen zu machen gedenken. Das iſt zunächſt Ihre eigene Sache. Ich verlange auch nicht, daß Sie ſich der 250 Bäckermeiſterfamilien annehmen. Ich möchte nur fragen, wie die Stadi dabei fahren würde in bezug auf Steuerzahler, wenn eine derartige Sache Wirklichkeit würde. Meine Damen und Herren, ich will nach den eingehenden Ausführungen der einzelnen Redner Schluß machen und möchte nur noch ſagen, daß ich namens meiner Freunde zu erklären habe, daß wir eine Ueberweiſung an eine Deputation ablehnen, da nach unſerem Ermeſſen die Frage noch längſt nicht ſpruchreif iſt. ieſen Stand⸗ Teil der Be⸗ 115 Ich möchte doch einmal demgegenüber mit einem Wort darlegen, wie einer der größten Kenner des rommunalen Lebensmittelweſens, Herr Oberbürger⸗ meiſter Schwander aus Straßburg, ſich dazu äußerte. Er ſagt: Wenn eine Gemeinde die Verteilung der Lebensmittel ſelbſt in die Hand nimmt und die dafür nötigen Organe ſchafft, dann müſſe er allerdings zu⸗ geben. daß ſie keineswegs billiger arbeite als das Gewerbe. Stadtv. Dr Hertz: Straßburg iſt gerade vorbildlich auf dieſem Gebiet!) — Das weiß ich ſehr wohl, doch daß gerade Schwan⸗ der dieſe Aeußerung getan hat, iſt um ſo bemerkens⸗ werter. Dann möchte ich noch anführen — das wird unſenen Deꝛernenten, Herrn Stadtrat Auauſtin, intereſſteren —, daß nach dem gewiß unver⸗ dächtigen Zeranis eirer Kommiſſion, welche die kommunale Benirtſchaftunag mit Lebens⸗ mitteln in den verſchiedenſten Gemeinden im Auftrage des Kriegsernährungsamtes unterſucht hat, gerade in denjenigen Kommunen, die wegen ihrer Organiſationen uns immer als Muſter vorgeführt werden, in weiteſten Kreiſen wegen der kommunalen Wirtſchaftspolitik die ſchwerſten Vorwürfe erhoben werden. Die Aufſchläge im Warenpreiſe ſind zum Teil höher, als ſie der Handel je gekannt hat, und müſſen in erſter Reihe von den wirtſchaftlich Schwachen getragen werden. (Hörtl hört!) Nun, meine Herren, hätte ich mich eigentlich nicht gewundert, wenn Sie nach den Erfahrungen mit der Kriegswirtſchaft, deren unalaubliche Miß⸗ griffe wir ja während des langen Krieges kennen zu lernen unliebſame Gelegenheit hatten, hier auf⸗ getreten wären und geſagt hätten: wir müſſen in erſter Reihe beantragen, daß die Zwangswirtſchaft und die läſtige Abhängiakeit von Verordnungen und Verwaltungsorganen baldmöalichſt beſeitigt wird. Statt deſſen kommen Sie mit einem Antrage, der „ ſdie Zwangswirtſchaft nur vielleicht in einer etwas andern Form, nicht durch die Krieasgeſellſchaft, aber durch die Kommunen fortſetzen will. Wollen Sie es denn wirklich verewigen, daß Sie nicht dort kaufen können, wo Sie die Ware am beſten und billigſten bekommen? Wollen Sie es verewigen, daß Sie alle Qualitäten, die Ihnen hergereicht wer⸗ den, ohne Widerrede annehmen müſſen, daß Sie pielleicht das Beſchwerderecht haben, aber inzwiſchen heißt es: Friß, Vogel, oder ſtirb!? . (Heiterkeit.) Sie müſſen nehmen, was Ihnen in die Hand ge⸗ drückt wird. Eins iſt ſicher: die Kommunaliſterung, die Meckaniſerrna morden die Qualitäten, weil ſie ſe] das Intereſſe und das perſönliche Streben für die Serſtellung und Beſchaffung guter Waren aufheben. e — ce g e ſr g. er 3 en ſo Geſundheit unſeres Volkes durchaus not⸗ eißt immer, daß die Kom⸗ rbeite. Die bisherigen Er⸗