118 Ich ſagte ſchon einmal: in hygieniſcher Bezie⸗ hung und in bezug auf die Beſchaffenheit des Brotes kann bei der muſtergültigen Einrichtung der Groß⸗ bäckerei — und ſo muß natürlich auch ein kommu⸗ naler Betrieb eingerichtet werden — die Geſamtheit der Bevölkerung nur gut aufgehoben ſein. Wenn hier von verſchiedenen Seiten Klagen darüber angeſtimmt worden ſind, wo dann die klei⸗ nen Exiſtenzen bleiben, ſo ſtehen wir doch auf dem Standpunkt, daß wir das Allgemeinwohl zu fördern haben und das Allgemeinwohl ſteht uns unter allen Umſtänden höher als das Wohl einer beſtimmten Gruppe von Eriſtenzen innerhalb einer Kommune. Es muß uns natürlich in allererſter Linie am Her⸗ zen liegen, daß die Geſamtheit in bezug auf die Belieferung mit Nahrungsmitteln gut und muſter⸗ gültig aufgehoben iſt. Das kann ſie natürlich nur, wenn ſie von einer leiſtungsfähigen Bäckerei in einer Kommune bedient werden wird. Wenn nun geſagt wird, daß dieſe ſtaatlichen und kommunalen Betriebe teurer arbeiten, — ja, ſo will ich das unterſtreichen. Denn die Löhne und die Einkommensverhältniſſe in ſolchen muſtergültigen Betrieben ſollen natürlich grundverſchieden von den⸗ jenigen Löhnen ſein, die in ſolchen kleinen Bäcke⸗ reien gezahlt werden. Dort ſollen Löhne gezahlt werden, die unter allen Umſtänden als vorbildlich zu gelten haben und die es dem einzelnen Bäcker⸗ gehilfen ermöglichen, ein menſchenwürdiges Daſein zu führen. Dann möchte ich Sie bitten, daran zu denken, verehrler Herr Kollege, was dieſe großen Bäckereien im Intereſſe der Reinlichkeit leiſten. Die reinlichen Ar⸗ beitskleider der Gehilfen, die Badeeinrichtungen für die Bäckergeſellen und verſchiedene andere ſanitäre Einrichtungen, die Sie in Ihren kleinen Betrieben gar nicht haben können, die aber gerade auf die Her⸗ ſtellung der Produkte der Lebensmittelinduſtrie von entſcheidendem Einfluß ſind, fallen bei Ihnen voll⸗ kommen fort, die können Sie ſich nicht leiſten. Ich bin überzeugt, daß ſich mancher kleine Bäcker als Lei⸗ ter eines genoſſenſchaftlichen Betriebes wahrſcheinlich viel wohler fühlen wird als in ſeinem kieinen Kram⸗ laden. Das iſt ſo ſelbſtverſtändlich wie nur irgend möglich. Dann hat Herr Stadtv. Zielenziger hier eine ſehr nahrhafte Rede gehalten, (Heiterkeit) indem er von Hummermanonnaiſe und Leberpaſteten geſprochen und vor gefährlichen Experimenten auf dem Gebiete der Kommunaliſterung gewarnt hat. Auch wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß wir keine gefährlichen Experimente machen ſollen, auch wir ſtehen grundſätzlich auf dem Standpunkt, daß wir nur die Betriebe kommunaliſteren wollen, — und ich ſage ausdrücklich: kommunaliſteren, weil wir unter Sozialiſterung etwas ganz anderes verſtehen, das ſind Dinge, die mit einander nichts zu tun haben, denn Sozialiſierung iſt Vergeſellſchaftung, Seute vng das was wir führn — dieſe] es mir a iſt Gütererzeugung ohne den Charakter der Ware; iſt eimas ganz Grundverſchiedenes von dem, als Kommunaliſierung zu betrachten haben. Sitzung am 19. Rärs 1919 allen Umſtänden der Vorläufer für die künftige So⸗ zialiſterung ſein wird, und die Sozialiſierung — da⸗ gegen können Sie ſich nicht ſträuben — iſt eine Na⸗ turnotwendigkeit, und ſie wird im Laufe der Ent⸗ wicklung kommen, deſſen können Sie ſicher ſein. Ich bin überzeugt, daß auch Sie, die Sie heute eine ſo furchtlare Abneigung gegen die Sozialiſteruna an den Tag legen, ſich unter der Wirkung der Soziali⸗ ſierung glücklicher fühlen werden als jetzt unter dem privatwirtſchaftlichen Syſtem. (Lebhafter Widerſpruch bei den bürgerlichen Parteien.) — Mit nein iſt nichts geſagt. Gerade deshalb wollen wir ja ſozialiſieren, weil Waren erzeugt werden müſſen, weil wir gezwungen ſind, Waren zu erzeugen und die Produktion auf das Höchſte zu ſteigern. Das kann nur wirkſam auf der Grundlage der Sozialifie⸗ rung geſchehen. Es iſt mir natürlich innerhalb des Schlußworts nicht möglich, auf alle die Schiefheiten, die hier ge⸗ äußert worden ſind, von meinem Standpunkt aus einzugehen. Ich muß mich deshalb damit beſcheiden. die Bitte auszuſprechen und unſeren Antrag anzuneh⸗ men, die Frage in einer gemiſchten Deputation zu behandeln. Seien Sie überzeugt, daß wir innerhalb der Deputation ſo arbeiten werden, daß wir in dieſer Frage ſehr bald greifbare Reſultate vor uns ſehen, und ich ſtehe nicht auf dem Standpunkt des Herrn Oberbürgermeiſters, der mich ſo freundlich anlächelt, daß noch viele Wochen ins Land gehen werden, ehe in bezug auf die wirkſame Kommunaliſierung irgend ctwas Poſitives geleiſtet worden iſt. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Frentzel: Herr Kollege, Sie haben in Ihren Ausführungen gegen den Vor⸗ redner den Ausdruck niedriges Niveau gebraucht. Ich darf annehmen, daß Sie damit durchaus nicht haben ſagen wollen: moraliſch niedriges Niveau? (Stadtv. Horlitz: Nein!) Kommunaliſterung ſoll alſo kein Erperiment ſein, Klarh ſondern ſie ſoll auf ſtreng durchdachter logiſcher m. daß 5 in die Tat umgeſetzt werden. iſt, daß 1 Sicher aber ſteh