118 Stgung am 19.-März 1919 meiſter glaubt, daß der Begriff „Kommunaliſierung“ dem Begriff „Vergeſellſchaftung“ widerſpricht, ſo muß ich darauf erwidern, daß ſich die Sozialiſterung oder Vergeſellſchaftung auf verſchiedenen Wegen vollzieht. Den Kohlenbergbau vergeſellſchaftet man, indem man ihn für das ganze Reich in die Hände der Allge⸗ meinheit überführt. Wenn man aber in einer be⸗ ſtimmten Gemeinde Brot erzeugen will, ſo wird man als Träger dieſer Sozialiſierung die Gemeinde neh⸗ men. Deshalb iſt Vergeſellſchaftung das allgemeine, die Verſtaatlichung oder die Ueberführung in die Hände des Reiches, um den unangenehmen Ausdruck Verſtaatlichung zu vermeiden, der eine Weg, die Kommunaliſierung oder der Eigenbetrieb der Ge⸗ meinde ein anderer Weg. Daneben aber gibt es einen dritten Weg, der hier bei dieſer Debatte etwas zu kurz gekommen iſt, und den nur mein Herr Vorredner in ſeinem Schlußwort etwas näher gekennzeichnet hat, das iſt der Weg der Vergenoſſenſchaftung, und ich betone ausdrücklich, daß wir auch dieſem dritten Weg eine ſehr große Bedeutung beimeſſen. Wenn wir für die Sozialiſierung in der Gemeinde eintreten, ſo ſagen wir damit durchaus nicht, daß nun alle Maßnahmen durch die Gemeinde oder durch einen bürokratiſch ge⸗ leiteten Apparat durchgeſetzt werden ſollen; im Ge⸗ genteil, ich habe ja betont, daß wir gerade den Büro⸗ kratismus vermeiden wollen, weil ich darin in An⸗ lehnung an das Gutachten der Sozialiſierungskom⸗ miſſion eine ſehr große Gefahr für die Sozialiſie⸗ rung ſehe. Wir ſagen, daß wir alle Wege gehen und alle Mittel benutzen wollen, um der Gefahr der Bürotratiſierung zu entgehen, daß wir die ſchöpfe⸗ riſche Initiative aller einzelnen benutzen wollen, um ſie für die Geſamtheit nutzbar zu machen. Den Ausführungen des Herrn Dr. Frentzel ge⸗ genüber möchte ich betonen, daß ſein Verſuch der Rettung der kapitaliſtiſchen Wirtſchaftsweiſe als einer Möglichkeit, uns aus dem durch den Krieg ver⸗ urſachten Chaos herauszuführen, nach meiner Ueber⸗ zeugung nicht als gelungen anzuſehen iſt. Er hat vollkommen vergeſſen, daß wir augenblicklich unter ſo ſchwierigen Bedingungen leben, daß wir uns einer ſo vollkommenen Anarchie der Wirtſchaft gegenüber⸗ ſehen, daß nur die organiſterte Aktion darin einen Wandel ſchaffen kann, und er hat ferner vollkommen überſehen, daß die kapitaliſtiſche Produktion, baſie⸗ rend auf Angebot und Nachfrage, durchaus nicht dieſe reibungsloſe Wirtſchaft gewährleiſtet, die nach ſeiner Ueberzeugung der Kapitalismus bringen ſoll. Ich erinnere daran, daß die Kriſen im kapitaliſtiſchen Wirtſchaftsleben eine Erſcheinung ſind, die im ganzen verfloſſenen Jahrhundert faſt jede 5 Jahre periodiſch wiedergetehrt, daß ſie mit der kapitaliſtiſchen Wirt⸗ ſchaftsweiſe eng verbunden ſind, daß ſie einſach der ſache ihr Entſtehen verdanken, daß die P 08, volltommen anarchiſch m inte dann n weiter, die u5. des einzelnen würde 1d üb tſte ken, rodut⸗ Bedarfsgefichtspunkten erfolgt, ſon, daß in der kapitaliſtiſchen Geſellſchaft nur derjenige Wirtſchaftsfreiheit hat, der die ausreichenden mate⸗ riellen Grundlagen für ſein Daſein beſttzt, daß aber die große Maſſe der Bevölkeruna, die ohne dieſe aus⸗ reichende Cxiſtenzarundlage iſt, einfach gezwungen iſt, den Weg zu gehen, den Mittelloſigkeit, Mangel an Exiſtenzmitteln ihr vorſchreiben. Dieſen Zuſtand wollen wir beſeitigen. Wir wollen die wahre Wirt⸗ ſchaftsfreiheit, wir wollen, daß jeder nach ſeinem Können, nach ſeiner Kraft an diejenige Stelle geſetzt wird, an der er für die Allgemeinheit das Erſprieß⸗ lichſte leiſten kann. Ich habe Ihnen ja in meinen erſten Ausfüh⸗ rungen auseinandergeſetzt, welchen Weg wir dafür für erſprießlich halten. Man wird in der Kom⸗ miſſion darüber noch näher ſprechen können. Ich möchte nur im Anſchluß an das, was mein Herr Vorredner geſagt hat, betonen, daß ſein Gefichts⸗ punkt auch für andere Zweige der Lebensmittelbe⸗ wirtſchaftung gilt, daß für die Zukunft nicht nur Finanzmotive, nicht nur wirtſchaftliche Motive, ſon⸗ dern daß in großen Umfange hygieniſche Motive ausſchlaggebend dafür ſein werden, daß an die Stelle des Kleinbetriebes mit ſeinen ſchweren geſundheit⸗ lichen Schädigungen der organiſierte, nach geſund⸗ heitlichen Grundſätzen geleitete Großbetrieb tritt. Deswegen erwähnte ich die Kommunaliſierung der Milchverſorgung, die zweifellos eine Belaſtung für die Stadt bringen dürfte. Aber dieſe Belaſtung der Stadt iſt notwendig, weil uns der Krieg eine ſo große Verſchlechterung unſeres Geſundheitszuſtandes gebracht hat, weil eine ſo ſtarke Säuglingsſterblich⸗ keit eingetreten iſt, daß es dringend im Intereſſe der Allgemeinheit liegt, wenn durch geregelte Für⸗ ſorge auf dieſem Gebiet die geſundheitlichen Schä⸗ digungen des Krieges bekämpft werden. Ich will es mir verſagen, auf andere Einwen⸗ dungen einzugehen. Wenn ich mir auch nicht ver⸗ hehle, daß unſere weitergehenden Anſchauungen bei einem großen Teile dieſer Verſammlung Widerſtand finden werden, ſo bin ich doch mit meinem Herrn Vorredner darin vollkommen einig, daß die Verhält⸗ niſſe die große Mehrheit auch dieſer Verſammlung zu Schritten treiben werden, die ſie heute noch nicht für richtig erachtet. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Frank (perſönliche Bemerkung): Mir liegen die Lohnverhältniſſe der Schornſteinfeger vor. Einkom⸗ Der Herr Stadtv. Skaller hat von einem men von 60 000 ℳ geiprochen. — Vorſteher⸗Stellv. Dr Frentzel: Eine verſönliche Bemerkung iſt das aber nicht! Stadto. Frant (fortfahrend): Ich wollte nur dazu ſprechen, weil die Angabe nach meinen Auf⸗ zeichnungen nicht ſtimmt und die Verſammlung ſonſt ein falſches Bild davon bekommt. Ich habe die bei in 1 . als Vorſitzender des ſozraliſti⸗“Innungsausſchuſſes bier. aſichtigt men demnach nicht— (clocke des Larſrchers.), erſönliche Bemerkuna. Die Ausführungen ſtim⸗ o Frentel: Serr Ktolleae,