130 Ich möchte vor allen Dingen ſagen: heute wer⸗ den die Dinge ſo dargeſtellt, als wenn der General⸗ ſtreik, der hier von den Arbeitern erklärt worden iſt, unter Zuſtimmung der rechtsſozialiſtiſchen Arbeiter⸗ räte, wie ich ausdrücklich feſtſtellen möchte, (Zurufe: Trifft nicht zul) daß dieſer Generalſtreik mit den Straßenkämpfen in unmittelbarſtem Zuſammenhange ſteht, ja, daß die Straßenkämpfe mit auf dem Programm dieſes Ge⸗ neralſtreiks geſtanden hätten. Ich will demgegenüber nicht auf die Ausführungen der Arbeiter und Ar⸗ beiterführer verweiſen, die das beſtreiten, ſondern ich will Ihnen als Zeugen, der wahrſcheinlich auch Innen unverdächtig erſcheint, den Hauptmann von Moyzyſowicz vom Generalkommando Lüttwitz nennen, der in einer offiziellen Beſprechung mit der Berliner Preſſe erklärt hat: „Der Generalſtreik iſt ſcharf zu trennen von dem bewaffneten Aufruhr“ und weiter ſagt: Die Führer und Anhänger der Unab⸗ hängigen waren gegen den Aufruhr. Ebenſo hielten die Führer der Kommuniſtiſchen Par⸗ tei die Zeit für den von langer Hand vorbe⸗ reiteten Aufruhr zur Durchſetzung ihrer Ziele jetzt noch nicht für gekommen. Die Vorgänge, die ſich am Dienstag nach der Er⸗ klärung des Generalſtreiks auf dem Alexanderplatz abgeſpielt haben, verdanken ihre Urſache der Rivali⸗ tät zwiſchen den Regierungs truppen und der Re⸗ publikaniſchen Soldatenwehr bzw. der Volksmarine⸗ diviſion. Aber wenn bisher nur darauf hingewieſen worden iſt, daß rein materielle Motive in dieſer Rivalität eine Rolle geſpielt haben, ſo möchte ich demgegenüber doch darauf hinweiſen, daß viel wich⸗ tiger als dieſe Motive das Motiv war, daß bei den freiwilligen Truppen der alte mlitariſtiſche Geiſt wiederhergeſtellt worden iſt, während bei der Re⸗ publikaniſchen Soldatenwehr und Volksmarinedivi⸗ ſion die Wahl der Führer durch die Mannſchaften ſelbſt vorgenommen wurde. (Unruhe.) — Es handelt ſich, genau wie bei dem Konflikt, der zwiſchen den Berliner Schutzleuten und dem Polizei⸗ präſtdenten in Berlin ausgebrochen iſt, um mili⸗ tariſtiſche Motive. (Zuruf bei der Bürgerlichen S, Gehört ja gar nicht zur Sache!) Dieſe Berliner Schutzleute ſollen jetzt auch in ein militariſtiſches Verhältnis hineingeſpannt werden, weil ſie ſich damals an den Straßenkämpſen nicht beteiligt haben. (Wiederholte Rufe: Zur Sache! Glocke des Vor⸗ ſtehers.) Vorſteher Or. Borchardt: nicht zu unterbrechen. Ich bitte, den Redner Stadtv. Dr. Hertz: Verehrte Anweſende, Sie brauchen mir gar nicht zu ſagen und durch Ihre Zu⸗ rufe zu beweiſen, daß Sie unangenehm davon be⸗ rührt ſind, (Lachen bei den bürgerlichen Parteien) Sitzung am 2. April 1919 Das Berliner K npte Vorwärts, beitern mit aller 2 ſ geſchaffene große Kunſtwert beſetzt ſei . E 2 daß dieſ Angelegenheiten hier zur Srache gebracht werden. Das wiſſen wir ja länaſt, daß Ihnen dieſe Dinge unangenehm ſind. Aber wir laſſen ans das Recht nicht nehmen, hier darauf einzughen. (Rufe bei den Bürgerlichen: ſe bei Zeitvergeudung! Rufe bei den Unabhängigen: Wir haben Zeit!) Ich muß, um alle die Dinge zu kennzeichnen, die ſich im Laufe dieſer Zeit abgeſpielt haben, vor allen Dingen darauf eingehen, wie ſyſtematiſch die ganze öffentliche Meinung irregeführt worden iſt. Man hat in der geſamten Berichterſtattung das Be⸗ ſtreben verfolgt, die Macht der Aufſtändiſchen unge⸗ heuer groß zu ſchildern. Man hat weiter immer den Eindruck zu erwecken geſucht, als wenn ihr Vor⸗ gehen das denkbar gemeinſte und grauſamſte gegen die Regierungstruppen geweſen ſei. (Zurufe: War es auch!) Wir ſtehen nicht an, wie ich eingangs bereits ſagte, jede Gewalttätigkeit zu verurteilen, (Stadtv. Heilmann: Jede?!) — jede Gewalttätigkeit zu verurteilen. Wir haben auch kein Hehl daraus gemacht und tun es auch an dieſer Stelle nicht, daß die Grauſamkeiten, die gegen die Regierungstruppen verübt worden ſind, niemals unſere Billigung finden werden. Aber gerade die Dinge, die den Spartakiſten und überhaupt den Auf⸗ rühreriſchen zur Laſt gelegt worden ſind, haben ſich ja zum allergrößten Teil als der größte Schwindel erwieſen, (Sehr richtigh! bei den Unabhänaigen) den es jemals gegeben hat. (Zurufe: Siehe Lichtenberg!) Schon über den Umfang und die Heftigkeit der Kämpfe ſind Tag für Tag Berichte in die Zeitun⸗ gen gekommen, die durchaus den Charakter der Un⸗ wahrheit an der Stirn trugen. (Sehr richtig! bei den Unabhängigen.) Eines mm hieß es, die Bötzowbrauerei ſei von den Spartakiſten zu einer wahren Feſtung ausge⸗ ſtaltet worden. Garm bei der Bürgerlichen Fraktion: und ⸗ Volksmarinehaus?) In derſelben Nummer, in der das Berliner Taaellatt dieſe Mitteilung, die aus einer Korreſpondenz; ſtammte, brachte, mußte es die Berichrigung des Oekonomen der Bötzowbrauerei veröffentlichen „ daß das Gebäude weder von den Spart 2 1 noch von den Regierunastrupen erſtürmt worden ſei. brachten an dieſem Tage Mitteilung. daß die Lorslhne 24 9 uund⸗