140 Ich habe die Leute geſehen, die den „Vorwärts“ be⸗ ſetzt haben. Ich habe bisher nicht darüber geſprochen, ich werde auch heute keine Namen nennen, da es nicht meine Art iſt, Leute zu denunzieren; aber ich habe bekannte Funktionäre der unabhängigen So⸗ zialdemokratie unter ihnen geſehen, Leute, (Lebhafte Zurufe bei den unabhängigen Sozial⸗ demokraten: Nennen Sie doch die Namen!) die mir aus der früheren gemeinſamen Parteitätig⸗ keit in einem der Berliner Kreiſe ſehr aut bekannt waren. nennen Sie uns nach⸗ Namen!) (Stadtv. I)r Hertz: Vielleicht her privatim die Die Regierung war in dieſen Tagen ſchutzlos. Wir wußten, daß am 6. Jannar der Sturm auch auf die Regierungsgebäude in der Wilhelmſtraße be⸗ ginnen ſollte; wir hatten keine Waffen, was ſollten wir tun? Es blieb in jenem Augenblick nichts anderes übrig, als an die mehrheitsſozialiſtiſchen Arbeiter Berlins den Aufruf zu erlaſſen, daß ſie in Maſſen in der Wilhelmſtraße erſcheinen und ver⸗ ſuchen ſollten, durch ihre Gegenwart die Regierung zu ſchützen. So erſchienen denn die Arbeiter am Montag und Dienstag früh. (Zurufe bei den unabhängigen Sozialdemokraten.) — Ob es Arbeiter oder Beamte waren, tut in dieſem Zuſammenhang nichts zur Sache. Es erſchienen alſo Anhänger der Mehrheitsſozialdemokratie, Par⸗] teigenoſſen in der Wilhelmſtraße und ſtellten ſich zu Tauſenden und Abertauſenden rings um die Re⸗ gierungsgebäude auf, — waffenlos! Was geſchah? Wir ſtanden dort; es kam ein Zug Kommuniſten und Unabhängige und trug an der Spitze ein Schild: Arbeitsloſe aus Wilmersdorf. Als der Zug an die Menſchenmenge herankam, löſte ein ſehr junger Mann in der erſten Reihe eine Handgranate, zog ſie ab und warf ſie in unſere dicht gedrängten Scharen : ein Toter, 8 Verwundere! (Hört! hört!) Wir konnten nichts anderes tun, Sozial⸗ (Lebhafte Zurufe bei den Unabhängigen — demokraten.) — Ich habe es ſelb't geſehen, Herr Kollege Stkaller iſt auch dabei geweſen; Sie wollen mir doch nicht abſtreiten, was ich mit meinen eigenen Augen ge⸗ ſehen habe. Aber natürlich, wenn irgendeine Phan⸗ taſiegeſchichte in der „Freiheit“ geſtanden hat, dann iſt ſie wahr wie das Evangelium, dann kann man darauf ſchwören. Das, was wir ſelbſt mit eigenen Augen geſehen haben, ſtreiten uns die Herren Un⸗ abhängigen aber ab. Ich ſage: dieſer Vorfall wiederholte ſich mehrfach im Laufe jenes kritiſchen Montag. Wir konnten nichts anderes tun, als unſere Toten und Verwundeten ſtill beiſeite tragen. Am nächſten Dienstag war unſere Empörung ſo doch] geſtiegen, daß wir am Dienstag vormittag ſelbſtj vor die Wilhelmſtraße zogen und nicht eher weg⸗ gingen, als bis Ebert und Scheidemann kamen und wir ihnen ein Ultimatum ſtellten Sitzung am 2. April 1919 11. weder ihr gebt uns Waffen heraus und ſorgt dafür, daß eure Anhänger, die ganze Bevölkerung Schutz hat gegen dieſes. Mordgeſindel, oder wir überlaſſen euch eurem Schickſal! So kam die Regierung da⸗ zu, Regierungstruppen aufzuſtellen, und nun kennen Sie den Zuſammenhang. Und um auch das noch zu erwähnen: es kam ein zweiter Grund dazu. Unſere Grenzen waren aufs ſchwerſte durch polniſche, bolſchewiſtiſche Hor⸗ den uſw. bedroht. 5 (Zurufe bei den unabhängigen Sozialdemokraten.) — Sie haben ja heute wieder geleſen, daß eine neue Offenſive der Bolſchewiki eingeſetzt hat. („Erncute Zurufe bei den unabhängigen Sozial⸗ demokraten.) Ich werde es ſofort ſagen. — Zum Grenzſchutz wur⸗ den freiwillige Truppen gebraucht, und die Unab⸗ hängigen in Berlin, Helden an Tapferkeit, wenn ſie weit vom Schuß ſind, erklärten: dieſer Grenzſchutz ſei ganz überflüſſig. Die Unabhängigen in Oſt⸗ preußen aber, denen der Feind naheſteht, erließen flammende Aufrufe, man ſolle in die Freiwilligen⸗ Armee eintreten: 8 Freiwillige vor! Die Heimat ruft Euch! Meldet Euch ſofort und in großer Zahl bei den Werbebüros! Keiner darf zögern, wenn es gilt, die Heimat und unſere Lieben zu ſchützen vor fremder Vergewaltigung. (Hört! hört!) Darunter 16 unabhängige Führer aus Oſtpreußen: (Hört, hört!) . Kurſchat (Tilßt), Dokberſtein (Eydtkuhnen), Mallon, Aſch, Kroll, Sauer, Heydemann, Sieg, Gottſchalk, Linde, 2 Ihr Parteiſekretär — Mertins, Ihr Führer in Königsberg Weck, Bothke, Hecht, Krentſch und hähnerl. So ſtehen die Herren zum Grenzſchutz, wenn es auf ihre Koſten geht⸗. Meine Herren, ich brauche Sie ja nur daran zu erinnern, daß Sie immer da, wo Sie zur Macht gekommen ſind, ſofort den Belagerungszuſtand hängt „ 2 Jung⸗ und nie daran gedacht Ihr Parteigenoſſe Obuch in! verſammlung gegen de wetterte, ſtand ſagte: Ja, heben in Düſſeldorf auf!