— Sitzung am des Lebens und der Freiheit der großen Mehrheit der Menſchen, die nicht zu Ihrer Partei gehören. Indeſſen, wenn Herr Kollege Dr Hertz ſagt, er ver⸗ urteile jede Gewalttätigkeit, ſo darf ich ſagen, daß iſch das mit voller Ehrlichkeit tue, und darf Herrn Dr Hertz bitten, zu glauben, daß er die So⸗ zialdemokratie nicht dabei ertappen wird, wobei man die Unabhängigen jeden Tag antrifft, daß ſie Ge⸗ walttätigkeiten und Gewalttäter ſchützen. Die Regierungstruppen ſind alles andere eher als lauter Engel. Herr Kollege Dr Hertz hat zur Verteidigung der Regierungstruppen ihre große Nervoſttät geltend gemacht. Das laſſe ich auch gel⸗ ten, Häuſerkämpfe, Straßenkämpfe, Kämpfe mit eigenen Volksgenoſſen müſſen immer nervös machen. Aber das iſt für kalte Mordtaten, für Abſchlachtung von Gefangenen und all das andere, was Herr Dr Hertz uns vorgetragen hat, keinerlei Entſchuldi⸗ gung. Wir ſind abſolut einmütig und feſt darin, zu fordern, daß eine rückſichtsloſe Unterſuchung feſt⸗ ſtellt, ob dieſe Fälle ſich ſo zugetragen haben, und daß, wer immer als ſchuldig überführt wird, rück⸗ ſichtslos zur Verantwortung gezogen wird. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir glauben gern, daß von den Regierungstruppen Taten der Uebereilung, der Nervoſität, des Leicht⸗ ſinns begangen worden ſind. Das iſt zu entſchuldi⸗ gen. Auch kleine Eigentumsverletzungen ſoll man nicht allzu hart nehmen. (Lebhafte Zurufe bei den unabhängigen Sozial⸗ demokraten.) — Die Spartakiſten haben aus meinem eigenen Büro für über 1000 ℳ. Bürogegenſtände geſtohlen; laſſen Sie mich nur mit dieſen Leuten zufrieden. (Heiterkeit.) — Ich ſage: Leute, die 5 Minuten vorher in Lebens⸗ gefahr waren, ſind 5 Minuten nachher nicht ſehr re⸗ ſpektwoll gegen das bürgerliche Eigentum, und ich bitte die Herren von der Unabhängigen Sozialdemo⸗ kratie, die im Felde waren, ſich ehrlich zu prüfen, ob wir draußen immer ſehr reſpektvoll mit fremdem Eigentum umgegangen ſind, wenn wir gerade etwas brauchten. Das alles iſt zu verſtehen, und meinet⸗ halben ſogar zu entſchuldigen. Nicht zu entſchuldi⸗ gen ſind Brutalitäten, ſind Morde. Dagegen ver⸗ langen wir ſtrengſtes Einſchreiten, und wir haben das Vertrauen zur Regierung, daß ſie es an ernſtem Nachdruck nicht fehlen laſſen wird. (Lebhafte Zurufe bei den unabhängigen Sozial⸗ , denmokraten.),, n gal vibrec, wrchner Her Kellne, 0 Zu rertribüne Glocke des Vor⸗ — dieſe Ausſchreitungen müſſen beſtraft werden. die Regierungstruppen eingegriffen haben. in der ein Mann zu 10 Jahren Zuchtkaus verurteilt 1141 . 141 2. April 1919 8 entfernt wird. Ich bitte den Diener, denjenigen, der jetzt eben den Zuruf getan hat, von der Tri⸗ büne zu entfernen. 5 4 Sehr richtig!) Stadtv. Heilmann (fortfahrend): Ich möchtie nur folgendes ſagen: wir bedauern außerordentlich, daß der mutmaßliche Mörder Liebknechts noch nicht gefaßt worden iſt. Aber die Verfolgung dieſes Mörders iſt mit ſehr viel mehr Energie und Ernſt betrieben worden, als die Verfolgung des Mörders Lindner, der als Mitglied des revolutionären Arbeiterrats Auer, Oſel und den Major von Gareis erſchoſſen hat. Wenn Sie, meine Herren, wirklich menſchlich denken, dann ſollten Sie⸗doch dafür ſorgen, daß in Ihren Reihen wenigſtens das Maß von Ernſt zur Bekämpfung der Gewalt an den Tag gelegt wird, daß Ihnen wenigſtens der Harmloſe glauben kann, daß Sie keine Gewalt wollen. Ich ſage alſo: daß die Regierungstruppen Aus⸗ ſchreitungen begangen haben, iſt ſehr wohl n, Dun 2 Das Schwindelnachrichten in die Welt geſetzt worden ſind, iſt ohne weiteres zuzugeben. Herr Kollege Dr Hertz iſt, glaube ich, auch einmal Preſſemenſch geweſen, und er weiß, wie wenig ſelbſt die größte Sorgfalt einen Redakteur davor ſchützen kann, gelegentlich auf Schwindelmeldungen, auf falſche Meldungen nament⸗ lich über Kämpfe, in aufgeregten Zeiten hereinzu⸗ fallen. Ich erinnere daran, daß vor ein paar Tagen durch alle deutſchen Zeitungen, auch durch Ihre, die Meldung ging, der König von Italien ſei erſchoſſen. Jeder hat es geglaubt. (Widerſpruch bei den Unabhängigen.) Meine Herren, haben Sie in den erſten Tagen der Revolution auch nicht die Nachrichten verbreitet: auf der engliſchen Flotte ſei die rote Fahne gehißt, in Frankreich ſeien Arbeiterräte gewählt worden? Wir haben es am 9. und 10. November alle geglaubt. Tun Sie doch nicht ſo, als ob Sie nie auf eine falſche Nachricht hereinfallen können. Aber was nun die Tatſachen angeht, ſo ſind tat⸗ ſächlich während der jüngſten Unruhen in Berlin Grauſamkeiten ſcheußlichſter Art verübt worden, ehe Sehr richtig!) Sie haben jetet die Gerichtsverhandlung aeleſen, worden iſt. Ich möchte die Gräßlichkeiten nicht ſchildern, wie man den Regierungsſoldaten dort lang⸗ ſam zu Tode gehetzt und gefoltert hat, einen Mann, der nichts weiter getan hat, als daß er Regierungs⸗ ſoldat war und wagte, durch die Frankfurter Allee zu gehen. Der Fall iſt durch Zufall auſgehellt worden, dadurch, daß die Szene photographiert worden iſt. Es beſtehen von etwa einem Dutzend ſcher hotographien, in denen einzelne Re⸗ en planmäßig qualvoll zu Tode ge⸗ tert worden ſind. Und, meine Herren, da frage un ſolche Dinge möglich ſind⸗ das wollen Sie ſo etwas vorkommt? Aber die Schuld daß Sie, Ihre Anhänger nicht genug t genug davor warnen.