2 4 Sitzung am 2. April 1919 keineswegs ſo, wie er behauptet, es wäre keine Sorge mehr für die Zukunft, es brauchten keine Vorkehrungen mehr getroffen zu werden. Es pfeifen doch die Spatzen von den Dächern in Charlotten⸗ burg, daß unſere Bevölkerung vor den nächſten Tagen und allem, was in ihnen geplant iſt, eine außer⸗ ordentliche Sorge hat. Darum können wir nur gut heißen, wenn für dieſe Bevölkerung, die in ihrer Mehrzahl im Gegenſatz zu der Meinung der Herren dort ſteht, alles von der Regierung getan wird, was die Regierung pflichtgemäß zu tun hat. Wir können uns nur darüber freuen, daß mit ſolcher Energie und ſolchem Pflichtbewußtſein ſeitens der Regierung gehandelt wird. Wir lehnen den Antrag Ir Hertz energiſch ab. Stadtv. Otto: Meine Freunde haben der Um⸗ ſtellung der Tagesordnung zugeſtimmt, weil uns von ſehr beachtlicher Seite geſagt worden war, wenn wir dieſer Umſtellung zuſtimmten, würden die Verhand⸗ lungen über den Antrag, der uns jetzt beſchäftigt, ver⸗ hältnismäßig kurz ſein. (Heiterkeit.) Wir verhandeln jetzt 2½ Stunden, und nach den Andeutungen, die ſchon gemacht ſind über das Schlußwort, wird ſich die Verhandlung wohl noch! etwas länger hinziehen. Demgegenüber müſſen wir doch ſagen, bei allem Intereſſanten und Schönen, was wir bisher gehört haben (Zuruf) — das Schöne lag natürlich nicht in der Rede des Herrn Antragſtellers, ſondern lag hin und wieder in den Ausführungen des Herrn Kollegen Heil⸗ mann, (Hört! hört! bei den Unabhängigen) ſind wir der Meinung: wir haben hier in der Char⸗ lottenburger Stadtverordnetenverſammlung Nötigeres zu tun, als uns über dieſe allgemein politiſchen Fragen in ſo gründlicher Weiſe auseinanderzuſetzen. (Sehr richtig!) Um ſo mehr haben wir Veranlaſſung, ſtädtiſche Arbeit zu leiſten, als dieſe Auseinanderſetzungen ſchließlich nichts weiter bedeuten als einen Streit zwiſchen den beiden ſozialdemokratiſchen Richtungen. Dieſen Streit unſererſeits noch weiter auszuſpinnen, uns in dieſen Streit materiell einzumiſchen, haben wir nicht die geringſte Veranlaſſung. Mit Rückſicht darauf, daß gerade heute auf der Tagesordnung noch außer⸗ ordentlich wichtige Punkte ſtehen, die für die Char⸗ lottenburger Bürgerſchaft von viel größerer Bedeu⸗ ſes Geplänkel e 4 145 den ſollen, und wir haben uns überzeugt, daß die Regierung zu der Maßregel der Verhängung des Belagerungszuſtandes ſich nur äußerſt ungern und nur gedrängt durch die blutigen Vorgänge, die dieſer Verhängung vorausgingen, entſchloſſen hat. Wir haben aber zugleich die Ueberzeugung gewonnen, daß auch die Regierung den Belagerungszuſtand nicht einen Tag länger andauern laſſen wird, als die Ver⸗ hältniſſe ſie dazu zwingen. Das zu überſehen, ob der Zwang der Verhältniſſe noch vorliegt — ich be⸗ finde mich da völlig in Uebereinſtimmung mit den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters —, iſt nicht unſere Sache und iſt uns auch gar nicht mög⸗ lich. Wir müſſen es der Regierung überlaſſen, den richtigen Zeitpunkt zu beſtimmen, wann der Be⸗ lagerungszuſtand aufgehoben wird. In Verbindung mit dieſer Frage ſteht natür⸗ lich die Frage der Freiwilligenverbände. Der Be⸗ lägerungszuſtand kann nur aufgehoben werden, wenn die Sicherheit und Ruhe und Ordnung in Berlin nach Meinung der Regierung unter allen Umſtänden ſichergeſtellt iſt. Wenn er bis jetzt noch nicht aufgehoben iſt, ſo hat die Regierung die Ueber⸗ zeugung noch nicht, und auch die Freiwilligenver⸗ bände können zurzeit nicht aus Groß⸗Berlin und aus Charlottenburg zurückgezogen werden. Wir laufen ſonſt Gefahr, daß wir Groß⸗Berlin ohne jede Wider⸗ ſtandsmöglichkeit den Spartakiſten ausliefern. Eine derartige ungeheure Verantwortung können wir nicht übernehmen. Wir lehnen alſo den Antrag I)r Hertz in ſeinen beiden Forderungen ab. Wir halten den Antrag, den Herr Kollege Heilmann hier eingebracht hat, gegenüber der augenblicklichen Lage und der Haltung der Regierung nicht gerade für dringend geboten: wir werden dieſem Antrag aber zuſtimmen, weil wir in dem Ziel, das er zum Ausdruck bringt, uns“ völlig mit den Antragſtellern im Einklang befinden. (Ein Antrag auf Schluß der Beratung wird genügend unterſtützt und von der Verſammlung an⸗ genommen. Antraaſteller Stadtv. Dr. Hert (Schlußwort): Meine Damen und Herren! Die Ausführungen des Herrn Heilmann haben auf der rechten Seite des Hauſes ſehr großen Beifall gefunden. Es wieder⸗ holt ſich damit dasjenige, was ſich in der National⸗ verſammlung in Weimar, was ſich in der Preußi⸗ ſchen Nationalverſammlung vorbereitet hat. Wir ſind darüber nicht erſtaunt. Denn die Aufrechterhal⸗ tung des Belagerungszuſtandes wird eben nur von denjenigen Teilen des Volkes gefordert, die ihre Vertretung auf der rechten Seite der parlamentari⸗ 22 ſchen Körperſchaften finden. Die Arbeiterklaſſe und alle diejenigen Schichten, die ein Intereſſe an der Verwirklichung des Sozialismus haben, lehnen ſeinen derartigen Zuſtand auf das energiſchſte ab ] Wenn Herr Heilmann meinte, uns, die Unab⸗ fſ hängigen, trenne von den Rechtsſozialiſten die Ge⸗ fſmeinſchaft mit den Spartakiſten, trenne die Ueber⸗ 9 einſtimmung den 4 . ſo antworte us jetzt mit allen 2 wollen nicht die