Sitzung am in der Arbeitsenergie von Millionen und aber Millionen von Geiſtern, Köpfen und Händen, (Bravo! bei den bürgerlichen Parteien) die ihre Freude daran hatten, zu arbeiten, die ihre Frende fanden am geſchehenen Werk und die ihren Genuß dann auch an ihrem Leben hatten. (Bravo! und Sehr richtia! bei den bürgerlichen Parteien.) Meine Damen und Herren, dieſe Arbeitsenergie, dieſer Arbeitswille, dieſe Arbeitsfreudigkeit fehlt im deutſchen Volk, im deutſchen Volk, das ſtets darauf gepocht hat, in dieſer Hinſicht an erſter Stelle in der Welt zu ſtehen. Das iſt das Schlimmſte, was uns betroffen hat! Wir hoffen aber, daß dieſe Ar⸗ beitsfreudigkeit nicht verſchwunden iſt, daß ſie nur ſchlummert und daß ſic eines Tages wieder erweckt wird. Denn wenn wir dieſe Hoffnung nicht hätten, ſo müßten wir das eigentlich beute erkennen, daß unſer Wirtſchaftsleben nicht bloß, wie ich vorhin ſagte, erſchüttert iſt, ſondern es wäre verſchwunden, und wir wären damit erledigt. Meine Damen und Herren, mit dieſem Aller⸗ ſchlimmſten hängt naturgemäß alles das andere zu⸗ ſammen, die furchtbare Teuerung, die ſich in unſerem Haushaltsplan materiell geltend macht. Es iſt uns durch ſie ein gewiſſer Teil des Bodens für Berech⸗ nungen, die wir aufſtellen müſſen, entzogen, und das gibt naturgemäß in einem Haushaltsplan einer großen Gemeinde Schwierigkeiten. Die Teuerung iſt ſprunghaft, ſie iſt unberechenbar. Wir müſſen auf Dingen aufbauen, die wir früher nicht gekannt haben, von denen wir aber auch nicht wiſſen, ob ſie weiter beſtehen werden. Ich brauche keine Beiſpiele an⸗ zuführen und will mich der Kürze halber weſentlich beſchränken. Ich brauche Sie nur an Ihren eigenen Haushalt zu erinnern und nur eins zu ſagen, was für den ſtädtiſchen Haushalt mit ausſchlaggebend iſt, daß bei uns in dieſem Jahr die Kohlen mit Preiſen haben eingeſtellt werden müſſen, die um 350 % höher ſind als zu Beginn des Krieges. (Stadtv. Zielenziger: Das iſt noch nicht das Ende!) Dann kommt weiter hinzu, aufgebaut auf den ſachlichen Teuerungen, die perſonelle Frage, es kommen die Perſonalkoſten, die Löhne, die Gehälter, die Teuerungszulagen hinzu. Und allen dieſen Schwierigkeiten gegenüber ſollen wir uns bei der Beurteilung unſeres Haushaltsplans für das nächſte Jahr nicht von denjenigen Faktoren blenden laſſen, die wir ſonſt in gewöhnlichen Zeitläuften als aus⸗ ſchlaggebend zum Vergleich heranziehen konnten, nämlich von den Jahresabſchlüſſen des vergangenen Jahres und des jetzt vor uns liegenden Jahres. SStadw. br Liepmann: Leider!) 24. 5. eeabſcluß des Jahre⸗ 1917 hat Ihnen 7 Io e Ac a Se See, . aait 2 149 2. Apri“ 1919 Aber das Unglück iſt, daß der finanzielle Katzen⸗ jammer viel, viel ſpäter kommt, als ſonſt der Katzen⸗ jammer nach einer im gewöhnlichen Leben vielleicht zu fröhlich durchbrauſten Nacht zu kommen pflegt. Der finanzielle Katzenjammer kommt erſt jahrelang ſpäter, und es iſt das ein Unglück. Denn, meine Damen und Herren, wenn er all dem auf dem Fuße folgte, was getan worden iſt, ſo hätten wir, glaube ich, bereits heute andere Verhältniſſe. Aber es iſt nun einmal ſteuertechniſch nicht anders möglich. Ich muß Sie jedenfalls bitten, ſich nicht irreleiten zu laſſen, wenn ich Ihnen auch über das Jahr 1918 nur durchaus günſtige Ziffern nennen kann. Wir hoffen, daß die Steuererträgniſſe des Jahres 1918 geradezu glänzende ſein, daß ſie Millionen ergeben werden, müſſen allerdings gleich in demſelben Atem hinzu⸗ ſetzen, daß dicſe Millionenüberſchüſſe der Steuern ſofort durch ein Faktum verkonſumiert werden, das wir in Charlottenburg noch nicht erlebt haben, daß nämlich die ſtädtiſchen Werke, nachdem ſie ihre ſämt⸗ lichen Unkoſten getragen haben werden, zuſammen mit einem Verluſt abſchließen werden, (Hört! hört!) ein Faktum, das, wie ich wiederholt feſtſtelle, Char⸗ lottenburg noch nicht geſehen hat. Es werden infolge⸗ deſſen ſelbſtverſtändlich die günſtigen Erträgniſſe der Steuern weſentlich dezimiert. Es kommrt ferner hinzu, daß wir weit, weit über unſeren Dispoſitionsfonds hinaus Geldmittel im letzten Jahr gebraucht haben; ich glaube, wir haben den vierfachen Betrag deſſen verbraucht, was uns eigentlich zur Verfügung geſtanden hat. Es kommt ferner hinzu, daß das Jahr vor allen Dingen die laufenden Perſonalkoſten, die Teuerungszulagen, die laufender Natur ſind von den einmaligen will ich überhaupt nicht reden nicht gedeckt hat. Wenn wir alſo ſelbſt bei der Steuerverwaltung einen Ueber⸗ ſchuß hätten, ſo würde er ohne weiteres durch unſere laufenden perſönlichen Koſten verkonſumiert werden, und es würde weiterhin ſelbſtverſtändlich noch ein j ſehr, ſehr großer Betrag bei den Teuerungszulagen übrigbleiben, den aus dem laufenden Etat zu decken uns unmöglich iſt. Ich kann Ihnen die Summe nennen: wir werden vorausſichtlich, nachdem wir in den Jahren 1915, 1916, 1917 und vorausſichtlich 1918 große Beträge für Teuerungszulagen gezahlt haben, wahrſcheinlich noch etwa 12 Millionen un⸗ gedeckt laſſen müſſen, denn die Geſamtſumme für die Teuerunaszulagen der letzten Jahre beträgt 20 Mil⸗ lionen Mark! 5 Meine Damen und Herren, das iſt die Sach⸗ lage und das ſind die Ausſichten und die wichtigſten Punkte, unter deren Berückſichtigung wir an den Haushaltsplan für 1919 ſelbſt herantreten müſſen, wohl des letzten Haushalts, den eine Stadtverord⸗ netenverſammlung von Charlottenburg allein feſtzu⸗ ſetzen haben wird. Denn, wie man hört, iſt das Ge⸗ ſetz über die Eingemeindung der Vororte zu einem Groß⸗Berlin in Vorbereitung, und es beſteht die be⸗ ſtimmte Abſicht, die Selbſtändigkeit der Vororte der er Geſchichte zu überliefern. annſ So wirft auch die Eingemeindung ihre Schatten auf unferen Haushaltsplan für 1919 bereits im vor⸗ zwar in den Vorſchlägen, die wir bezüglich von der Bürgerſchaft fordern. Sie haben