152 Es ſind jetzt ſchon, wenn ich nicht irre, erwas über §00 000 M., jedenfalls Summen, die davon zeugen⸗ daß für Luſtbarteit immer noch ſehr, ſehr viel Geld im Volke iſt, Summen, die jedenfalls beweiſen, daß die vielen Angriffe, die auf die Luſtbarkeitsſteuer und auch auf Ihren neueſten Beſchluß gerichtet wor⸗ den ſind, nicht ganz begründet waren. (Sehr richrig!) Nun, meine Herren, zur Einkommenſteuer! Wir mußten ſie auf den Betrag von 260 % feſtſetzen, und wir ſind dabei von dem Höchſtſteuer ſimplum, alſo Einheitsſatz, ausgegangen, das Char⸗ lottenburg jemals in einem Haushaltsplan vorge⸗ ſehen hat, nämlich 125 000 ℳ, während wir im Jahre 1914 und vorher immer ein Simplum von einigen 80⸗, höchſtens 90 000 gehabt hbaben. Wir werden in dieſem Jahre vorausſichtlich etwa 130 000 haben, und wir haben faſt dieſelbe Summe im Haus⸗ haltsplan für 1919 vorgeſehen, weil wir der Mei⸗ nung ſind, daß die wirtſchaftliche Ungunſt, die ich mir vorhin zu ſchildern erlaubte, noch nicht voll im Jahre 1919 zu ſpüren ſein wird. Die großen Werke haben vielfach noch, beſonders ſoweit ſie zum Juli oder Oktober abgeſchloſſen haben, nach den alten gün⸗ ſtigen Erträgen zu ſteuern, und nur diejenigen wer⸗ den natürlich ſcharf betroffen ſein, die beim Jahres⸗ ſchluß den Oktober, November, Dezember mit be⸗ rückſichtigen. Anderſeits iſt in Betracht zu ziehen, daß die Erträge aus Kapitalien ebenfalls noch nicht weſentlich gefallen ſein werden, daß eigentlich ſogar eine Steigerung vorhanden ſein müßte bei dem Einkommen aus Beſchäftigung, wobei aber zu be⸗ rückſichtigen iſt, daß elenſo wie eine Arbeitsunluſt bei uns in hohem Maße vorhanden iſt, auch eine große Unluſt, Steuern zu zahlen, beſteht, ſelbſt bei denjenigen, die infolge ihrer hohen Verdienſte aus Arbeitseinkommen zu zahlen wohl in der Lage wären. Wir haben gerade nach dieſer Richtung hin ganz erſchütternde Beiſpiele gehabt, Beiſpiele, wo es tatſächlich dazu kam, daß dem betreffenden Voll⸗ ziehungsbeamten Gewalt angedroht wurde, obgleich der Mann nur in Ausübung ſeines Amtes ſeine Pflicht zu tun gezwungen war. Ich glaube, daß alle euerlichen Maßnahmen, die unſere Reichs⸗ und Staatsregierung uns angeſagt hat, wenig nutzen werden, wenn nicht zu der Finanzkunſt bezüglich der Veranlagung der Steuer auch eine Finanzkunſt be⸗ züglich der Erhebung der Steuer hinzukommt, (Sehr richtig!) wenn wir nicht eine Beſtimmung bekommen, daß diejenigen, die zahlen können das berone ich — aber nicht zahlen wollen, alſo ſich drücken, gewiſſer Rechte verloren gehen. bei den bürgerlichen Parteien.) (Sehr richtig! Ebenſo ſehr wie man demjenigen, der nicht zahlen kann, von der Steuer frei laſſen muß, ebenſo wird man denjenigen. der zahlen kann, aber ſich davor drückt, der meines Erachtens ein Dieb an der All⸗ gemeinheit iſt, (Sehr richtig!) durch die Geſetzgebung zu faſſen ſuchen müſſen. (Sehr richtig!) Sitzung am 2. April 1919 wir find alſo ge⸗ zwungen geweſen, den Satz für die Einkommenſteuer Meine Damen und Herren, auf 260% feſtzuſetzen. Sie merden mir zugeben, daß das Bild, das ich Ihnen in Kürze habe auf⸗ rollen müſſen, für den Haushaltsplan für 1919 kein erfreuliches zu nennen iſt, ſelbſt wenn wir daran denken, daß uns, Zeitungsnachrichten zufolge, ſehr viele Städte mit den Steuerzuſchlägen weſentlich über ſind. Wir haben neulich geleſen, daß man in ciner Stadt wie Königsberg 175% erheben muß und ſelbſt in einer Stadt wie Breslau 373%. Aber, verehrte Anweſende, wir müſſen uns damit vertraut machen: die 260%, die wir diesmal bei einem Steuereinheitsſatz von 125 000 erheben, ſind im nächſten Jahre, wo ſich der finanzielle Jammer, von dem ich ſprach, zeigen wird, 320 bis 350%! Abwarten!) (Stadtv. I)r. Rothholz) — Da aibt's gar kein Abwarten, und gerade von dem Herrn, von dem dieſer Zuruf kam, der, wie ich weiß, in ſeinem Privatleben Statiſtiker iſt, muß ich erwarten, daß er das Zahlenmaterial ſo zu meiſtern verſtehr, daß er ſich dieſes Erempel ohne weiteres ausrechnen kann. Hier handelt es ſich nicht um Prophezeiungen, hier handelt es ſich um nackte Tat⸗ ſachen, um ein einfaches Rechenexempel mit dem Rechenſtift. 2 Wenn ich Ihnen dieſes Rechenexempel für die Zukunft aufmache, ſo muß ich gleich hinzuſetzen: da⸗ gegen hilft auch kein Rezept der Eingemeindung. Im Gegenteil, es kann vielleicht durch die Eingemein⸗ dung für die weſtlichen Teile Groß⸗Berlins noch ſchlimmer werden, durch die Eingemeindung, die uns leider Gottes neben den Vorteilen, die ſie unzweifel⸗ haft im Gefolge hat, einen Nachteil bringt, nämlich den, daß ſie uns die Konkurrenz nimmt, die hier unter den Gemeinden vorhanden geweſen iſt, die das Streben der Gemeinden gefördert und dadurch im kom munalen Leben anregend und ſicherlich heilvoll gewirkt hat. Es hilft aber nichts, vergangenen Zeiten nachzutrauern. Wir müſſen uns darüber klar werden, die Suppe wird von Groß⸗Berlin ausgegeſſen werden müſſen, ebenſo wie von allen anderen deut⸗ ſchen Großſtädten, und es iſt vielleicht richtig, was neulich in der Landesverſammlung von einem Miniſter ausgeſprochen worden iſt, daß das neue Preußen, wenn es exiſtenzfähig ſein will, ſich ebenſo wie das alte Preußen wird großhungern müſſen. Hoffen wir aber, daß wir wegen des wirtſchaftlichen Darniederliegens und der wirtſchaftlichen Ungunſt vorher nicht verhungert ſind. Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen mit dieſen wenigen Ausführungen zum Haushaltsplan vielleicht viel Realismus gebracht. Ich glaube aber — verübeln Sie es mir nicht, wenn ich das frei ausſpreche , es iſt gut in der heutigen Zeit, wenn wir einmal gezwungen werden, zurückzudenken und zu dem realen Inhalt des Lebens zurückkehren; wenn wir, nachdem wir in dieſem Saale, der für die kom⸗ munalen Aufgaben Charlottenburgs erbaut worden Ant 10 viel 7744. Reden und ſo viele ideale ten in e Wochen t haben, zurückkehren auf Grund des nackten zu den realen T i