108 Sitzung am die Unterſtützungspflicht an Ausgaben erforderte, weſentlich auf die Kriegsausgaben gebracht worden iſt. Aber dieſe Zeit iſt jetzt vorbei, und es iſt auch die Zeit vorbei, wo auch die nur minder zur Arbeit Befähigten überall lohnende Beſchäftigung fanden und der Armenpflege deshalb nicht anheimfielen. Jetzt tritt an die Stelle von Gelegenheit zur Ar⸗ beit die Arbeitsloſigkeit, und deshalb iſt es richtig und notwendig, den Armenetat erheblich reicher zu bemeſſen. Dieſen vielen Ausgaben gegenüber ſtehen nun die Einnahmen, die wir im Gegenſatz zu dem Herrn Vorredner wahrſcheinlich auch alle ſo annehmen wer⸗ den, wie ſie uns der Haushaltsplan bietet. Ins⸗ beſondere gilt das für die Steuern und für den Steuerſatz. — 4 Mit der Anregung bezüglich des Exiſtenz⸗ minimums, die Herr Kollege Borchardt ſchon vor Jahren gegeben hat und die mir auch ſtets im Ge⸗ dächtnis geblieben iſt, ſtimmen wir im weſentlichen überein. Wir hoffen auch, daß in dieſer Beziehung eine geſetzliche Aenderung geſchaffen wird, weil die Summe von 900 ℳ aus dem Jahre 1893 heute uns nach jeder Richtung reformbedürftig erſcheint. Wir werden alſo, wenn wir noch in der Lage ſein ſollten, über dieſe Dinge überhaupt zu befinden und gehört zu werden, Anträgen, die auf Grund des neuen Geſetzes kommen, gerne zuſtimmen, ſoweit ſie irgendwie den Charakter des Maßvollen bewah⸗ ren, des Maßvollen inſofern, als ſie auf die allge⸗ meine Finanzlage der Stadt gebührend Rückſicht nehmen, — des Maßvollen auch inſofern, als ſie dem demokratiſchen Prinzip der möglichſt gleich⸗ mäßigen Behandlung aller Bürger bei Berückſichtigung der ſozialen Unterſchiede aerecht werden. Auch hier kann ich zu meiner Freude einen Führer der Sozial⸗ demokraten als Geſinnungsgenoſſen für mich anführen, nämlich ebenfalls den Finanzminiſter Südekum, der erklärt hat, daß die neue Ordnung der Dinge, die neue Ordnung des Staates, bei der es jedem Bürger freiſteht und freiſtehen tann, an den polttiſthen Ge⸗ ſchäften desſelben mitzuwirken, auf der Gegenſeite auch bedingt, daß jeder einzelne, der nur irgendwie dazu in der Lage iſt, auch zu den Laſten des Staates beiträgt, um auf dieſe Weiſe auch das Gefühl zum Ausdruck zu bringen, daß er ein verantwortlicher Staatsbürger iſt, der für das aufzukommen hat, was er durch ſeine Stimme beſchließt und eventuell an⸗ deren auferlegt. (Sehr richtig!) In dieſem Sinne werden wir Anträgen, die ſpäter geſtellt werden oder die wir auch ſelber ſtellen wer⸗ den, und damit den Wünſchen des Kollegen Borchardt durchaus gerecht werden. Aber ich unterſchreibe auch das, was im vorigen Jahre Herr Kollege Hirſch geſagt hat und was min vollkommen in der Erinnerung geblieben iſt, und damit komme ich auf die Aeußerung des Herrn Kollegen Borchardt zurück bezüglich einer erhöhten Steuer oder höherer Steuerſätze. Ich halte die ganze Ordnung der Zuſchläge lediglich zu der Staatseinkommenſteuer, wie ſie das jetzige Kommu⸗ nalabgabengeſetz vorſieht, für eine verhältnismäßig rohe und viel zu einfache Maßnahme, als daß ſie dem Steuerbedürfnis der Städte in Zukunft gerecht werden kann. 2. April 1910 von den Beſuchern oder den Patienten des Kran⸗ auch — Was uns fehlt, iſt das, was Herr Kollege Borchardt geſagt hat, was Herr Kollege an Stelle der Hirſch ſchon vor einem Jahre ausgeführt hat: organiſch durchgebildetes Kommunalabgabengeſetz, in dem es dann auch möglich iſt, dem Gedanken der ſozialen Gerechtigkeit, dem Gedanken des ſozialen Ausgleichs in der Steuerpolitik mehr Geltung zu ſchaffen, als er bisher im jetzigen Kommunlab⸗ gabengeſetz gefunden hat. In dieſer Beziehung ſtimme ich mit Ihnen überein. Vielleicht werde ich noch berufen ſein, an einem ſolchen Geſetz mitzu⸗ arbeiten, vielleicht werden wir noch in dieſem oder im nächſten Jahre derartige Beſchlüſſe faſſen müſſen. Was die Einnahmen, die wir ſonſt zu erwarten haben, betrifft, ſo ſtehe ich in bezug auf die Werke nach wie vor auf dem Standpunkt, den ich vor Jah⸗ ren ſchon immer vertreten habe und den auch neulich wieder derſelbe Mann, den ich heute ſchon zweimal zitiert habe, nämlich Dr Südekum, als den richtigen Standpunkt für Staatswerke gekennzeichnet hat, nämlich den, daß Unternehmungen, die von Staat oder Gemeinde betrieben werden, ſich mindeſtens ſelbſt unterhalten müſſen, wobei ich unter Selbſt⸗ erhalten verſtehe, daß ſie auch die Zinſen des einge⸗ legten Kapitals und die Amortiſationsquote, die im Intereſſe einer ſoliden Wirtſchaft notwendig iſt, aufbringen. Wenn unſere Unternehmungen nach unſerm Plan über dieſes Ziel hinausgehen, wenn ſie auch in dieſem Jahre im Vergleich zu dem, was wir in früheren Jahren gehabt haben, nur geringere Ueberſchußerträge bringen, ſo halte ich das ſchon des⸗ wegen für vollkommen gerechtfertigt, weil es eigent⸗ lich lediglich eine Analogie zu dem iſt, wie wir 3. B. den Verkehrsunternehmungen gegenüberſtehen. daß wir nämlich aus der Vergebung oder Selbſt⸗ benutzung unſerer Hoheitsrechte auf Straßen — darauf beruhen doch überhaupt unſere Monopole — zugunſten unſerer geſamten Steuerzahler Einnahmen für uns ſchaffen wollen. Unſere Stellung bezüglich der Krantenhmnſer und Krankenhausſätze müſſen wir uns vorbehalten. Wir verkennen die Richtigkeit der vom Herrn Kämmerer angeführten Momente nicht. Aber das, was Herr Kollege Borchardt ausgeführt hat, hat doch in vielen Punkten auch bisher immer das Rückgrat unſerer Politik gegenüber den Kranken⸗ häuſern gebilder. Wir müſſen die Sache noch reif⸗ lich prüfen und uns überlegen. Freilich, darüber will ich keinen Zweifel laſſen, daß wir ſo weit wie er, die Krankenhausbeſucher grundſätzlich von jeder Zahlung zu befreien, wohl kaum gehen werden. Bei dieſer Frage muß vor allen Dingen berückſichtigt werden, daß dieſe Zahlung zum größten Teil nicht kenhauſes ſelber geleiſtet wird, ſondern daß ſie, wie ich aus dem Etat habe feſtſtellen können, im Ver⸗ hältnis von 670: 140 von öffentlichen Verbänden, Krankenkaſſen, Berufsgenoſſenſchaften oder anderen Körperſchaften geleiſtet wird, ſo daß man ſich d fragen muß, ob man die ungeheuren Me die wir ſowieſo noch durch ieden haben, ſo ganz und gar dieſen Verbänden ſollen. Es iſt weiter zu berückſich nicht bloß die ärztliche Behm was das Teuerſte iſt für die Verpflegung zu ken ſonſt zu Hauſe geben