17² Sitzung am 15. April 1919 Gerade in der jetzigen Zeit, wo wir uns die größte Sparſamkeit auferlegen müſſen, wäre es wichtig, wenn wir das billige elektriſche Licht als Erſatz hier⸗ für nicht nur den kleinen Betrieben, ſondern allen Konſumenten liefern könnten. Volkswirtſchaftlich iſt das elektriſche Licht ſchon deswegen wichtig, weil gewaltige Kräfte erforderlich ſein werden, um die Exiſtenz unſeres Vaterlandes zu erhalten. Es wird nicht mehr genügen, ſo zu wirtſchaften, wie es bisher üblich war, ſondern man wird es ermöglichen müſſen. daß jeder einzelne Staatsbürger eine erhöhte Arbeits⸗ leiſtung vollbringt, damit wir die Konkurrenz mit dem Auslande — trotz der ſchlechten Valuta — auf⸗ nehmen können. Die elektriſche Kraft wird uns da⸗ bei ſehr behilflich ſein können. Jeder Schneider, der an ſeiner Maſchine mit elektriſcher Kraft arbeitet, wird entſprechend mehr leiſten können. Ich mache Sie auch darauf aufmerkſam, daß wir mit einem großen Teile der Krüppel rechnen müſſen, denen wir einen Erſatz ihrer verlorengegangenen Arbeitskraft bieten müſſen. Meine Damen und Herren, ich will heute nur kurz ſein; ich habe ſchon in der vorigen Sitzung die Sache ausführlich beſprochen. Ich möchte Sie bitten, unſerm Wunſche Rechnung zu tragen und unſern Antrag anzunehmen. Stadtv. Karrer: Meine Parteifreunde hätten den Wunſch, daß der Magiſtrat uns mitteile, ob die Elektrizitätspreiſe der Stadt Charlottenburg die gleichen ſind wie die Berliner Preiſe. Sollte das nicht der Fall ſein, ſo ſtellen wir den Antrag, daß die Strompreiſe der Stadt Charlottenburg den Prei⸗ ſen der Stadt Berlin gleichgeſtellt werden. Vorſteher Dr Borchardt: Ich darf Sie bitten, die Anträge mir ſchriftlich zu überreichen. Stadtrat Wöllmer: Meine Damen und Herren! Um zunächſt auf die Ausführungen des Herrn Stadtv. Perl zu erwidern, ſo iſt es ja natürlich heute gar nicht möglich, dazu Stellung zu nehmen, weil es eine einſchneidende Maßregel ſein würde, den Preis für das elektriſche Licht nur für einen Teil der Bevölkerung, alſo die kleinen Gewerbetreibenden, herabzuſetzen. Die Angelegenheit müßte, wenn man ihr überhaupt in Rückſicht auf andere Geſichtspunkte nähertreten könnte, gründlich in der Deputation ge⸗ prüft werden. Wenn der Herr Stadtv. Perl darauf hingewieſen hat, daß andere große Gewerbetreibende den Strom weſentlich billiger haben als die kleinen Gewerbe⸗ treibenden, ſo iſt die Erklärung dafür eine rein wirt⸗ ſchaftliche, wie überhaupt das Elektrizitätswerk und unſere Werke bisher nach kaufmänniſchen Geſichts⸗ punkten verwaltet wurden und daher den wirtſchaft⸗ lichen Geſichtspunkt in die erſte Reihe rücken mußten. Nach den Stromlieferungsbedingungen, die dem Herrn Stadtv. Perl jedenfalls auch bekannt ſind, iſt der Bezug von Strom für Kraftzwecke, wenn der] Strom umgeformt und nachher für Lichtzwecke ver⸗ wandt wird, freilich billiger. Indeſſen ſind an dieſen Bezug von Kraftſtrom zur Umformung für Licht⸗ zwecke, wie aus den Stromlieferungsbedingungen hervorgeht, erſchwerende Bedingungen geknüpft. Die betreffenden Großabnehmer müſſen nämlich erſtens einen gewiſſen Mindeſtabſatz garantieren, zweitens dürfen ſie zu gewiſſen Stunden des Tages — gegen Abend, wenn das Elektrizitätswerk beſonders be⸗ laſtet iſt — Strom überhaupt nicht entnehmen, ſon⸗ dern müſſen ihn auf Akkumulatoren laden und dann erſt umformen. Ich bemerke beiläufig, daß durch Akkumulatoren und Umformung ein erheblicher Teil von Strom verlorengeht, ſo daß ſich dadurch ſchon der Preis für die Abnehmer weſentlich erhöht. Ich will nicht ausführlich auf dieſe Frage ein⸗ gehen. Wir können, glaube ich, heute Ihnen nicht empfehlen, den Antrag anzunehmen. Ich will aber gern zuſagen, daß wir in einer der nächſten Depu⸗ tationsſitzungen die Frage noch einmal im Sinne der Ausführungen des Herrn Stadtv. Perl beſprechen. Was die Anfrage des Herrn Vorredners an⸗ langt, ſo bemerke ich, daß unſere Stromlieferungs⸗ bedingungen nach dem Etat zurzeit genau ſo hoch ſind wie in Berlin. In Berlin hat man einen ſo⸗ genannten gleitenden Tarif eingeführt; er iſt von den Berliner Gemeindekörperſchaften bereits beſchloſſen und auch veröffentlicht. Dieſer gleitende Tarif hat als Grundlage den Kohlenpreis. Ich glaube, nicht ausführlich darauf eingehen zu ſollen, ſondern die Anfrage des Herrn Stadtverordneten genügend be⸗ antwortet zu haben, wenn ich verſichere, daß wir zurzeit dieſelben Bedingungen haben wie in Berlin, daß wir uns allerdings — wie auch aus den Aus⸗ führungen des Herrn Kämmerers in ſeiner Etatsrede hervorgegangen iſt — noch nicht auf den gleitenden Tarif feſtgelegt haben. Wir ſind aber in enger Füh⸗ lung mit den Berliner Elektrizitätswerken nicht nur in Hinſicht auf gleichmäßige Berechnung der Strom⸗ preiſe, ſondern auch auf Uebereinſtimmung der all⸗ gemeinen Stromlieferungsbedingungen, werl ſowohl die Deputation wie auch der Magiſtrat den Stand⸗ punkt vertritt, daß in dieſer Beziehung nach Möglich⸗ teit Gleichmäßigkeit herrſchen ſoll. Ob wir in eini⸗ gen Monaten auch die gleitende Skala beſchließen werden, ſteht noch dahin. 2 2 8 2 5 2 7 8 Das Licht wird alſo auch zum Zwecke verwandt.