178 Sitzung am 15. April 1010 Standpunkt, daß alles, was für die Erziehung und Bildung unſerer Jugend aufgewandt wird, zu den ſegensreichſten Ausgaben gehört, und es iſt uns ſchwer gefallen, einige Wünſche bei einigen Poſt⸗ tionen zurückzuſtellen; wir hätten dieſe Poſitionen gern erhöht, wenn die Stadt in einer beſſeren finan⸗ ziellen Lage wäre. Wir möchten aber zum Ausdruck bringen, daß die Entwicklung der Selbſtverwaltung, die ſich in dieſen ſtattlichen Zahlen widerſpiegelt, bisher doch eine ſehr einſeitige geweſen iſt, daß die Stadt auf dem Gebiete des Schulweſens wohl Pflichten zu er⸗ füllen hat, die wir zwar gern übernehmen, daß aber die Entwicklung der Rechte, die die Stadt hat, mit dieſen Pflichten keineswegs Schritt gehalten hat. Zu dieſen Rechten gehört beſonders der Einfluß auf die innere Verwaltung, auf den inneren Schulbetrieb. Wir wünſchen namentlich in der jetzigen Zeit, daß an unſeren höheren Schulen und auch an den Volksſchulen der revolutionäre Geiſt einzieht, jetzt die Gegenwart beherrſcht und auch in unſerem Geſchichtsunterricht Ausdruck findet, weil namentlich auf den höheren Schulen der Geſchichtsunterricht nicht ſo erteilt wird, wie wir es gern möchten. Es ſind uns da mannigfache Klagen über Auffaſſungen geäußert worden, die wir nicht billigen können. Der 9. November iſt für das deutſche Volk ein Tag von ganz beſonderer Bedeutung, ein Tag, an dem das deutſche Volk ſeine eigene Kraft gefunden und ſeine Geſchicke ſelbſt in die Hand genommen hat. Wir wünſchen, daß dieſe große Bedeutung des 9. No⸗ vember weit mehr als jetzt in die Seele der Kinder gelegt werde, damit ſie ſich zu Staatsbürgern ent⸗ wickeln, die von dem neuen Geiſt erfüllt ſind und unſerer gegenwärtigen Entwicklung das richtige Ver⸗ ſtändnis entgegenbringen können. Ich möchte mich bei dieſen ganz wenigen Ausführungen beſcheiden, will aber noch hinzufügen, daß auch der nächſte 1. Mai, der jedenfalls als Volksfeiertag gefeiert werden wird, unſer Volk, namentlich unſere Jugend, nicht in dem alten Geiſt antreffen ſoll, ſondern daß in den wenigen Tagen, die uns jetzt noch zur Ver⸗ fügung ſtehen, die Jugend auch auf die große, welt⸗ geſchichtliche Bedeutung des 1. Mai als eines Feier⸗ tages erſter Ordnung vorbereitet wird. (Lachen bei der Bürgerlichen Fraktion.) Das ſind meine Ausführungen, die ich zu dem Schul⸗ etat im allgemeinen machen will. Vorſteher Dr Borchardt: Es iſt folgender An⸗ trag eingegangen: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle be⸗ ſchließen, den Magiſtrat zu erſuchen, Vorkeh⸗ rungen zu treffen, daß in den unteren, mitt⸗ leren und höheren Schulen in Zukunft der Geſchichtsunterricht ſo erteilt wird, daß Schüler und Schülerinnen in geeigneter Weiſe auf die Bedeutung des großen Umſchwungs im Staatsweſen hingewieſen werden, um ſpäter als freie und republikaniſch geſinnte Bürger an Rechten und Pflichten des Gemeimweſens teilzunehmen. Stadtſchutrat Dr. Neſert Zu der Renfenge, 00 der kurz dahin äußern, daß 948 unmöglich iſt. Es fehlt uns an den geeigneten Gewäſſern dazu. Auch früher, als wir uns noch des ſchönen Kochſees erfreuen konnten, war es uns nur in beſchränktem Maße mög⸗ lich, Schwimmunterricht an unſere Schuljugend er⸗ teilen zu laſſen. Wir haben neben dem Volksbade auch die Militärſchwimmanſtalt im Grunewald ſo weit ausgenutzt, als es irgend möglich war, obwohl es nicht unerhebliche Schwierigkeiten machte, jüngere Schüler ſo weit weg von der Stadt zu führen, und auch manche Unzuträglichkeiten dabei vorgekommen ſind. Aber in Anbetracht des außerordentlichen Segens, den ein ſolcher Schwimmunterricht der Jugend bringt, haben wir dieſe Unzuträglichkeiten gern in den Kauf genommen, und wir würden es auch jetzt noch tun. In der Spree ſ0 baden, iſt nicht zu empfehlen, es müßte vielmehr ſogar aus geſund⸗ heitlichen Gründen verboten werden; und da auch die Seen der näheren Umgegend nicht benutzt werden können, die entfernteren aber nicht bequem genug erreichbar ſind, ſo ſehe ich kein Mittel, ſchon jetzt große Schülermaſſen auszubilden. Die einzige Hoff⸗ nung, die uns winkt, iſt die, daß es nielleicht bald möglich iſt, im Intereſſe unſerer Schuljugend das wundervolle Schwimmbaſſin draußen im Stadion auszunutzen. Bemühungen nach dieſer Richtung ſind im Gange; ob ſie zu einem Erfolg führen, kann ich nicht ſagen. Zu dem zweiten Antrag möchte ich mich dahin äußern, daß die Stadtverwaltung platterdings keinen Einfluß darauf ausüben kann, daß der Geiſt, in dem der Geſchichtsunterricht erteilt wird, den Wünſchen des Herrn Antragſtellers entſpricht. Es könnte nur eine Eingabe an das Miniſterium gemacht werden, das dafür allein zuſtändig iſt. Es iſt ja möglich, daß der Geiſt, der jetzt im Miniſterium waltet, der⸗ artigen Wünſchen entgegenkommt. Aber ich glaube nicht, daß wir einen Einfluß darauf auszuüben vermögen. Stadtv. Klick: Meine Damen und Herren! Daß das Schwimmen eine geſunde und nützliche Beſchäftigung iſt, hat der Herr Stadtſchulrat bereits anerkannt. Wir verkennen ſelbſtverſtändlich nicht die Schwierigkeiten, die heute noch dadurch beſtehen, daß wir noch nicht über genügende Schwimmbaſſins ver⸗ fügen. Aber der Herr Stadtſchulrat hat ja ſelbſt darauf hingewieſen, daß Verhandlungen mit dem Stadion ſchweben, und wir glauben, daß ſie zu einem günſtigen Abſchluß kommen werden. Aber auch die Schwimmbadeanſtalt in der Krumme Straße ſoll ia doch einmal erweitert werden, die Pläne dafür liegen ja ſchon ſeit vielen Jahren vor, die Grundſtücke ſind bereits abgeriſſen, und ſchließlich muß der Magiſtrat doch dazu kommen, mit dem Bau des großen Baſſins zu beginnen. Dann war ſeinerzeit geplant, in dem ſogenannten faulen Arm der Spree, auf dem Zimmer⸗ 22 mannſchen Gelände, eine Freibadeanſtalt richten. Auch Plan iſt, 44 ich ins „Waſſer“ gefall n. 2 (rennernet. n es 122 ſei, obligatoriſchen Schwimmunterricht an] Verein „Freie allen unſeren Schulen einzurichten, kann 02 47, as nöti