180 ſchichtlichen Entwicklung nach unſerer Meinung eine weit größere Bedeutung gehabt haben, die großen Entwicklungen ſozialer Art, die großen Entwick⸗ lungen der Produktionsprozeſſe, die großen Enwick⸗ lungen der Arbeiterbewegung, alle dieſe Dinge, die in den Schulen bislang ein recht klägliches Daſein geführt haben, einen weit breiteren Raum einzu⸗ nehmen, ja den entſcheidenden Einfluß auf die ge⸗ ſchichtliche Erkenntnis auszuüben haben. In dieſem Sinne ſchließen wir uns der Erklärung an. Stadtv. Heilmann: Meine Herren Kollegen! Ich hätte eigentlich gedacht, daß dieſer Antrag zu einer größeren Ausſprache über die Bedeutung des 9. November Gelegenheit geben würde. Die Herren Kollegen von der Rechten haben ja bei anderen Gelegenheiten geradezu danach geſucht, über das „Unglück“ der Revolution zu ſprechen, durch die dem deutſchen Heere „der Dolch in den Rücken geſtoßen“ worden ſei, über die „Schmach des 9. November“ und den nicht wiedergutzumachenden Schaden, der durch ihn dem deutſchen Volke zugefügt worden ſei. Ich freue mich, feſtzuſtellen, daß die Herren von ihren kriegeriſchen und kampfluſtigen Neigungen ſchon nach wenigen Wochen ſo gründlich zurückge⸗ kommen ſind, daß ſie ſich heute mit einer rein for⸗ malen Verwahrung gegen unſeren Antrag begnügt haben. Aber freiheitlicher und fortſchrittlicher ſind die Herren deswegen nicht geworden. Als Kollege Blum vorhin von der Feier des 1. Mai ſprach, der heute ſchon zum geſetzlichen Feiertag erhoben iſt, erſcholl von Ihren Bänken der Ruf: abwarten, obwohl da wirklich nichts mehr abzuwarten iſt, ſondern wir nunmehr glücklicherweiſe vor vollendeten Tatſachen ſtehen. (Zuruf bei der Bürgerlichen Fraktion: Für dieſes Jahr!) — Gewiß, für dieſes Jahr, ſpäter ſehen wir danm weiter. (Heiterkeit.) Aber, meine Herren, Sie glauben doch wirklich nicht, daß ſich die deutſche Arbeiterklaſſe, die den 1. Mai 1919 gefeiert hat, ſich nachher dieſen Feiertag am 1. Mai 1920 wieder rauben laſſen wird. Ein ſo geringes Maß von Einſicht, daß Sie das für mög⸗ lich halten könnten, möchte ich ſelbſt Ihnen nicht zutrauen. Nach den Erklärungen des Herrn Otto darf ich annehmen, daß unſer Antraa die Mehrheit dieſer Verſammlung finden wird. Ich halte das auch aus den Gründen, die Herr Kollege Dr Löwenſtein ent⸗ wickelt hat, für ganz beſonders notwendig. Unſer Geſchichtsunterricht war bisher in der Tat lediglich Sitzung am 15. April 1919 Seite iſt es natürlich eine lächerliche Einſeitigteit, wenn bisher im Geſchichtsunterricht nur die Kriege, und auch dieſe eigentlich bloß zur Verherrlichung von Heldentaten der Heerführer und Könige, vor⸗ getragen worden ſind. Unſer Geſchichtsunterricht muß zu einem allgemeinen Kulturunterricht er⸗ weitert werden, der es den Schülern erlaubt, die geſchichtliche Entwicklung der ganzen Menſchheit richtig einzuſchätzen. Einen ſolchen Geſchichtsunter⸗ richt halte ich auch für ein unfehlbares Vorbeugungs⸗ mittel gegen den Geiſt der Revanche, der uns hier anempfohlen worden iſt. Meine Damen und Herren, ich bewundere — ich finde dafür kein anderes Wort — den außer⸗ ordentlichen Mut, den jemand beſitzen muß, um nach den fürchterlichen Erfahrungen dieſes Weltkrieges die Vorbereitung eines neuen Weltkrieges als die dringendſte Aufgabe der Schule hinzuſtellen. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Daß wir von unſerem Standpunkt aus dagegen den ſchärfſten Widerſpruch erheben, das bedarf natürlich kaum der beſonderen Unterſtreichung. Wir wiſſen noch nicht, welches Unrecht dem deutſchen Volke im Friedensvertrage angetan wird. Aber ſelbſt wenn dieſes Unrecht das allerſchwerſte ſein ſollte, ſo werden wir Abhilfe dagegen nicht durch einen neuen Krieg, ſondern durch die Pflege des Sinnes inter⸗ nationaler Gerechtigkeit erwarten, und die einzige Wiedergutmachung, die wir erſtreben, iſt die repara⸗ tion du droit, die Wiedergutmachung durch das Recht, die Jaures in Frankreich vor dieſem Kriege im Hinblick auf den Frankfurter Frieden ſo begeiſtert vertreten hat, und die ſicherlich für das Wohl aller Völker nützlicher geweſen wäre als die neue Ent⸗ ſcheidung durch das Schwert. Meine Damen und Herren, wir benutzen gern die Gelegenheit, um uns in dieſem Antrag zur Republik und zur Tat des 9. November zu be⸗ kennen, nicht in dem Sinne, daß ſchon heute feſt⸗ ſtünde, was aus dem 9. November an Seoen oder Schaden für das dentſche Volk entſprießt. Die Ent⸗ wicklunag iſt noch im Fluß, und wir wiſſen noch nicht, ob es uns oelingen wird, das deutſche Volk aus den gegenwärtigen Wirren und Nöten zu einer alücklichen, zukunftsreichen Entwicklung wieder hin⸗ aufanführen. Wohl aber bekennen wir uns zu dem 9. November in dem Sinne, daß dieſe Tat eine geſchichtliche Notwendigkeit war, daß die Männer und die Gewalten. die Deutſchland in das Unalück der Niederlao⸗ geführt hatten unmöolich länger die Geſchicke des Landes in der Hand benalten dur Wir hätten Ihnen hei dieſer Gelegenheit. s gewollt hätten, den Nochweis erbracht, Bevolntion ſelhſt an der Niederl Berluſt des Krieges aänzli dieſe bereits eine vollzt eine Aufeinanderfolge von Zahlen, Herrſchertaten erſte und Schlachten. dem Satz zum Ausdruck gekommen iſt. daß die Nun ſtehe ich durchaus nicht auff mv dem kleinbürgerlichen Standpunkt, der einmal in Gründung eines jeden Arbeitervereins wichtiger ae⸗] Bekenntn weſen ſei als die Schlacht von Königgrätz. Nein, niſchen gerade die letzten vier Jahre haben uns gezeigt, von] mun welche Scaſct der Völker ſind. Aber auf der andern 2 r ungeheuren Bedeutunag Kriege für das