193 Sitzung am 15. April 1919 Nach dem Etat zahlt die Stadt dem Cecilien⸗ haus für jede Schweſter 1600 ℳ und 107 ℳ für Verſicherung. Tatſächlich bekommen die Schweſtern vom Cecilienhaus nur 1500 ℳ mit der Angabe, daß ihnen 100 ℳ für die Verſicherungsbeiträge abgezogen werden. Wir möchten fragen, ob der Stadt bekannt iſt, daß den Schweſtern außerdem noch 100 ℳ ab⸗ gezogen werden und worauf ſich dieſe Abzüge be⸗ ziehen können. Ferner ſind dieſe drei Schweſtern — wir wiſſen nichts von vier — ausſchließlich vom Vaterländiſchen Frauenverein im Intereſſe der Stadt beſchäftigt, ſie arbeiten nur für die ſtädtiſchen Alkohol⸗ und Lungenkranken. Im Gehalt ſtehen aber dieſe Schweſtern vollkommen anders und bei weitem ſchlechter als die ſtädtiſchen. Dieſe Schweſtern, die zum Teil 10, 12 und 13 Jahre im Dienſte des Va⸗ terländiſchen Frauenvereins ſtehen, ſind in ihrem. Fach außerordentlich erfahrene Frauen, die auf ſehr verantwortliche Poſten geſtellt ſind, und nach meiner und meiner Freunde Anſicht ſind dieſe Frauen den ſtädtiſchen Schweſtern durchaus gleichwertig zu er⸗ achten. Die Schweſtern im Cecilienhaus bekommen ohne Kleidung und Wäſche 660 ℳ Gehalt und Eſſen und Wohnung, während die Oberſchweſtern im Städtiſchen Kranlenhaus 850 ℳ, freie Wäſche und freie Dienſtkleidung bekommen. Die Schweſtern im Cecilienhauſe ſtehen ſich alſo weſentlich ſchlechter. Außerdem iſt den Schweſtern des Cecilienhauſes die letzte Kriegsteuerungszulage vom Dezember, die für ſolche Perſonen, die freie Wohnung haben, 288 ℳW für die anderen 580 ℳ betragen hat, nicht ausgezahlt worden. Auch hierin ſind ſie den ſtädtiſchen Schweſtern und allen übrigen ſtädtiſchen Angeſtellten gegenüber weſentlich benachteiligt. Drittens haben die Schweſtern die Beſoldungszulage von 1200 ℳ, die durchweg allen ſtädtiſchen Angeſtellten einſchließ⸗ lich der Schweſterr gewährt worden iſt, nicht be⸗ kommen, ſie ſind alſo bei dieſen Teurungsverhält⸗ niſſen derartig geſchädigt, wie man es wirklich kaum glauben möchte. In bezug auf Ruhegehalt ſtehen ſie natürlich auch weſentlich ſchlechter als die ſtädtiſchen Angeſtellten, denn ſie ſind vollſtändig dem Wohlwollen des Ver⸗ eins überlaſſen. Es kann ihnen eine Penſion von 300 bis 600 % zugebilligt werden. Ob ſte ihnen tatſächlich zugebilligt werden wird, bleibt der Zu⸗ kunft überlaſſen. Nachdem ich dieſe kurzen Daten gegeben habe, möchte ich erſtens bitten, die Frage wegen der beiden Unſtimmigkeiten zu beantworten, und dann die Frage, ob es nicht möglich iſt, dieſe Schweſtern, die ausſchließlich im Intereſſe der Stadt arbeiten und nur für die Stadt beſchäftigt werden, als ſtädtiſche Schweſtern anzuerkennen und ihnen dieſelben Bezüge zu geben, die die ſtädtiſchen Schweſtern erhalten. Stadtrat Dr Gottſtein: Beim ſtädtiſchen Lun⸗ genfürſorgeamt ſind im innern Dienſt tatſächlich drei Schweſtern beſchäftigt. Es iſt möglich, daß während einer kurzen Zeit die eine auf Urlaub oder ander⸗ weitig verwendet war und zu der Zeit, wo Frau Zucker n einzog, nur zwei Schweſtern da waren. ürſorgeamt iſt eine Schweſter leit gi tlich für dieſen Zweck . e Aleien ieges durch die Ein⸗ ſtunde herabgeſetzt worden iſt, ſo waren wir in der Lage, dieſe außerordentlich erfahrene und tüchtige Schweſter gleichzeitig auch im Lungenfürſorgeamt im Außendienſt — nicht im Innendienſt — mit heranzuziehen. Sie ſelbſt hat gebeten, zur Ausfül⸗ lung ihrer Zeit, die durch die Tätigkeit in der Alko⸗ holfürſorgeſtelle nicht vollkommen ausgefüllt werden konnte, mittätig ſein zu können. Die Schweſtern des Vaterländiſchen Frauen⸗ vereins ſind nun einmal nicht ſtädtiſche Schweſtern. Deshalb haben wir auf ihre Gehaltsverhältniſſe keinen Einfluß. Die ſtädtiſche Verwaltung hat ja, als ſie ihre Wohlfahrtseinrichtungen ſchuf, mit Billi⸗ gung der Stadtverordnetenverſammlung ausdrücklich Frauenvereine in den Dienſt mit herangezogen, ail ſte der Anſicht war, die freie Liebestätigkeit nicht auszuſchließen, ſondern dieſen Aufgaben mit dienſt⸗ bar zu machen. Das gilt ſowohl für die Säuglings⸗ fürſorge wie für die Tuberkuloſefürſorge. In der Säuglingsfürſorge ſind ſogar zwei Vereinigungen tätig. Dieſe legen großen Wert darauf, ihre Schweſtern ſelbſt anzuſtellen. Wir hatten in bezug auf die Teurungszulage in der Tat nicht geringe Schwierigkeiten, weil wir die Teurungszulage dieſen Schweſtern, die nur im ſtädtiſchen Dienſt tätig waren, voll zukommen laſſen wollten. Aber überall ſtellte ſich die Schwierigkeit heraus, daß Mißhellig⸗ keiten entſtanden, wenn die übrigen Schweſtern, die nicht ſtädtiſch beſchäftigt waren, auf dieſe Teurungs⸗ zulage verzichten mußten. Es hat langer Verhand⸗ lungen bedurft. Die Teurungszulage von 1200 ℳ. dieſen Schweſtern zugänglich zu machen, ging einfach nach dem Wortlaut der Beſchlüſſe der ſtädtiſchen Körper⸗ ſchaften nicht an. Ueber die Zuwendung der letzten Erhöhung ſchweben ſeit längerer Zeit Verhandlungen, die zu⸗ gleich — das wird die Vorrednerin intereſſieren — die Regelung des ganzen Verhältniſſes im Auge haben. Dieſe Verhandlungen ſind noch nicht zum Abſchluß gelangt; ſie werden von dem Herrn Bürger⸗ meiſter als Dezernenten für Anſtellungsfragen ge⸗ meinſam mit mir geführt. Wir hatten noch vor wenigen Wochen eine Auseinanderſetzung mit dem Vorſtand des Vaterländiſchen Frauenvereins, in der wir die nötigen Unterlagen verlangten, die uns in die Lage verſetzen, die Verhältniſſe ſo zu regulieren, wie es im Sinne der Vorrednerin war. Wenn das heute bei Verabſchiedung des Etats noch nicht voll⸗ kommen entſchieden iſt, ſo liegt das eben einfach daran, daß die Verhandlungen noch nicht erledigt ſind. Es muß aber allen Beteiligten bekannt gewor⸗ den ſein, daß wir auch dieſen Schweſtern eine Unter⸗ ſtützung — ich weiß nicht, in welchem Umfange es möglich ſein wird — zukommen zu laſſen beab⸗ ſichtigen. Stadtv. Frau Zucker: Wenn die Regelung nach den Wünſchen, die von mir vorgetragen worden ſind, erfolgen ſoll, ſo wird das ſelbſtverſtändlich denjeni⸗ gen, die es betrifft, außerordentlich angenehm ſein. Ich möchte aber doch ſagen, daß meine Informatio⸗ nen, wonach in der Lungenfürſorge tatſächlich nur zwei Schweſtern tätig ſind, durchaus nicht veraltet ſind; ſie ſtammen von heute nachmittag 3 Uhr. Ich habe Gelegenheit genommen, mich noch einmal zu die 24 erkundigen, wieviel Schweſtern im inneren Dienſt e Sprech⸗ der Lungenfürſorge arbeiten, und man hat mir »e⸗