198 daß es parallele Gründe ſind, die in verſchiedenen Fällen, der eine Grund ſtärker, der andere ſchwächer, auftreten werden, ja, daß ſich ſogar in manchen Fällen beide addieren können. Es gibt Grund⸗ ſtücke, bei denen die Steuer abgewälzt werden kann, aber es gibt auch Grundſtücke, wo der Hausbeſitzer die ganze Laſt auf ſich allein nehmen muß, und es werden Fälle ſein, wo die Belaſtung für ihn von den ſchwerſten und unerträalichſten Folgen bealeitet ſein wird. Wir wollen weder das eine, noch vor allen Dingen die Abwälzung auf die Mieter. Herr UDr Borchardt tut ſo, als ob wir noch in der Zeit vor dem Kriege lebten, wo tatſächlich Angebot und Nachfrage auch auf dem Wohnungsmarkt die Verhältniſſe regelten. So iſt es heute nicht; denn es beſteht tatſächlich kein Angebot, und glücklicher⸗ weiſe iſt ja inzwiſchen da etwas eingetreten, was hier als Korrigens der Verhältniſſe abſolut not⸗ wendig war, nämlich das Mieteinigungsamt. Es können heut die Hausbeſitzer nicht, wie es Herr IDr Borchardt geſchildert hat, einfach die Mieten je nachdem, was ſie bekommen, ſteigern, denn dann würden allerdings unerträgliche Zuſtände eintreten, ſondern es tritt das Mieteinigungsamt dazwiſchen und verhindert das. Aber es kann ſeine ſegens⸗ reiche Tätigkeit nicht ſo entfalten, wie es im Inter⸗ eſſe der Mieter zu wünſchen wär, wenn tatſächlich von der öffentlichen Hand, alſo auch von der Stadt, dem Hausbeſitzerſtand die Belaſtungen auferlegt werden, die einen gewiſſen Grund, eine gewiſſe Be⸗ rechtigung für eine weitere Erhöhung der Mieten geben. Sie liegt nicht allein in dieſen Steuern, ſondern auch in den erheblich erhöhten Ausgaben, die die Hausbeſitzer für die Beheizung, Reparaturen, Herſtellung und Unterhaltung der Häuſer haben, und wir haben ein Intereſſe daran, daß unſere Häuſer in Charlottenburg in Ordnung gehalten wer⸗ den, daß unſere Hausbeſitzer auch die Mittel haben, das zu tun, damit nicht auf dieſe Weiſe das eintritt, was man mit einem vulgären Ausdruck kalt ab⸗ brennen nennt, und alle unſere Häuſer in einem Zu⸗ ſtand ſind, der ſie erheblich weniger bewohnbar macht. Aus allen dieſen Gründen bitte ich Sie, den Antrag der Herren Dr Borchardt und Gen. abzu⸗ lehnen. (Bravo! bei den bürgerlichen Parteien.) Stadtv. Perl: Meine Damen und Herren! Ich möchte bei Kapitel XV auch zur Luſtbarkeits⸗ ſteuer Stellung nehmen. Herr Kollege Jarius hat bereits verſchiedene Beiſpiele dafür angeführt, wo⸗ hin es kommen würde, wenn die Erhöhungen, die durch die Vorlage feſtgeſetzt worden ſind, durchge⸗ führt werden. Der Haushaltsplan ſoll nunmehr noch um 300 000 ℳ bei der der Luſtbarkeitsſteuer erhöht werden. Welche Folgen das aber hat, kann man ermeſſen, wenn man berückſichtigt, daß z. B. bei einem Eintrittspreis von 1,50 eine Ciener von 70 „ reſpektive 1,05 ℳ erhoben und wenn ein kleines Gartenlokal, wie z. B. das des Schiller⸗ u Theaters, mit 36 % pro Abend beſteuert werden ſoll. Muß nicht eine große Unzufriedenheit her⸗ vorgerufen werden, wenn die Freikonzerte des Volts hauſes in der Roſmenſtraße nunmehr mit hohen Steuern belaſtet werden? In den Abend⸗ ſtunden haben ſich dort die Arbeiter und Angeſtellten eingefunden, um nach getaner Arbeit Ruhe und Er⸗ holung zu ſuchen. Jetzt in der Zeit der Soziali⸗ laebn. V den Sitzung am 15. April 1919 ſierung wird es namentlich den Herren von den ſozialdemokratiſchen Parteien ſchwer fallen, vor ihre Volksgenoſſen hinzutreten, um ihnen eine hin⸗ reichende Erklärung zu geben, warum ſie für die Erhöhung und daher für dieſe Steuer geſtimmt haben. Ich glaube, ſie werden damit rechnen müſſen, von ihren eigenen Volksgenoſſen die ent⸗ ſprechende Antwort zu erhalten. Mit der Ein⸗ führung dieſer Steuer werden Sie auch den Muſikern einen ſchweren wirtſchaftlichen Schaden zufügen und letzten Endes auch den Hausbeſitzern; denn die Einführung dieſer Steuer wird auch zu einer Entwertung der Gebäude führen müſſen. Auf der anderen Seite beſteht die Möglichkeit, daß Sie dieſe Summe nicht nur einmal, ſondern zehnmal einholen, wenn Sie dem Antrag auf Be⸗ ſteuerung der Spielklubs, welcher hier eingebracht worden iſt, ſtattgeben und dieſelben in der richtigen Weiſe zu erfaſſen ſuchen. Es wird vielen von Ihnen bekannt ſein, welch ungeheure Summen in dieſen Spielklubs umgeſetzt werden; es finden Umſätze von 120 000 bis 150 000 ℳ pro Abend ſtatt. Es wird Ihnen vielleicht auch bekannt ſein, daß dieſe Spiel⸗ klubs manchmal ſo ſehr im Gelde ſchwimmen, daß ſie nicht wiſſen, was ſie damit anfangen ſollen. So hat z. B. ein Spielklub mittlerer Größe in der letzten Zeit ſeinen 150 Mitgliedern je 5000 ℳ zu⸗ rückvergütet, außerdem noch eine elegante Villa ge⸗ kauft, großartige Umbauten und Renovationen vor⸗ genommen und alles bar bezahlt. Es wird Ihnen vielleicht auch bekannt ſein, daß in dieſen Spielklubs Gratisverloſungen veranſtaltet werden, und daß da⸗ bei koſtbare Brillantſchmucks und goldene Uhren verloſt werden, was doch gewiß ein Zeichen für den dort herrſchenden Ueberfluß iſt. Es wird Ihnen aber auch bekannt ſein müſſen, daß in dieſen Spielklubs ein Schlemmerleben geführt wird und daß dort die köſtlichſten Gerichte ohne Rückſicht auf die Verſchwendung der Lebensmittel — natürlich ohne Marken — zu fabelhaft billigen Preiſen ver⸗ abreicht werden. Unter dieſen Umſtänden muß man das überſtrenge Vorgehen und die Ueberbeſteuerung der ſoliden Gaſtwirtſchaften ganz belonders ver⸗ urteilen. Meine Damen und Herren, ich würde Sie bitten, die Luſtbarkeitsſteuer nicht in dem Maße zu erhöhen, wie das hier gewünſcht wird. Ich habe im Namen meiner Freunde hier zu erklären, daß wir dafür nicht eintreten, ſondern gegen die geplante Erhöhung ſtimmen werden, und bitte Sie daher, da⸗ für Sorge zu tragen, daß diejenigen die Steuern bezahlen, die das Geld wirklich übrig haben, und dazu gehören in erſter Reihe Ee Spieltlubs. Stadtv. Panſchow: Mein Damen und Herren! Namens meiner Freunde bitte ich Sie, die Erhöhunag der Grundſteuern abzulehnen. Wir kommen zu diejer Bitte aus der Erfahrung die ganz dass eaton von 74 uelg was Herr Dr. 1. ſtändlich, dan Sie Den Sarebeſt belaſten. Aber da er ein Gewerbe⸗ die Unkoſten, die in ſeinem Geſchä möalich abwäl zen muß, ſo ſchen Erkärena heraus i 1 Borchardt behauptet,