206 tragen aleichzeitig die Ueberweiſung desſelben an die Sozialiſierungskommiſſion. Die in der „Neuen Zeit“ beſchäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen hatten ſich, nachdem vor vier Wochen dieſer Antrag auf die Tagesordnung geſetzt worden war, in einer geharniſchten Proteſtreſolution bemerkbar gemacht. Ich glaube aber, daß alle die⸗ jenigen, die von der Proteſtreſolution Kenntnis erhalten haben, ſich nicht des Eindrucks er⸗ wehren können, daß ſie nicht ein Produkt der Arbeiterſchaft iſt, ſondern anſcheinend als von der Geſchäftsleitung der „Neuen Zeit“ inſpiriert erſcheint. Denn ich habe in Arbeiterkrei⸗ ſen, beſonders in Buchdruckerkreiſen, die doch in ge⸗ wiſſer Beziehung zur höchſten Intelligenz der deut⸗ ſchen Arbeiterſchaft gehören, noch nicht derartige Ausdrücke gehört, wie ſie in der Reſolution zu fin⸗ den ſind. Infolgedeſſen nehme ich an, daß dieſe Re⸗ ſolution nicht aus dem Bildungsſchatz der Arbeiter⸗, ſchaft ſtammt, ſondern andere Urheber hat. Das nur nebenbei. — Ich bitte Sie nochmals, unſerem Antrage zuzuſtimmen und ihn der Sozialiſierungs⸗ kommiſſion zu überweiſen. Oberbürgermeiſter Dr Scholz: Auch der Maai⸗ ſtrat hat ſich ſeit einigen Monaten bereits mit der Frage beſchäftigt, die der Antrag hier anregt. Wir haben unſere Beratungen ausgeſetzt, als der Antrag in der Stadtwerordnetenverſammluna geſtellt wurde, und zwar von dem Geſichtspunkt ausgehend, daß die Frage der Bedienung durch die Preſſe recht eigentlich eine Angelegenheit der geſamten Bevölkerung iſt, die durch die Stadtverordnetenverſammluna unmittelbar vertreten wird. Für unſere weiteren Beratungen würde alſo die Stellungnahme der Stadtverordneten⸗ verſammlung von entſcheidender oder ausſchlag⸗ gebender Bedeutung ſein, weil wir alauben, in ihr den reinen Ausdruck der Auffaſſung der Bevölkeruna zu ſehen. Ich kann, was die bisherige Beratung im Magi⸗ ſtrat betrifft, nur feſtſtellen, daß die Anſichten erheb⸗ lich geteilt waren. Ein amtliches Anzeigeorgan zu beſitzen, iſt nämlich — das möchte ich im Gegenſatz zu dem Herrn Vorredner ſagen — auch keine reine Freude, und dieſe Frage iſt innerhalb des Kreiſes der deutſchen Städte ſchon ſehr lebkaft und oft be⸗ raten worden, faſt immer aber mit dem Reſultat, daß man zweckmäßigerweiſe von der Gründung eines eigenen Nachrichtenblattes abſehen ſollte. Ich will, wie geſagt, mich weder auf den einen noch auf den noncen aufgenommen werden, anderen Standpunkt ſtellen, möchte aber doch ſagen, daß die Gründung eines eigenen Nachrichtenblattes zunächſt ein finanziell durchaus nicht zu überſehendes Unternehmen darſtellt. Wenn man das Nachrichten⸗ blatt nicht jeden Taa erſcheinen zu laſſen brauchte, dann ließe ſich über die Sache reden. Da es aber unbedinat notwendia ſein wird, ein täaliches Er⸗ ſcheinen zu garantieren, ſchon um die nötigen Nach⸗ richten irsbeſondere auf dem Lebensmittelgebiet ufw. nechtzeitig zur Kenntnis der Bevölkerung zu brinaen, jo iſt das ein außerordentlich teures Unternehmen. Dazu wird kommmen, daß es ſehr oft Tage aibt, an denen das Blatt, vorausgeſetzt, daß es ſonſt nichts bringen ſollte, mit einer leeren Seite erſcheinen müßte: denn es iſt nicht immer anzunehmen, daß aktuelle Anzeigen von der Stadt aus an jedem Taa erſcheinen. Wenn man aber nun die finanzielle Seite der Sache weiter prüft, ſo kommt man zu einer ganzen Sitzung am 15. April 1919 Reihe von Fragen, die ſchon aleich zeigen, daß das Problem nicht ſo einfach iſt. Die Frage: täalich oder nicht täalich, habe ich ſchon aeſtreift. Eine weitere ſehr wichtige Frage iſt die Frage: mit oder ohne An⸗ zeigen. Daraus eraeben ſich ſchon eine ganze Menge von Schwierigkeiten, die die Herren ſelber anerkannt haben, ohne daß ich näher darauf einzugehen brauche. Weiter die Frage: mit oder ohne Roman uſw. (Heiterkeit.) Uebrigens aibt es noch eine ganze Menge von anderen Zweifelsfragen. Ich möchte Ihnen damit nur ſagen, daß die Sache nicht ſo ganz einfach iſt, wie ſie ſich hier darſtellt. Ich möchte aber bei der vorgerückten Zeit auf dieſe Fragen nicht weiter eingehen, ſondern nur nochmals feſtſtellen, daß wir beſonderen Wert auf die Aeußerung der Stadtverordnetenverſammlung legen, weil wir nämlich zu der Prüfuna der ganzen Frage durch Zuſchriften aus allen Kreiſen der Be⸗ völkerung, ich darf wohl ſagen: von der äußerſten Linken wie von der äußerſten Rechten, während von der Mitte dieſe Stimmen weniaer erſchollen, ange⸗ regt worden ſind. Ich möchte damit ſchließen, daß ich die Stadtverordnetenverſammlung bitte, uns ihre Meinung zu ſagen. Wir werden, das kann ich ſchon gleich feſtſtellen, ihr wie immer ſehr aern nach⸗ kommen. Stadto. Dn Liepmann: Meine Damen und Herren! Der Antrag kommt, wie ja auch ſchon bei der Begründung Herr Kollege Toſt ausgeführt hat, auf eine Sozialiſierung oder Kommunaliſierung des ſtädtiſchen Nachrichtenweſens heraus. Er gehört des⸗ halb, wenn man dieſen Betrieb zu den reifen Be⸗ trieben rechnet, wie ſchon geſagt worden iſt, in den Geſchäftsbereich der dafür eingeſetzten gemiſchten De⸗ putation. Meine Freunde werden trotzdem nicht dafür ſtimmen, daß der Antrag dieſer Deputation überwieſen wird, da es ganz klar iſt, daß das Nach⸗ richtenweſen für eine Kommunaliſierung nicht reif iſt und da wir dem Antrag gegenüber eine ganz klare ablehnende Stellung einnehmen. Iſt auch unſere Stellungnahme derart klar, ſo trifft dies nicht auf den Antrag zu. Selbſt nach den ausführlichen Darlegungen des Kollegen Toſt iſt dieſer Mangel noch nicht behoben. Schon der Herr Oberbürgermeiſter hat darauf hingewieſen, daß noch nicht klargeſtellt worden iſt, ob die Herren Antrag⸗ ſteller wünſchen, daß außer Mitteilungen auch An⸗ 1, und ob ſie ferner wollen, daß das Blatt nicht nur derartige Mitteilun⸗ gen, ſondern auch einen redaktionellen Teil enthalten ſoll. Der Herr Oberbürgermeiſter hat ja auch ſchos die Frage aufgeworfen, ob denn nicht ein ſolches Blatt auch ein Feuilleton enthalten müßte. Sie ſehen, wie weit man ausgreifen muß, wenn man auf die Kommunaliſierung eines ſolchen Nachrichtenblattes eingehen will. Schließlich wird bei Aufnahme von Anzeigen aus dem Publikum die Finanznot drängen, weiterzugehen und anzuordnen, ſolche Anzeigen dieſem ſtädtiſchen Blatte bleiben, und damit ein Annon ſchaffen. Schon um dieſe Ge empfiehlt es ſich, von vorn Stellung dem Antrag gegenüb Was das finamiielle Riſtto ſelbſt bei den 274 Anſprü ant geſtaltung des Bla ausrechnen laſſen,