ſeite erſcheint, die auch nur Sonntags auf beiden Seiten, ſonſt aber auf einer Seite bedruckt wird, unter Annahme einer täglichen Auflage von 150 000 Exemplaren, wie ſie vorgeſehen werden müßte, um alle Haushaltungen und alle einzeln wohnenden Bürger mit dem Blatte zu beſchicken, dadurch monat⸗ lich eine Ausgabe von 58 000 ℳ, alſo jährlich 700 000 ℳ Koſten entſtehen würden. Aus Abonne⸗ menteinnahmen ſind bei einem derartigen Blatt keine nennenswerten Einnahmen zu erzielen. Es würde bei entgeltlicher Abgabe keinen großen Ab⸗ ſatz finden, da die hauptſächlich intereſſierenden Nach⸗ richten, nämlich die auf die Lebensmittel bezüglichen, von allen anderen Groß⸗Berliner Zeitungen, ins⸗ beſondere von den Charlottenburger Zeitungen, ebenfalls abgedruckt werden. Dann möchte ich erwähnen, daß Herr Kollege Toſt nur von einer Charlottenburger Zeitung ge⸗ ſprochen hat; es gibt aber noch eine zweite neben der „Neuen Zeit“, nämlich die „Charlottenburger Tageszeitung“, die auch, ſoweit ich weiß, früher die amtlichen Mitteilungen gebracht hat. Es kommt hinzu — das hat die Erfahrung ge⸗ lehrt —, daß diejenigen Blätter, die nur derartige Nachrichten und keinen redaktionellen Teil bringen, ganz geringe Verbreitung finden. Früher war das anders. Früher hat z. B. der „Neudammer Land⸗ wirtſchaftliche Anzeiger“ einen ſehr großen Leſer⸗ kreis gehabt, weil man glaubte, Anzeigen über land⸗ wirtſchaftlichen Bedarf nirgends beſſer als in dieſer Zeitung anbringen zu können. Seitdem aber große politiſche Blätter wie die „Deutſche Tageszeitung“ erſchienen ſind, die ſich in der Landbevölkerung einen weiten Leſerkreis erworben haben, ſind ſolche An⸗ nonncenblätter für landwirtſchaftliche Dinge in ihrer Verbreitung ſehr zurückgegangen. Ein weiterer Grund, dem Antrag nicht zuzu⸗ ſtimmen, iſt der Umſtand, daß es ſelbſt für ein Blatt, das nur amtliche Mitteilungen bringt, ſchwer iſt, die Unparteilichkeit ſo zu wahren, daß ſie von keiner Seite angezweifelt wird. Häufig entſcheidet nur das diskretionäre Ermeſſen darüber, welche Mit⸗ teilungen an die ſichtbarſte Stelle geſetzt werden ſollen und welche einen beſcheideneren Platz ver⸗ tragen können. Dann kommt in Betracht, daß wir es nicht für richtig halten, den Privatunternehmungen, die erſt nach Aufwendung von viel Arbeit und viel Kapital lebenskräftig geworden ſind, eine ſtädtiſche Kon⸗ kurrenz zu bereiten. Das iſt beſonders unbillia in einem Betrieb, bei dem es ſo viel auf die indini⸗ duelle Färbung und auf die Geſchicklichkeit r Leitung ankommt wie bei einer Zeitung. Wir wünſchen vielmehr, daß jede Partei die Möglichkeit Sitzung am 15. April 1919 n. lautet 207 die Eingemeindungsfrage geklärt und geregelt iſt. Aus allen dieſen Gründen bitte ich Sie, dieſen An⸗ trag nicht der Deputation zu überweiſen, ſondern abzulehnen. Stadtv. Dr. Hertz: Meine Freunde treten dafür ein, daß dieſe Vorlage dem Sozialiſierungsausſchuß überwieſen wird, vor allen Dingen deshalb, weil die Vorlage, wie Herr Kollege Dr Liepmann ſehr richtig geſagt hat, den erſten Schritt auf dem Wege der Sozialiſierung bedeutet. Weitere Ausführungen will ich mir in Anbetracht der vorgerückten Zeit er⸗ ſparen. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Marcuſe: Die Zahl der Städte, welche Amtsblätter herausgeben, iſt eine verhältnismäßig geringe. Die Ertraafähiakeit dieſer Blätter iſt auch eine zweifelhafte. Wir haben dasſelbe Bedenken wie die Antragſteller bezüglich des Monopols einer ein⸗ zigen Zeitung in Charlottenburg. Ein Monopol iſt unberechtigt, und wir würden auch in dieſer Be⸗ ziehung eine Aenderung für nötig halten. Nun haben ja die Kollegen und Kollegainnen der Linken durchaus die Möglichkeit, ein eigenes Ortsblatt herauszugeben, und ich bin überzeugt, daß der Herr Oberbürger⸗ meiſter, der ſeit ſeinem Amtsantritt genügend Be⸗ weiſe dafür gegeben hat, daß er über den Parteien ſteht, diejem Blatte ebenſo die amtlichen Nachrichten zugängia machen wird wie der „Neuen Zeit“. Das iſt wohl möalich. Aber wir haben doch aegen die flüchtige Beſprechung in ſpäter Stunde ſo ſtarke Be⸗ denken, daß wir dem Antrage nicht ablehnend gegen⸗ überſtehen und ihn ebenſo wie die Antraaſteller dem Sozialiſierungsausſchuß überweiſen möchten. (Die Verſammlung beſchließt die Ueberweiſung des Antrages an die Sozialiſierungsdeputation.) Vorſteher⸗Stellv. Dr Frentzel: jetzt zu Punkt 14: — Anträge der Stadtv. Dr. Luther und Gen. und Dr Broh und Gen. betr. Jugendpflege. Druck⸗ ſachen Nr. 48 und 61. 5 Wir kommen Der Antrag der Stadtv. Dr Luther und Gen. lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle beſchließen: 2 Der Magiſtrat wird veranlaßt, ſchleunigſt für paſſende Plätze und Räume zu ſoraen, in denen eine wirlliche, den Bedürfniſſen der Jugend entſprechende Jugendpflege ge⸗ trieben werden kann. Insbeſondere möge er ſchleuniaſt die Verwendung des Schlof. aartens und aeeianeter Räume im Schloſſe für die Jugendpflege ermöalichen. 25 Der antan der Stann. pe vroh und cen, Die Stadtverordnetenverſammlung wolle be⸗ ſchließen, den Maaiſtrat zu erſuchen, Schritte au unternehmen, um die im Schloſſe dafür ae⸗ eianeten Räume für Volksbildung und Jugend⸗