208 Sitzung am Antragſteller Stadtv. Dr. Luther: Meine Herren! Ich werde mich ganz kurz faſſen. Ich alaube, wir ſind alle in dieſem Saale darin einia, daß in der ſchweren Zeit, die wir zu durchleben haben, die Jugend unſere Hoffnung iſt. Wir ſind aber auch darin einig, daß wir eine Jugend erziehen müſſen, die körperlich, geiſtig und ſittlich ertüchtiat wird. Wenn wir das wollen, dann braucht unſere Jugend aeeignete Plätze und geeignete Räume. Jugendpflege kann man nicht treiben in der Enae, denn Jugend will austoben; Jugend muß friſche, freie Luft haben, um ſich körperlich ſo tummeln zu können, wie es ihrem Empfinden entſpricht. Wir verfügen in Charlottenburg nicht über genügend Spielplätze. Zwar haben wir Weſtend und haben den Grunewald; aber beide ſind ſchwer zu erreichen. Darum wäre es ſchön, wenn es uns gelänge, Spiel⸗ plätze im Schloßgarten von Charlottenburg zu er⸗ halten. Zum andern bedarf die Jugend, wenn ſie ihrer Behaglichkeit leben und ſich wohlfühlen will, geeia⸗ neter Räume. Wir haben wohl Räume für unſere Jugend. Das ſind aber Mietsräume, in denen die Jugend das nicht findet, was ſie möchte. Darum ſehnen wir uns, die wir Praktiker in der Jugend⸗ pflene ſind, ſeit langem danach, daß in etwas garößerer Weiſe für die Jugendpflege Räume zur Verfüaung geſtellt werden. Solche geeianeten Räume ſcheinen mir die im Charlottenburger Schloß zu ſein, und ich gebe mich der Hoffnung hin, daß mein alter Traum, dieſes Schloß in den Dienſt des Volkes zu ſtellen, endlich zur Wirklichkeit wird. Ich hoffe, mit Ihnen allen in dem Gedanken einverſtanden zu ſein, daß wir keine beſſere Verwendung für dieſe Räume finden können, als wenn wir ſie denen zur Verfüauna ſtellen, die unſere ganze Hoffnung für die Zukunft ſind. (Bravo!) Antragſteller Stadtv. Heidrich: Werte Anwe⸗ ſende! Ich kann mich nur den Ausführungen mei⸗ nes Vorredners anſchließen. Räume ſind genügend im Schloß vorhanden. Ich ſehe aber nicht ein, daß nur die Jugend da Platz finden ſoll. Die Stadt Charlottenburg hat bereits ſtädtiſche Kurſe zur Wei⸗ terbildung von Arbeitern eingerichtet, welche, mit mangelhafter Volksſchulbildung ausgerüſtet, im Le⸗ ben ſtehen. Dieſe Kurſe ſind in durchaus ungenü⸗ genden Räumen untergebracht und bedürfen eines weiteren Ausbaues. Wir wünſchen, daß in den Räumen des Schloſſes, vor allen Dingen in dem linken Teile desſelben und in dem Schloßflügel am Luiſenplat: und in der Spandauer Straße eine Volkshochſchule errichtet wird, die vorbildlich ſein ſoll. Der rechte Teil des Schloßparkes kommt meines Erachtens hauptſächlich für den Sportplatz und für Turnplätze in Betracht. Der linke Teil des Schloßparkes, in dem ſich auch das Mauſoleum befindet, müßte der Ruhe erhalten bleiben. Außer⸗ dem ſind im Schloſſe noch Räume vorhanden, ich denke z. B. an das Speichergebäude, aus dem ſich wohl ein Raum für Konzerte, vielleicht auch für 15. April 1919 15 Perſonen zu überweiſen, der die weiteren Schritte zu beraten hätte. Ich erſuche Sie, un⸗ ſerm Antrag zuzuſtimmen. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Der Magiſtrat ſteht ſelbſtverſtändlich durchaus auf dem Boden der Tendenz beider Anträge. Auch iſt er davon über⸗ zeugt, daß augenblicklich für die geiſtige und kör⸗ perliche Ertüchtigung unſerer Jugend gar nicht genug geſchehen kann. Ich möchte aber einer Hoff⸗ nung, die von beiden Seiten geäußert worden iſt, doch einen gewiſſen Dämpfer aufſetzen. Räume im Schloſſe, meine verehrten Herrſchaften, werden wir leider zu dieſem Zwecke nicht zur Verfügung be⸗ kommen. Die Sache liegt ſogar ſo, daß diejenigen Räume, die augenblicklich von uns ſelbſt zu Büro⸗ zwecken in Anſpruch genommen ſind, uns voraus⸗ ſichtlich in kurzer Zeit wieder deshalb entzogen wer⸗ den, weil das Schloß noch in erheblich größerem Umfange als bisher zu Lazarettzwecken in Anſpruch genommen werden wird. Im übrigen darf ich die inneren Verhältniſſe des Schloſſes als bekannt vorausſetzen. Soweit das nicht der Fall ſein ſollte, möchte ich hier feſtſtellen, daß die Räume im Schloſſe mit ganz wenigen Aus⸗ nahmen weder zu beheizen noch zu beleuchten ſind. Es würde alſo ein Umbau mit enormen Koſten nötig ſein. um überbaupt die Räume dieſen Zwecken zu adaptieren. Aber wie geſagt, es iſt zurzeit wenigſtens ausgeſchloſſen, denn das Lazarett dehnt ſich außerordentlich aus, und wir müſſen ſelbſt aus den Räumen heraus. Was die geſchäftliche Behandlung betrifft, ſo möchte ich bitten, von der Ueberweiſung an einen beſonderen Ausſchuß abzuſehen. 2 (Sehr richtig! und Zuruf: Der Antrag wird zu⸗ rückgezogen!) — Dafür bin ich ſehr dankbar. — Wir haben zu⸗ nächſt den ſogenannten Spielplatzausſchuß. Außer⸗ dem kann ich mitteilen, daß ich bereits vor etwa drei Wochen eine Aktion in die Wege geleitet habe, die ſich vorausſichtlich auch zu einer Vorlage an die Stadtverordnetenverſammlung verdichten wird und im weſentlichen, wenn auch nicht Spiel⸗, ſo doch Sportplätze was aber auch ſelbſtverſtändlich einen Teil der Wünſche der Herren Vorredner ketrifft⸗ zum Gegenſtande hat. Ich glaube alſo, Sie können verſichert ſein, daß feitens des Magiſtrats nichts unterlaſſen wird, im Sinne der Antr die ja von beiden Seiten gleichermaßen geſtellt ſind gehen. 22 — * argelegt h den laſſ Kinoveranſtaltungen, in dem Sinne natürlich⸗ wief wecke ſie in der Urania jetzt ſchon ſtattfinden, herrichten ließe. Dadurch, daß dem Volke hier küntleriſche Genüſſe mit ſtädtiſcher Unterſtützung geboten wür⸗ den, würden die Vergnügungen, wie ſie ſich jetzt breitmachen, etwas Abbruch erfahren. 8 Wir ſind der Meinung, es würde das Beſte ſein, die ganze Angelegenheit einem Ausſchuß von