* 210 anſtalt geeignet ſein wird, iſt mir etwas zweifelhaft. Aber die Sache kann jedenfalls geprüft werden; ſie verdient es. Ich glaube, was der Herr Stadtſchul⸗ rat vorhin ſchon bei der Etatberatung geſagt hat, die Benutzung der Militärbadeanſtalt im Grunewald, wäre etwas, was viel mehr hierfür in Frage käme. Ich habe mir die Anſtalt vor wenigen Tagen noch angeſehen und bin davon überzeugt, daß ſie nicht weſentlich gelitten hat. Es ſind einige Ausbeſſerun⸗ gen notwendig, ſo bei den Duſchen und noch einigen Kleinigkeiten; ſonſt iſt das Schwimmbaſſin ausge⸗ zeichnet und eignet ſich für uns ganz vortrefflich. Ich glaube auch, daß die rein militäriſchen Zwecke, die es bisher verhinderten, daß die Anſtalt, wie wir wiederholt angeregt haben, von der Stadt über⸗ nommen wurde, jetzt nicht mehr als ſo dringend an⸗ geſehen werden, ſo daß wir nicht nur wie bisher ein Mitbenutzungsrecht von Gnaden des Regiments er⸗ halten, ſondern die ganze Anſtalt in ſtädtiſche Ver⸗ waltung übernehmen könnten. Ich möchte bitten, daß der Magiſtrat dieſer Frage näher tritt, weil dann ohne weſentliche Vorarbeiten für dieſen Sommer noch die Anſtalt für unſere Zwecke aus⸗ genutzt werden könnte. Daran iſt kein Zweifel: die Verhältniſſe unſerer ſtädtiſchen Badeanſtalt, die leider infolge der ſchwierigen Zeitlage nicht weiter ausgebaut werden konnte, ſind derart, daß ſie nicht im allergeringſten den Anſprüchen. die unſere Be⸗ völkerung an dieſe Anſtalt zu ſtellen berechtigt iſt, genügt. Stadtrat Dr. Gottſtein: Der Maaiſtrat erkennt die Gründe, die die drei Vorredner angeführt haben, Durchaus als ꝛutreffend an. Aber der Herr Schulrat hat aerade heute ſchon ausgeführt, wie ſchwierig die Verhältniſſe in Charlottenbura lieaen. Er hat hin⸗ augefüat, daß die Ausſicht beſteht, daß uns das Sta⸗ dion ꝛur Verfüanna aeſtellt wird. In welchem Um⸗ fange, ſfeht noch nicht aenau feſt. Ein zweites Proiekt ſchwebt ebenfalls noch: ob und wann es zur Erledigung kommt, bin ich noch nicht in der Lage zu ſagen. Was Herr Stadtv. Dr Feilchenfeld angeregt hat. iſt inzwiſchen in die Tat umaeſetzt worden. Das Eliſabeth⸗Reaiment bot es zwar abaelehnt, die von ihm errichtete Badeanſtalt an uns käuflich zu über⸗ tragen, bat uns aber die Mitbenutzung mie in den Iahren vor dem Kriege geſtattet. Die Mitteilung iſt gerade heute uns ugeaangen. Dieſe beiden Einrichtungen werden uns alſo dieſen Sommer zur Verfüaung ſtehen. Ich will hoffen, daß das dritte Projekt in abſehbarer Zeit zur Ausführung kommen kann. Stadtv. Klick: Ich möchte nur noch einmal unterſtreichen, was wir ſchon bei der Etatberatung ausgeführt haben, daß auch meine Freunde wünſchen, daß der Bau einer Badeanſtalt im Freien möglichſte] Förderung durch den Maaiſtrat erfährt. von der Verſammluna einſtimmig angenommen.) Vorſteher⸗Stelv. Dr Frentzel: Buntt 16 der] 2 Tagesordnung: Antrag der Stadto. Gebert und Gen. betr, kunſt⸗ erlen leriſche und wiſſenſchaftliche Voltsveran Druckſache 63. (Der Antrag der Stadtv. Pein und Gen. wird Sitzung am 15. April 1919 Der Antrag lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle beſchließen, den Maaiſtrat zu erſuchen, ein Oraan zu ſchaffen, dem es obliegt, künſtleriſche und wiſſenſchaftliche Veranſtaltungen zu ar⸗ rangieren, an denen die Arbeiterſchaft und ſpeziell die unbemittelte Bevölkerung umſonſt oder gegen geringes Entgelt teilnehmen kann. Antragſteller Stadtv. Skaller: Meine Damen und Herren! Dieſer Antrag iſt leider ſchon das dritte Mal auf die Tagesordnung geſetzt worden, und es iſt ſchade, daß er ſo ſpät zur Beratung gelangt. Sie kommen dadurch um eine ſehr ſchöne und längere Rede, die ich ſeit drei Wochen in meinem Buſen trage. (Heiterkeit.) Ich will mich bei der vorgerückten Stunde kurz faſſen, um ſo mehr, als die Bearündung dafür zum Teil ſchon bei der Goethebundvorlage hier im Hauſe ae⸗ geben worden iſt. Damals war ja eigentlich nur die äußerſte Rechte dagegen, die angeblich aus Sparſam⸗ keitsgründen die 2000 ℳ für die Volksbildungs⸗ pflege nicht bewilligen wollte, während die äußerſte Linke nur deswegen dagegen war, weil ihr nicht ge⸗ nügend durch die Vorlage geboten wurde. Unſer Antraa iſt in der jetzigen Zeit natürlich doppelt begründet, weil durch die Einführung des Achtſtundenarbeitstages die geſamte Bevölkerung viel mehr Gelegenheit hat, ſich auch nach der Arbeitszeit künſtleriſch und wiſſenſchaftlich fortzubilden, als bis her. Wie die Situation lieat, läßt ſich vielleicht am beſten durch eine kleine Epiſode illuſtrieren, die neulich mein Parteigenoſſe Leinert, der Vorſitzende der Preußiſchen Landesverſammlung, mir erzählte. Er berichtete, wie er als Arbeiter in Hannover durch einen Freund dazu gekommen war, an einer Vor⸗ leſung allgemeiner Natur teilzunehmen, ohne zu wiſſen, daß er eigentlich nicht dazu berechtigt war. Das aing ſo wochenlang. Die Vorleſung wurde von den Studenten immer weniger beſucht, und es fiel natürlich auf, daß er ein ſo reges Intereſſe an den Vorträgen mitbrachte, ſo daß der Dozent auch die Frage ventilierte, ob auch alle Zuhörer die notwen⸗ digen Kollegiengelder bezahlt hätten. Herr Leinert ſtellte ſich zuerſt etwas taub und kam wieder. Als er eines Tages von dem Dekan in ſein Zimmer ge⸗ rufen wurde und erklären mußte, daß er als Arbeiter ganz unberechtiat an dieſen Vorlefungen teilnehme, ſei, und Leinert zog ganz beſchämt aus der Uni⸗ verſttät heraus. Er ſchloß ſeine Erzähluna: Als ich zu Hauſe war, da bin ich mir klar geworden, da den deutſchen Staat an Bildung 112 . wurde ihm belanntgegeben, daß dies nicht zulaſſiag