Sitzung am 15. April 119 Ich will mit meinem Antrage nicht erreichen, daß wir bloß geleaentlich einiae Veranſtaltungen ar⸗ rangieren derart, daß vielleicht einmal ein Konzert oder eine Führung in Muſeen ſtattfindet, ſondern es ſoll planmäßig alles getan werden, was dazu dienen kann, ſich dasienige Wiſſen, was in der Schule nicht geboten iſt, nachträalich noch anzueianen. Wir haben hier in Charlottenburg Schulen, die wohl Gelegen⸗ heit und Hilfsmittel haben, z. B. gewiſſe chemiſche, vhnſikaliſche Vorgänge allen denen, die Luſt dazu haben, darzubieten. Wir haben auch zufällig die Techniſche Hochſchule in unſeren Mauern, die zwar nicht direkt zu Charlottenbura gehört, bei der es aber ſicherlich durch Vereinbarungen zu ermöalichen ſein wird, ähnlich wie es an den Volkshochſchulen in früheren Jahren der Fall war und an der Humboldt⸗ Akademie noch aeſchieht, Vorleſungen für die Ar⸗ beiterſchaft mit Unterſtützung des Maaiſtrats zu ſchaffen, die zweifellos die beſten Früchte erzielen werden. Genau ſo könnten wir durch muſtkaliſche Darbietungen, durch Opern, durch Vorſtellungen im Schillertheater und noch in vieler anderen Richtung etwas leiſten. Wenn wir ein beſtimmtes Oraan haben, das ſich planmäßig damit beſchäftigt, dann bin ich feſt davon überzeugt, daß beſte Reſultate erzielt werden. Ich würde aus vraktiſchen Gründen vor⸗ ſchlagen, daß wir die Kunſtkommiſſion, die jetzt be⸗ ſteht, erweitern und ihr die Aufgabe übertragen, ſich auch mit allen den Fragen, die der Antrag anregt, zu beſchäftigen. Oberbürgermeiſter Dr Scholz: Auch ich muß die verehrte Verſammlung bitten, im Intereſſe der vorgerückten Zeit auf einige ſehr geiſtvolle Ausfüh⸗ rungen verzichten zu wollen, die ich ebenſo wie der Herr Vorredner zu machen entſchloſſen war. — (Heiterkeit.) Ich ſtimme in der Grundtendenz dem Antrage auch hier rückhaltlos zu und freue mich ſogar perſönlich ganz beſonders, daß der Antrag eingebracht worden iſt, weil er nämlich Beſtrebungen verfolgt, die ich ſelbſt ſeit langer Zeit, ſchon vor dem Kriege, mir habe angelegen ſein laſſen, die aber leider durch den Krieg nicht zur Erfüllung kommen konnten. Ich meine allerdings vorwiegend die Beſtrebungen, die auf dem muſikaliſchen Gebiete liegen. Denn ich ſelbſt bin der Auffaſſung, daß es nichts gibt, was ſo ſehr geeignet iſt, die nun einmal vorhandenen ſozialen Gegenſätze —— . 8 uns 1 ſtattete, nicht ſehr ermutigend klingt, doch zu unſerem Magiſtrat das Zutraue 211 Herr Vorredner hat mir dieſe Bitte ſehr erleichtert, denn er hat ſelbſt ſchon davon geſprochen, daß man etwa eine Abteilung der Kunſtdeputation oder etwas Aehnliches mit dieſer Frage beauftragen könnte. Das wird zu überlegen ſein. Es iſt nicht ganz einfach. Abteilungen von Deputationen kennt eigentlich die Städteordnung nicht, und ich weiß nicht recht, wie man das konſtruieren ſoll. Aber auch ich habe mir etwas Aehnliches gedacht, um die recht große Zahl von Deputationen, die wir ſchon haben, nicht zu vermehren. Ich will es nur andeuten, im übrigen bitten, uns vorbehalten zu dürfen, wie wir dieſes Organ geſtalten. Die Hauptſache iſt ja — darin ſtimme ich mit dem Herrn Vorredner völlig über⸗ ein — die Sache ſelbſt, die, wie ich feſtſtellen darf, in guten Händen ſein wird. Stadtv. Meyer 11: Meine Damen und Herren! Ich habe den Auftrag, im Namen meiner Fraktion zu erklären, daß auch wir voll und ganz auf dem Boden der Vorlage ſtehen. Gerade hier in Char⸗ lottenburg dürfte es nicht mit allzu großen Schwie⸗ rigkeiten verknüpft ſein, im Sinne des Antrags etwas Gutes zu leiſten, da in unſerer Stadt eine ganze Reihe prominenter Perſonen auf dem Gebiete des Handels, der Kunſt und Wiſſenſchaft vorhanden ſind, die ſich ſicherlich für dieſe Frage intereſſieren würden. Ich weiß nicht, ob es Herrn Kollegen Skaller bekannt iſt, daß die Stadt bereits einen An⸗ fang im Sinne des Antrags gemacht hat. Es exiſtieren hier Vorleſungen zur Fortbildung von Arbeitern und Arbeiterinnen, die ſchon zum Teil das vorſehen, was Herr Skaller angeregt hat. Ich möchte Ihnen ganz kurz berichten, daß man in Hamburg bereits im Sinne des Antrags vor⸗ gegangen iſt und daß der Senat ſeiner Bürgerſchaft folgende Veranſtaltungen geboten hat. Es ſind Theateraufführungen und größere Konzerte veran⸗ ſtaltet worden, in den Muſeen haben die Direktoren Vorträge gehalten, im Anſchluß daran haben Beſich⸗ tigungen dieſer Muſeen unter fachmänniſcher Lei⸗ tung ſtattgefunden. Ferner ſind die ſtädtiſchen Werke und arößere Werke der Privatinduſtrie be⸗ ſichtigt, es iſt auch die Kunſtgewerbeſchule zur Ver⸗ fügung geſtellt und dort ſind dieſelben Kurſe ein⸗ gerichtet worden, wie ſie die Stadt Charlottenburg ſeit geraumer Zeit ſchon vorgeſehen hat. Nun iſt dazu zu ſagen, daß in Hamburg der Erfolg allerdings nicht ſehr ermutigend geweſen iſt. Das einzige, was größeren Zuſpruch gefunden hat, waren die Theateraufführungen; alles andere iſt immer nur von beſtimmten Kreiſen der Bevölkerung beſucht worden, man möchte ſagen, von Kreiſen, die gerade an der fachtechniſchen Seite des Vortrages oder der Vorführung ein Intereſſe hatten, während die große Maſſe zu dieſen Veranſtaltungen nicht erſchienen iſt. 2 2 Wenn auch der Bericht, den ich Ihnen cben er⸗ ſo habe ich n, daß er