212 habe ſtets den Grundſatz anerkannt, den Carlyle ausgeſprochen hat, daß man eine Exiſtenz auf der Erde nur hat, wenn man an der Aufwärtsbildung der unteren Klaſſen arbeitet. Deshalb halte ich es für eine der vornehmſten Aufgaben der Kommune, dieſem Antrag ſtattzugeben und auf dem Gebiete der Kunſt für die Erziehung und Bildung der Bevöl⸗ kerung zu ſorgen. Ich weiß aber aus langer Praxis, daß die Durchführung dieſer Aufgabe außerordent⸗ lich ſchwer iſt, und ich glaube, daß die Herren es erleben werden, daß nicht alle Hoffnungen, die ſie heute hegen, ſich verwirklichen laſſen werden. Aber trotzdem bin ich mit meinen Freunden ſehr dafür, daß die Stadt ein ſolches Organ ſchafft. Es iſt unendlich erfreulich, wenn ſich in all den Kämpfon der Geiſter, die nun einmal ſein müſſen, und be: cll den politiſchen Gegenſätzen, die auch vorhanden ſoin müſſen, um vorwärtszukommen in der Zul inft, ein neutrales Gebiet ergibt, auf dem wir doch empfinden, daß wir alle Brüder und Schweſtern n dem gleichen Hauſe, un einem Vaterland ſind. Darum bin ich und meine Freunde aufs wärmſt. für den Antrag, der hier geſtellt worden iſt. (Bravo!) Stadtv. Dr Löwenſtein: Bei dem außerge⸗ wöhnlichen Wohlwollen, daß dieſem Antrag von allen Seiten entgegengebracht worden iſt, will ich es nicht unternehmen, noch durch lange Worte unſer Wohlwollen beſonders zu unterſtreichen. Wenn ich das Wort trotzdem ergriffen habe, ſo möchte ich wenigſtens einige Winke geben, die mir für eine ge⸗ deihliche Entwicklung der Sache außerordentlich wichtig erſcheinen, zunächſt in bezug auf die Orga⸗ niſation. Eine derartige Deputation iſt ſehr gut; ſie wird auf dem Gebiete aber nur dann etwas Gutes leiſten, wenn ſie in lebendiger Fühlung mit denjenigen bleibt, die ſich für Bildungsſachen intereſſieren. Es iſt auch auf dieſem Gebiet wichtig, daß die Kreiſe, deren Intereſſe für die Sache gewonnen werden ſoll, möglichſt aktiv herangezogen werden, daß man be⸗ ſonders mit den Arbeiterkreiſen enge Fühlung nimmt, damit ſie dort ihre Wünſche äußern können und von dieſen Wünſchen aus ſich die ganze Sache organiſch entwickeln kann. Dann ſcheinen mir ſozuſagen auf der Straße eine ganze Menge Dinge zu liegen, die die Organi⸗ ſation fruchtbar ausnutzen kann, z. B. in bezug auf die Benutzung vorhandener Büchereien und in der Anregung, gute Bücher zu leſen. Ich weiß z. B. von Verſuchen, die ſeitens der Stadtverwaltung von Hannover gemacht worden ſind. Es haben dort Bibliothekare ab und zu Vorträge darüber gehalten, welche Bücher man lieſt und was es an Leſeſtoff uſw. auf der Bibliothek gibt. Wir haben in Char⸗ lottenburg, ſoviel ich weiß, ausgezeichnete Kräfte, die durchaus den Wunſch hegen, weiteren Kreiſen der Bevölkerung ihr Wiſſen in bezug auf dieſe Dinge zuteil werden zu laſſen, und es wäre gut, wenn die Deputation dieſe Kräfte recht bald in den Dienſt der Sache ſtellte. Weiter haben wir eine Kunſtgewerbeſchule, die Außergewöhnliches leiſtet, und es iſt bedauerlich, daß die wunderbaren Dinge, die dort gezeichnet und Situng am 13. April 1919 ſſchen Hochſchulgemeinden zeichnete Darſtellungen auf dieſem Gebiete zu ſehen, und es wäre ein leichtes, wenn die Stadtgemeinde durch die Organe, die die Ausſtellung veranſtalten, und durch Vorträge und Führungen auf dieſen Aus⸗ ſtellungen eine Anregung zur künſtleriſchen Ausbil⸗ dung gäbe, die dann mit Leichtigkeit fruchtbar aus⸗ geſtaltet werden kann. Ferner ſind hugieniſche Vorträge durchaus er⸗ wünſcht. Es iſt mir von verſchiedenen Seiten ge⸗ ſagt worden, daß bei dieſen Veranſtaltungen der Stadt auf die Bevölkerung ſehr wenig Rückſicht genommen wird, daß man meiſtenteils ſehr wenig davon weiß. Jedenfalls habe ich gefunden, daß auf dieſem Gebiete hier in der Stadt ſehr wenig getan wird. Vielleicht iſt der Krieg daran ſchuld. Aber auch auf dieſem Gebiet ſind ſehr häufig Mißerfolge deswegen gezeitigt worden, weil man nicht die nötige Fühlung genommen hat. Die Mißerfolge ſollten aber nur ermutigen, hier gleichſam Rückſchau zu halten, ob man auf dem richtigen Wege geweſen iſt, und es dann von neuem verſuchen. Außerdem müßte die Deputation mit den augenblicklich ſchon in Aktion getretenen proletari⸗ in Verbindung treten. Dieſe verſuchen jetzt ſchon Ausgezeichnetes zu leiſten, um der unvollkommenen Ausbildung der Arbeiter⸗ ſchaft, die der mangelhaften Schulbildung zuzuſchrei⸗ ben iſt, beſonders in ihren begabteren und beſſeren Teilen nachzuhelfen, und es wäre ein leichtes, wenn auch die Stadtaemeinde Charlottenburg mit der pro⸗ letariſchen Hochſchule zuſammen Fruchtbares leiſtete. Weitere Anregungen will ich vorläufig nicht aeben. Ich hoffe, daß uns in der Deputation Ge⸗ legenheit gegeben iſt, darüber weiter zu ſprechen. Stadtv. Marcuſe: Meine Damen und Herren! Ich werde etwas kürzer reden als der Herr Vor⸗ redner, weil Mitternacht bereits vorüber iſt. Es iſt ja von ſeiten unſerer Fraktion ſchon geſagt wor⸗ den, daß wir jegliche Art zur Hebung der Volks⸗ bildung freudig unterſtützen. Bezüglich der Or⸗ ganiſation möchte ich nur kurz ausführen, daß es zweckmäßig wäre, auch über den Rahmen von Vor⸗ trägen hinaus kleine überſichtliche und deshalb nicht ermüdende Ausſtellungen zu veranſtalten. Wir haben innerhalb der Deutſch⸗nationalen Volkspar⸗ tei ſchon ſeit einiger Zeit die ſtändige Einrichtung von Vortragsabenden aus den Gebieten der Kunſt und Wiſſenſchaft und haben aute Erfolge erzielt. Wir werden uns — unter Ausſchaltung der Partei⸗ politik — gern an der Mitarbeit beteiligen und wollen nach der Richtung uns auch bemühen, Kräfte zur Mitarbeit heranzuziehen. Ich möchte bitten, daß die Stadt dieſe Gedanken als durchführbar be⸗ trachtet und das Nötige bald in die Wege leitet. (Der Antrag der Stadtv. Gebert und hierauf einſtimmia angenommen.) Buntt 17 der Tageserdnunmn 1 2 modelliert worden ſind, nur einem kleinen Kreis zu⸗] b a trar e, di gänglich gemacht worden ſind. Wir haben nämlich in der Schuldeputation Gelegenheit gehabt, ausge⸗ 1