226 Eingegangen iſt dann ferner ein Schreiben unſeres früheren Herrn Bürgermeiſters Dr Maier, das ich Ihnen zur Verleſung bringen möchte: Bei meinem Ausſcheiden aus der Ver⸗ waltung der Stadt Charlottenburg iſt es mir ein herzliches Bedürfnis, Ihnen und den Mitgliedern der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung ein dankerfülltes Wort des Abſchiedes zu ſagen. Nach faſt ſechzehnjähriger Tätigkeit verlaſſe ich den Dienſt der Stadt Charlotten⸗ burg, dem ich mit Freude und Genugtuung den größten Teil meiner beſten Lebensjahre gewidmet habe. Ich tue dies, um das mir an⸗ getragene Staatsamt zu übernehmen, in einem Augenblick, in der die ſo ſchwierige Frage der kommunalen Neuordnung der Groß⸗Ber⸗ liner Verhältniſſe anſcheinend vor ihrer un⸗ mittelbaren Erledigung ſteht. Dies erleich⸗ tert mir meinen Schritt und erfüllt mich mit dem lebhaften Wunſche, daß der mit prak⸗ tiſcher Geſtaltungskraft gepaarte Geiſt ent⸗ ſchiedenen Fortſchreitens auf allen Gebieten kommunaler Fürſorge, der ein auszeichnendes Merkmal der ſtädtiſchen Verwaltung Char⸗ lottenburgs iſt, und deſſen Mitträger in her⸗ vorragendem Maße die Stadtverordneten⸗ verſammlung war, als wertvollſtes Vermö⸗ gensſtück auf das neu zu geſtaltende Geſamt⸗ gebiet Groß⸗Berlin übergeht und dort lebendig bleibt. Für alles perſönliche Wohlwollen und freundliche Verſtändnis danke ich jedem Mit⸗ gliede des Stadtverordneten⸗Kollegiums, mit dem mich gemeinſame Arbeit zuſammen⸗ geführt hat, aufrichtigſt. Meine Damen und Herren! Wir alle be⸗ dauern das Scheiden des früheren Bürgermeiſters und bedauern, daß wir uns von ihm nicht perſön⸗ lich verabſchieden konnten. Wir bedauern auch ſein Scheiden überhaupt, wenn wir ihn auch für ſein neues Amt und den größeren Wirkungskreis, in den er eintritt, beglückwünſchen. Die neuen Herren dieſer Verſammlung, die erſt ſeit 2½ Monaten mit Herrn Bürgermeiſter Dr Maier zuſammen gear⸗ beitet haben, werden auch innerhalb dieſer kurzen Zeit ſchon die ruhige und abſolute Sachlichkeit, die den Herrn Bürgermeiſter auszeichnete, ſeine ſchnelle Auffaſſung und ſein ſchnelles Hineinarbeiten in die verſchiedenſten Angelegenheiten ſchätzen gelernt haben. Die älteren Kollegen, die eine Reihe von Jahren, beinahe 16 Jahre, mit Herrn Bürgermeiſter Ir Maier gearbeitet haben, ſchätzen außerdem noch ſeinen gerechten und aufrechten Charakter, mit dem er, abhold jeder Schmeichelei, ſowohl nach oben als nach unten, unbeirrt den Weg geht, den er als den rechten erkannt hat. Dazu kommt die außerordent⸗ liche Selbſtloſigkeit, mit der Herr Bürgermeiſter Dr Maier ſtets ſeine Perſon hinter die Sache zu⸗ rückgeſtellt hat. (Sehr richtig!) Weiter haben wir auch die außerordentliche Arbeitskraft und Arbeitsfreudigkeit dieſes Mannes anzuerkennen. Herr Bürgermeiſter Dr Maier ge⸗ hört nicht zu den Leuten, die mit Glücksgütern reich⸗ lich geſeanet ſind, und ſo war es nicht verwunder⸗ lich, daß ihm lockende Anerbietungen auf Stellun⸗! Sitzung am 14. Mai 1919 gen in privaten Unternehmungen gemacht wurden, die in dem, was die Honorierung betrifft, weit über das hinausgingen, was die Stadt ihrem Bür⸗ germeiſter gewähren konnte, aber in dem, was an Anforderungen in bezug auf die Arbeitskraft eines Mannes geſtellt wurde, weit hinter dem zurück⸗ blieben, was die Stadt von ihrem Bürgermeiſter verlangte. Es iſt naturgemäß, daß Herr Bürger⸗ meiſter IDr Maier bei ſolchen Anerbietungen zu⸗ weilen die Frage aufwerfen mußte, ob er nicht im Intereſſe ſeiner Familie eine ſolche Stellung an⸗ nehmen ſollte, und als er einſt mit unſerm früheren Oberbürgermeiſter Schuſtehrus bei Gelegenheit eines ſolchen glänzenden Anerbietens darüber ſprach, ſagte ihm Oberbürgermeiſter Schuſtehrus — damals war Herr Dr Maier noch unſer Syndi⸗ kus —: „Lieber Herr Syndikus, eine ſolche Stellung, in der Sie wenia zu arbeiten haben, iſt nichts für Sie; das halten Sie ja gar nicht aus.“ Das kenn⸗ zeichner den Mann. Arbeit hat er bei uns gefunden, reichlich und überreichlich, erſt als Syndikus, ſpäter als Bürger⸗ meiſter, in welcher Stellung er den Oberbürger⸗ meiſter Schuſtehrus nach ſeinem Hinſcheiden lange Zeit vertreten mußte, und in der er weiter bei Kriegsbeginn, als unſer Oberbürgermeiſter Dr Scholz ins Feld rücken mußte, ebenfalls noch die Amts⸗ 120 des Oberbürgermeiſters mit zu erledigen atte. Dieſe Arbeit hat Herr Bürgermeiſter Dr Maier ſtets nicht nur als eine Pflicht angeſehen, ſondern die Arbeit iſt ihm Lebenselement, damit zugleich auch Grundquell der Lebensfreude. Freilich dazu, daß die Arbeit auch der Quell der Lebensfreude iſt, gehört, daß die Arbeit wenigſtnes einiger⸗ maßen auch von Erfela agekrönt ſein muß, und von Erfolg ackrönt war die Arbeit des Bürgermeiſters Dr Maier in Charlotten⸗ burg. Die Spuren ſeines Wirkens in Charlotten⸗ burg werden ſich nicht verwiſchen, und wie er des⸗ halb mit Freude und Genugtuung auf ſeine in Charlottenburg verbrachte Wirkſamkeit zurückblicken kann und zurückblicken wird, ſo werden auch wir 1 4% Mann ſtets mit freundlicher Geſinnung enken. (Lebhafter Beiſall./) Weiter iſt eingegangen ein Schreiben von der Vereinigung akademiſch gebildeter Lehrer und Lehrerinnen Charlottenburas, das ich Ihnen eben⸗ falls zur Verleſung bringen möchte: Die Vereinigung akademiſch gebildeter Lehrer und Lehrerinnen Charlottenburgs hat ſich in ihrer Vereinsſitzung vom 2. Mai d. I. mit dem Beſchluß der hieſigen Stadtverord⸗ nerenverſammlung vom 15. April, betreffend den Geſchichtsunterricht, befaßt. 10 Der Vertreter des Magiſtrats ha dieſer Vereinigung akadem Lehrerinnen Iuc, A