4 231 Situng am 14. Mai 1919 Stadto. Karrer: Meine werten Damen und Herren! Meine Parteifreunde ſchließen ſich zum Teil den Ausführungen des Herrn Oberbürgermei⸗ ſters an, wir möchten aber an den Magiſtrat das Er⸗ ſuchen richten, daß er beim Beſuch des Zoologiſchen (Gartens den Minderbemittelten, den Angeſtellten und Arbeitern, etwas mehr entaegenkommt. Sie werden ja ſchon alle an dem erſten Sonntag im Monat im Zoologiſchen Garten geweſen ſein und werden die Erfahrung gemacht haben, daß der Beſuch an dieſem erſten Sonntag ſehr ſtark iſt, ſo daß es kaum möglich iſt, daß die Beſucher auf ihre Rechnung kommen und daß ſie einigermaßen befriedigt von dem Bedürfnis, das ſie in den Zoologiſchen Garten geführt hat, zu⸗ rückkehren. Wir ſind deshalb der Meinung, daß der Magiſtrat an den Aktienverein des Zoologiſchen gartens die Forderung ſtellen ſoll, jeden Sonntag als billigen Sonntag freizugeben. Wir ſind der Meinung, daß der Aktienverein des Zoologiſchen Gartens dadurch nicht ſchlechter geſtellt wird, ſondern nach unſerer Auffaſſung würde die Bilanz des Zoolo⸗ giſchen Gartens dadurch bedeutend beſſer werden. Denn die Fahrgelegenheiten ſind heute ſchlecht; der eine oder andere Familienvater ſagt ſich: Ich gehe lieber in den Zoologiſchen Garten. Wenn nun der Eintrittspreis 1 koſtet wie heute, macht es bei einer Familie mit 4 bis 5 Kindern gleich 5 bis 6 % aus. Koſtet es aber 30 „, wird er ſich ſchon eher entſchließen, in den Zoologiſchen Garten zu gehen. Wir machen alſo unſere Zuſtimmung zu den 50 000 ℳ davon abhängig, daß der Magiſtrat mit dem Aktienverein des Zoologiſchen Gartens in Ver⸗ bindung tritt und jeden Sonntag zum billigen Sonntag macht. Stadtv. Panſchow: Meine Damen und Herren! Wir ſind uns ſehr wohl bewußt, einen wie großen Einfluß der Zoologiſche Garten als Zugſtück für Charlottenburg hat. Wir wiſſen ſehr wohl, daß ein großer Teil der Beſucher des Zoologiſchen Gartens auch Charlottenburg beſucht und daß wir ſchon aus dieſem Grunde eine Verpflichtung haben, für die Er⸗ haltung des Zoologiſchen Gartens zu ſorgen. Wir wollen auch nicht ſo ſehr daran rütteln, daß 50 000 ℳ dafür bewilligt werden. Wir haben auch nicht den Antrag geſtellt, 25 000 ℳ Aktien zu erwerben, um etwa dadurch einen großen Einfluß auf die Leitung des Zoologiſchen Gartens zu gewinnen, ſondern wir haben dieſen Antrag aus der Erwägung heraus ge⸗ ſtellt, daß mit dem, was heute von dem Zoologiſchen Garten getan wird, für die nächſte Zukunft wahr⸗ ſcheinlich weiter gerechnet werden muß und daß weitere Aufwendungen nach dieſer Richtung hin er⸗ folgen müſſen. Da hat es uns als kaufmänniſch rich⸗ tiger geſchienen, dafür zu ſorgen, daß, wenn auch kein . 5 . ſo doch immerhin ein der Kommune geſichert wird, der hinreicht, Geſchäftsführung des Zoologiſchen Gartens ch nach der Richtung der tatſäch⸗] Einfluß, den die Herren Kolleg Aktionären wir bereits. Damit iſt dieſer Punkt Familie. Wir haben hier m. E. denſelben bedauerns⸗ werten Zuſtand, wie er im Opernhaus der Fall iſt, daß eine Dividende in Geſtalt von Gutſcheinen be⸗ zahlt wird zum Beſuch des Zoologiſchen Gartens wie für den Beſuch der Opern ohne Rückſicht auf die Rentabilität des Unternehmens. In jedem anderen Falle hat der Aktionär, wenn er ſeine Dividende ein⸗ geſteckt hat, auch das Riſiko zu tragen. In allen dieſen Fällen ſoll das Riſiko auf die (GGemeinden ab⸗ gewälzt werden. Dieſer Zuſtand iſt nicht haltbar. Wenn der Aktienverein Zoologiſcher Garten in der Zwangs⸗ lace iſt, einen Zuſchuß von den Gemeinden verlangen zu müſſen, dann ſollte er zu allererſt dafür ſorgen, daß die Vorrechte der Aktionäre aufgehoben werden. (Sehr richtig!) Dann würden dem Zoologiſchen Garten nicht uner⸗ hebliche Mittel aus Eintrittsgeldern zufließen, die ihm jetzt verlorengehen. (Zuſtimmung.) Ich möchte ſehr bitten, daß bei der Bewilligung dieſer Summe darauf Rückſicht genommen wird und unſer Antrag auch von dieſem Standpunkt aus eine wohlwollende Erwägung erfährt. (Bravo!) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Damen und Herren! Den Grundſatz, den Herr Kollege Brandt ausgeſprochen hat, daß Aktienunternehmungen ſich ſelber erhalten und dafür ſorgen müſſen, daß ſie eime ordnunasmäßiae Geſchäftsführung haben, unter⸗ ſchreiben meine Freunde vollkommen. Aber in dem vorliegenden Falle handelt es ſich nicht um eine Sanierung der Altionäre, ven der der Kollege Brandt ſprach, ſondern die Sache lieat hier voll⸗ kommen anders. Die Aktionäre bekommen hier keine Dividende, ſondern erhalten dafür, daß ſie Aktien übernommen haben, freien Eintritt in den Zoologiſchen Garten. Das iſt anders als beim Opernhaus. Auf eine Aktie bekommen ſie freien „Eintritt für 2 Perſonen. Wenn nun Herr Kollege Brandt den Antra geſtellt hat, die Stadt ſollbe Aktien in Höhe % 25 000 ℳ überrehmen, ſo weiß ich nicht, ob er damit dem Wunſche hat Ausdruck aeben wollen, daß der Magiſtrat freien Eintritt in den Zoologiſchen Garten hat oder daß die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung ihn haben ſoll. (Heiterkeit.) Jedenfalls alaube ich aber, daß dieſer We ⸗ mafia nicht gegangen wird. Wenn Herr Kelec Panſchow ſagt, mit dem Antrage ſollte der Einfluß der Stadt Charlottenbura bei dem werteren Vor⸗ gehen des Unternehmens gewahrt werden, ſo mochte ſich darauf hinweiſen, daß, ſoviel mir bekannt iſt, her⸗] Herr Okerbürgermeiſter bereits in den Aunſeeat des Zooloaiſchen Gartens gewählt iſt. Alſo den en 4.—15 haben leits. Dami wohl eulediat. Was die künflige Geſtaltung des aanzen Unter⸗ nebmens anlanat, und die Möclichteit, daß mit dieſer einen Altion die Sanieruna nicht erlediat ſo Kerr Kr heae Nonſchew recht baben.