24² allein gegen unſer Heer geführt, ſondern auch gegen unſere einzelnen Volksgenoſſen, ſie haben dieſen Krieg während des Waffenſtillſtandes noch ver⸗ ſchärft und wollen ihn nach den Friedensbedin⸗ gungen, die uns vorgelegt ſind, während des Frie⸗ dens noch ſchärfer und grauſamer fortführen. In allen Teilen der Welt, wo Deutſche leben, in unſeren Schutzgebieten, wie in der großen Zahl der Länder, die England in dieſem Kriege gegen uns gehetzt hat, ſind die Deutſchen teils in Gefangenſchaft geſetzt, teils bereits nach Deutſchland herübergeſchickt wor⸗ den, teils ſteht ihnen das nach Friedensſchluß bevor. Vor allen Dingen aber hat in den jetzt vom Feinde beſetzten Gebieten im Oſten, in Poſen und im Weſten in Elſaß⸗Lothringen eine maſſenhafte Ver⸗ treibung der Deutſchen ſtattgefunden. Die Franzoſen verfolgen ſelbſt ſolche, die kaum noch wiſſen, daß ihre Eltern in Altdeutſchland geboren ſind, und haben ſie über die Grenze wieder in unſere Mitte hineinge⸗ trieben. Nun ſind wir, wenn die uns vorgelegten Friedensbedingungen angenommen werden, in einer Lage, daß wir kaum noch “½ oder der früheren Bevölkerung in Deutſchland erhalten können. Da erſcheint es als eine unlösbare Aufgabe, auch noch die aus ihrer ausländiſchen oder bisher deutſchen Heimat vertriebenen Deutſchen auf dem Reſt von Boden, der uns geblieben iſt, zu erhalten. Trotzdem iſt es eine hohe ſittliche Pflicht für uns, und ſo ſchwer die Aufgabe iſt, wir müſſen ſie nach Möglich⸗ keit zu erfüllen trachten. Wir müſſen dieſer Auf⸗ gabe mit warmem Herzen und nicht nur mit dem Rechenſtift gegenüberſtehen. Darum iſt es unſer Wunſch, daß auch die Stadt Charlottenburg an ihrem Teile dazu beitrage. Wir denken dabei namentlich an Skellen von Lehrern und von Beamten, die ohne⸗ hin nicht mit hieſigen Anwärtern zu beſetzen ſein würden. Wir möchten, daß der Magiſtrat den Ver⸗ ſuch mache, auf ſolche Stellen auch vertriebene Deutſche zu ſetzen, und dabei ſich nicht allzu eng an die Vorſchriften bezüglich der Vorbildung und ähn⸗ licher Vorbedingungen zu halten, wenn dieſe viel⸗ leicht von, ſagen wir, Lehrern, die in Elſaß⸗Lothrin⸗ gen ausgebildet ſind, nicht in genauer Uebereinſtim⸗ mung mit den preußiſchen Vorſchriften etwa erfüllt werden. Nächſt den Kriegsbeſchädigten tut dieſen vertriebenen Deutſchen, die das Schwerſte für das Deutſchtum erlitten haben, Hilfe am dringendſten not. Wir richten in dieſem Antrag die Bitte an den Magiſtrat, dazu beizutragen, daß wir auch an unſerm Teile dieſe Hilfe leiſten. Stadtv. Dr Stadthagen: Sehr verehrte Anwe⸗ ſende! Meine Freunde ſtimmen mit den Antrag⸗ ſtellern durchaus überein, daß es eine Pflicht der Dankbarkeit und des Zuſammengehörigkeitsgefühls iſt, für diejenigen Deutſchen, die aus den früher deutſchen Gebieten vertrieben ſind, zu ſorgen. Der Herr Anrragſteller hat aber ſchon auf die Schwierig⸗ keiten hingewieſen, die dieſer Aufgabe entgegenſtehen. Auch in dem Antrage ſelber iſt hervorgehoben, daß hierdurch die Ortseingeſeſſenen nicht geſchädigt wer⸗ 2 den ſollen. Hierin liegt die große Schwierigkeit. Sicherlich muß das Deutſche Reich, das deutſche Volkfif für dieſe alten Volksgenoſſen ſorgen Ob es aber richtig iſt. dieſe Volksgenoſſen beſonders nach den tr großen Städten hinzuleiten, ob es richtig iſt, durch ſolche Anträge einen gewiſſen Anreiz anszuüben, daß die Betreffenden nach den großen Städten gehen,] das iſt ſehr zweifelhaft. Ich glaube, gerade auf Sitzung am 14. Mai 1910 ſem Gebiete würde es richtig ſein, in großzügiger Weiſe eine Verteilung dieſer Deutſchen auf das ganze Land vorzunehmen und ſie an diejenigen Stellen hin⸗ zubringen, wo wir Bedarf an menſchlichen Kräften, ſei es an geiſtigen, ſei es an körperlichen Anbeiten, haben. Wir haben ja ein beſonderes Amt dafür, das erſt vor wenigen Wochen in einer den heutigen Ver⸗ hältniſſen angepaßten Form in Tätigkeit getreten iſt. Dieſes Amt wird auch in dieſem Sinne wirken kön⸗ nen. Immerhin halten es auch meine Freunde für richtig, daß ſoweit es irgend möglich iſt, die Städte und die Stadt Charlottenburg auch an dieſem Werke mitarbeiten; in dieſem Sinne werden wir dem An⸗ trage zuſtimmen. Oberbürgermeiſter Dr Scholz: Keiner von uns allen wird nicht den warmherzigen Ausführungen des Herrn Antragſtellers zuſtimmen, und wenn ich mir hier erlaube, einige Bemerkungen zu machen, die leider zeigen, daß wir nicht in vollem Umfange die Wünſche befriedigen können, ſo bitte ich, das nur ſo aufzufaſſen, daß wir um alles in der Welt nicht den Eindruck erwecken wollen, als ob wir nun in der Lage ſcien, hier eine ungezählte Anzahl von Beſchäfti⸗ aungsmöglichkeiten für vertriebene Deutſche zu ſchaffen. Meine Damen und Herren, Sie müſſen berück⸗ ſichtigen, daß wir zurzeit irgendwelche Beamten⸗ ſtellen, abgeſehen von Lehrern, auf die ich noch zu⸗ rückkomme, nicht frei haben. Sie müſſen bedenken, daß es ſich bei den vorhandenen Angeſtellten zunächſt um die Frage handelt, ob ſie entlaſſen werden können. Die Entlaſſung unſerer Angeſtellten und Hitfskräfte iſt bekanntlich eine Frage, die auch ſchon öfter die Stadrwerordnetenverſammlung beſchäftigt hat und die mit allerlei Schwierigkeiten verknüpft iſt. Wenn es gelingt, eine Reihe von Angeſtellten und Hilfs⸗ kräften zu entlaſſen, ſo ſteht dahinter ſchon wieder eine aan ze Anzahl, insbeſondere Kriegsbeſchädigte, für die wir in erter Linie zu ſorgen auch genötigt ſind. Ich alaube alſo, allzu hoch dürfen die Anſprüche nicht ge⸗ ſpannt werden. aſ bei veiſe einen aus Elſaß⸗Lothringen ſtamr ß wir pr 4 4 . ſchon auf dieſem Wege vorgegan verſprechen, daß es, ſoweit es Intunft weiter geſchehen n