244 vorhanden? In Berlin hatten wir eine ſogenannte Wach⸗ und Schließgeſellſchaft, die in Friedenszeiten einiges Gute geleiſtet haben ſoll, die allmählich aber nach Mitteilungen, die mir zugegangen ſind, völlig verſagt hat und aus mehrfachen Gründen verſagen mußte: einmal, weil ihr Perſonal nicht in genü⸗ gender Weiſe zur Verfügung ſtand, zweitens, weil ſie dieſes Perſonal in einer Weiſe entſchädigte, daß ſie große Anforderungen an das Perſonal überhaupt nicht ſtellen konnte. Wenn trotzdem dieſe Wach⸗ und Schließgeſellſchaft, wie ich höre, bei einem Abonne⸗ ment von 1 % pro Haus noch weiter beſteht, ſo geht doch daraus deutlich hervor, daß tatſächlich der Wunſch beſteht, ſich in irgendeiner Weiſe zu ver⸗ ſichern. Die zweite Möglichkeit, ſich gegen die Gefahr des Einbruchs zu ſchützen, bietet die ſogenannte Ein⸗ bruchsverſicherung. Das kann natürlich nur ein ganz geringer Prozentſatz der Bevölkerung tun, und diejenigen, die es tun, machen dabei ſehr ſchlechte Erfahrungen. 3. B. werden die Ladenbeſitzer gar nicht mehr in die Einbruchsverſicherungen aufge⸗ nommen, und wer in die Lage kommt, einmal die Verſicherung in Anſpruch zu nehmen, der kann ge⸗ wiß darauf rechnen, daß ihm bei dieſer Gelegenheit gekündigt wird. Die Einbrüche, die jetzt ſtattfinden, treffen die geſamte Bevölkerung. Ich muß ſogar ſagen, wenn man die Berichte verfolgt, daß viel mehr in Ar⸗ beitergegenden eingebrochen und dort verwüſtet wird als in beſſeren Gegenden, wahrſcheinlich deswegen, weil in den beſſeren Gegenden ſich die Leute vielfach zuſammentun und es ſich Geld koſten laſſen, um ge⸗ ſichert zu ſein, wozu die Arbeiterſchaft nicht in der Lage iſt. Auch bei den großen kommuniſtiſchen Umtrieben iſt, wie Sie wiſſen, am ſchlimmſten in der Arbeitergegend am Schleſiſchen Bahnhof von Plünderern gehauſt worden. Welche Folgen das hat, kann jeder, der perſönlich davon betroffen iſt, am beſten beurteilen. Nun geht unſer Vorſchlag dahin, in groß⸗ zügiger Weiſe eine Wach⸗ und Schließgeſellſchaft zu gründen. Damit verfolgen wir einen doppelten Zweck, erſtens der Bevölkerung Schutz zu gewähren, zweitens eine große Anzahl von ſtellungsloſen Ar⸗ beitern zu beſchäftigen. Wir denken uns die Sache natürlich nicht ſo, daß in der alten Form, wie es bisher bei der Wach⸗ und Schließgeſellſchaft war, einige Leute da ſind, die gegen billiges Entgelt die ſogenannten Patrouillen ſtellen, ſondern es muß in jeder Straße eine große Anzahl von Sicherheits⸗ leuten zur Verfügung ſtehen, deren Koſten ſich ſehr leicht von den Hausbeſitzern und indirekt von den Mietern einbringen laſſen. Nehmen wir an, daß in einem Bezirk von je 25 Häuſern rechts und links zwei Sicherheitsbeamte angeſtellt werden, ſo erſieht man ſchon daraus, daß eine Unmenge Leute ange⸗ ſtellt werden müſſen. Damit wäre die Möglichkeit gegeben, einer großen Zahl von Menſchen ein menſchenwürdiges Daſein zu gewähren. Berück⸗ ſichtigen wir weiter, daß heute jeder gern bereit wäre, einen weit größeren Betrag zu zahlen als den, den er jetzt für die Verſicherung ausgibt, wenn er dafür nur eine gewiſſe Sicherheit auch tatſächlich garantiert bekommt, ſo können wir ohne weiteres 5 annehmen, das beiſpielsweiſe ein Hauswirt einen Monatsbetrag von 200 ℳ dafür bezahlen würde. li Wir können dabei nur ganz progreſſiv vorgehen. Sitzung am 14. Mai 1919 Wir werden in denjenigen Vierteln, wo wohlhabende Leute wohnen, erheblich höhere Beiträge annehmen müſſen als dort, wo Arbeiterfamilien wohnen. Aus dieſer progreſſiven Beſteuerung, wenn ich ſo ſagen ſoll, ergäbe ſich eine gleichmäßige Verteilung der Laſten. Natürlich wird es auch notwendig ſein, eine genügende Kontrolle einzurichten. Wir wer⸗ den Gelegenheit haben, eine ganze Menge von Leuten, die vielleicht früher in militäriſchen Stellun⸗ gen als Unteroffiziere oder Feldwebel tätig waren, je nach Befähigung zu beſchäftigen. Das muß natür⸗ lich mit größter Vorſicht gemacht werden. Wir wer⸗ den alſo einen großen Prozentſatz von Leuten ein⸗ ſtellen können, die zunächſt die Sicherheitswehr für die Nacht bilden. Der ganze Plan kann großzügig nur dann durch⸗ geführt werden, wenn er gemeinſam mit der Polizei bearbeitet wird. Augenblicklich liegen die Verhält⸗ niſſe ſo, daß die Polizei eine ſelbſtändige Behörde iſt. Die Beſtrebungen nicht nur unſerer Stadt, ſondern der Städte im allgemeinen haben alle Ausſicht, be⸗ rückſichtigt zu werden. Wenn die Kommunaliſierung der Polizei vollzogen wird, dann würden die Vorbe⸗ reitungen ohne weiteres actroffen, und es würde aus der Nachtſicherheitswehr auch eine Tagſicherheits⸗ gebildet werden können. Wenn wir ein beſonderes Amt dafür einrichten, beſtände die Möglichkeit, die zuverläſſigen und geeigneten Leute, die heute auf dieſer Straße beſchäftigt werden, morgen auf einer andern Straße zu beſchäftigen. Der einzelne, der auf Wachtdienſt geht, würde vorher nicht wiſſen, welche Verpflichtung ihm obliegt; dadurch könnte jederzeit eine gegenſeitige Kontrolle ſtattfinden. Wir hätten auch noch eine andere Möglichkeit, gewiſſe Aufgaben in dieſen Dienſt einzubeziehen. Ich habe in der Städtezeitung einen intereſſanten Aufſatz geleſen, wonach in Rio de Janeiro und in Kanada die hieſige Geſellſchaft Siemens & Halske für die Polizei ein großes Alarmweſen eingerichtet hat, das folgendermaßen geſtaltet iſt. An jeder Straßenlaterne befindet ſich ein Schlüſſelloch, zu dem jeder Mieter den Schlüſſel hat; er iſt in der Lage, durch Hineindrücken des Schlüſſels in dieſes Schlüſſel⸗ loch die Polizeibehörde zu benachrichtigen. Der Schlüſſel, der mit einer Nummer verſehen iſt, bleibt ſtecken, es kann jederzeit feſtgeſtellt werden, wer der Beſitzer dieſes Schlüſſels iſt, falls ein Unfug vor⸗ kommen ſollte. Die Zentralſtelle iſt ſofort in der Lage, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Durch ein etwas kompliziert ausſehendes, aber doch ganz einfaches Syſtem läßt ſich nämlich feſtſtellen, in welchem Bezirk genügend Mannſchaften vorhanden ſind, die nun nach einem andern Bezirk geſchickt wer⸗ den können. Es ruht alles in einer Hand. Auch die Kontrolle iſt dadurch geſichert, daß ſich der kontrol⸗ lierende Beamte jederzeit dort einzeichnen muß. Auf der Hauptwache kann daher ſtets feſtgeſtellt werde ob der Dienſt 4 4. 1 verſehen 9, wir ein Wach⸗ und Schließweſen in ausbildeten, hätten wir die Mögli zügige Organiſation zu ſchaffen ſchiedenſten Richtungen erwe Es iſt immer ei