254 Sitzung am 14. Mai 1919 des Hilfsdienſtgeſetzes ſeinerzeit hier hineingekom⸗ men ſind, um ſich zu drücken, damit ſie nicht even⸗ tuell zur Front kommen. Es ſind begüterte Leute, die im Beſitz ziemlich hoher Kapitalien ſind, und dic arbeiten heute noch. Dieſe Leute müſſen aus dem Hauſe heraus. Wenn ſie ein Kapital haben, wovon ſie leben und Zinſen beziehen, dann brauchen ſie den Arbeitsloſen die Arbeit nicht wegzunehmen. Der Antrag wird ſicher dazu beitragen, daß in einem beſchleunigten Tempo endlich die Reinigung erfolgt und die vielen Arbeitsloſen und Kriegsbeſchädigten in dieſe Stellen hineinkommen. Wenn geſagt wird, die Kräfte müſſen ſich erſt einarbeiten, ſo glaube ich, daß es viele Kriegs⸗ beſchädigte gibt, die auch in den einzelnen Reſſorts gleich arbeiten 4 0 Aber leider, Herr Stadtrat Fiſcher, iſt das Tempo zu langſam. Ob der Ange⸗ ſtelltenausſchuß dazu beigetragen hat, entzieht ſich meiner Kenntnis. Ich glaube wohl, daß die Klagen der Angeſtellten verſchwinden werden, wenn von Ihrer Seite ein beſchleunigtes Tempo herbeigeführt wird. Was die Hausbeſitzer anbetrifft, ſo ſollen die Ausführungen des Kollegen Horlitz nicht ſo aufge⸗ faßt werden, daß jeder Hausbeſitzer eo ipso hinaus⸗ fliegen ſoll. Ich kenne auch Hausbeſitzer, denen ge⸗ wiſſermaßen kein Stein von dem Hauſe gehört, die gezwungen ſind, mitarbeiten. Mein Freund Horlitz meint ſolche Hausbeſitzer, die einen Nebenerwerb nicht brauchen, und die könnten ohne weiteres ver⸗ ſchwinden. Ich möchte Sie doch bitten, den Antrag anzu⸗ nehmen. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Ich muß dem Herrn Vorredner in zwei Punkten widerſprechen. Zunächſt hat er darauf hingewieſen, daß unter den Kriegsbeſchädiaten gerade in Charlottenburg eine befondere Erregung heruſche. Nun, meine Damen und Herren, ich bin in der anaenehmen Lage, Ihnen mitzuteilen, daß dieſe Aeußerung nach meinem Ge⸗ fühl ſtark übertrieben iſt, und ich habe dazu eine ge⸗ wiſſe Veranlaſſung, da ich heute morgen mit 15 Ab⸗ geordneten zweier großer Verbände der Kriegsbe⸗ Ichädigten 2½ Stunden mit dem Erfola verhandelt habe, den ich hier in der Oeffentlichkeit feſtſtellen kann, daß die Herren durchaus befriediat, teilweiſe alle ndinas auf einer gewiſſen Mittellinie befriedigt, von mir weggegangen ſind. Ich kann alſo feſt⸗ ſtellen, daß von einer beſonderen Erreaung der] Kriegsbeſchädigten in Charlottenbura keine Rede iſt. Ich kann weiter feſtſtellen, trotzdem es nicht ganz zur Sache gehört — ich bitte um Verzeihung, wenn ich das hier ausführe — „daß wir es in Charlotten⸗ burg von Anfana an als eine unſerer vornahmſten Pflichten betrachtet haben, dieſe Aermſten der Kriegs⸗ teilnehmer mit aller Mühe und Sorgfalt ſo zu verſorgen, wie es iigend möaglich iſt. Das iſt auch von den Herren heute moraen durchaus anerkannt worden. Ich lann das nur feſtſtellen, unſd ich alaube, diesmal etwas beſſer informiert zu ſein als Herr Ge⸗ bert, denn ich nehme nicht an, daß er heute ſchon 2½ Stunden mit der Omganiſanion der Krieasbe⸗ ſchädiaten verhandelt hat. Im übrigen möchte ich das noch einmal mner⸗ ſtreichen, was Herr Kollege Dr Fiſcher hier ſchon Wenn der Austauſch unſerer Hilfs⸗ ſage kräfte und Angeſtellten, den wir ſelbſt in gewiſſem mu ausgeführt hat. ſchädigten entgegengekommen Umſange für durchaus berechtiat Kalten, teilweiſe nicht in dem erwünſchten ſchnellen Tempo vor ſich ge⸗ gangen iſt, ſo iſt das ledialich darauf zulückzu⸗ führen, daß wir den genade vom Herrn Vorredner immer gewünſchten Kontakt mit umſerem Ange⸗ ſtellterausſchuß in dieſer Beziehung gchalten haben. Wir haben uns bereits Ende Februar mit dem An⸗ geſtelltenausſchuß in Verbindung geſetzt: wenn wir bis heute moch nicht in die Lage verſert ſind, die definitiven Vorſchläne des Angeſtelltenausſchuſſes zu bekommen, ſo lieat das an der Schwierigkeit der Materie. Schließlich, meine Damen und Herren, muß ich doch — in Konſequenn der ſehr beachtenswerten und aichtigen Ausführungen des Hern Kollegem Dr. Stadt⸗ hagen — feſtſtellen, daß die ganze Frage doch auch die Verantwortung der Verwaltugn eminent berührt. Ich möchte bitten, daß ſich die Stadtverordnetenver⸗ „„ammlung als Kontrollinſtanz für die ſtädtiſche Ver⸗ „valtung doch einmal überleat, welche Verantwortung ſie dadurch übernümmt, daß ſie den Magiſtrat immer mehr dazu drängt, ungeſchulte Hilfskräfte einzu⸗ ſtollen, die beſonders in den augenblicklichen ſchwie⸗ rigen Zeiten nicht dazu beitragen, den Gana der ſtädtiſchen Verwaltuna ſo ungehemmt zu machen, wie er ſein muß. Das iſt eine Verantwortung, die Sie nicht tragen können, meine verehrten Damen und ate ſe und die auf ſich nehmen zu wollen jedenfalls ſehr falſch wäre. Wenn Sie richtig han⸗ deln, ſo müſſen Sie die geſamte Verantwortung für die Verwaltuna nicht nur dem Magiſtrat überlaſſen, ſonderm ihm immer wieder aufs neue aufbürden. Ich alaube, Ihnen jetzt ſchon ſagen zu können: wenn es nach der Richtung des Hineinredens, will ich ſa⸗ gen, in die Anſtelluna der Beamten und Angeſtellten Hei dem Maaiſtrat ſo weitergeht, ſo werden wir, nicht aus irgendeiner Veräraerung heraus, ſondern einfach den logiſchen Tathachen konſequent folgend, hier Ihnen eines Tages erklären müſſen, daß wir nicht mehr in der Lage ſind, die Verantwortung für eine ordnungsmäßige Verwaltung zu tragen. (Hört! hört! bei den bürgerlichen Parteien.) „ Stadtv. Hilſe: Werte Anweſende! Meine Freunde ſind der Auffaſſuna, daß in den Aemtern der Stadt ſich noch ein Teil Perſonen befinden, die ihne Tätiakeit Lediglich als Nebenerwerb. anſehen. Wir werden aus den vom Antragſteller anaeführten Gründen dem Antrage zuſſtimmen. Stadtv. Mickler: Verehrte Anweſende! Der Herr Oberbürgermeiſter hat auf die Anſtellung der Kriegsbeſchädigten innerhalb der Stadt hingewieſen. Daß die Stadt den Kriegsbeſchädigten ein gewiſſes Wihlwollen auf allen Gebieten entgegenbringt, will ich nicht bezweifeln. Ich bin zwei Jahre in der Kriegsbeſckädigtenbewegung tätig u daß ich noch niemals eine Körperſchaf die in ſo anſtändiger, humaner Weiſ ſchied iſt dabei: man wird dig emrfangen und eben liche Sorge für die ins Waſſer die ſte 4 14 0