260 Unternehmer geworden iſt, und zwar während der Zeit, in der er in Charlottenburg im Intereſſe der Stadt tätig war. (Zuruf.) — Der Mann war ſehr tüchtig, ganz richtig, und unſere Perſonen, die kontrollieren und aufpaſſen ſoll⸗ ten, waren untüchtig. Nun, meine Damen und Herren, uns laufen tagtäglich Klagen zu, und zwar nicht nur wegen der Verteilung der Kartoffeln, ſondern auch über die Verteilung anderer Lebensmittel. Wir können uns gegen dieſe Klagen kaum noch wehren. Aus dieſen Aründen Falten wir es für notwendig, daß aus den Kreiſen der Konſumenten eine Kontrollkommiſſion eingeſetzt wird, die nicht nur die Verteilung der Le⸗ bensmittel von der Zentralſtelle an die Lebensmittel⸗ verteiler zu kontrollieren hat, ſondern dieſe Kontroll⸗ kommiſſton ſoll auch den Lebensmittelverteiler ſelbſt fontrollieren, ſie ſoll auch einmal feſtſtellen, wie die Tätigkeit in den einzelnen Stellen des Magiſtrats, ſoweit dabei Lebensmittel in Frage kommen, ausgeübt wird. Es macht ſich folgendes bemerkbar. Einzelne der in Frage kommenden Lebens⸗ mittelverteiler ſind jederzeit im Beſitze von Waren, ihnen geht die Ware nie aus, während ein anderer Teil von Lebensmittelverteilern keine Ware hat. Geht man zu dieſen Leuren hin und fragt: warum habt ihr keine Ware, wir ſind doch bei euch eingerragen, ihr müßt doch für uns ſorgen und darauf ſehen, daß ihr Ware habt, — dann wird einfach erklärt: wir werden nicht mit Ware beliefert, wir müſſen zurück⸗ „ehen. Es iſt richtig, daß größere und feinere Ge⸗ ſchäfte — es wird mir ſchon der Name Gumtau zu⸗ gerufen — ſtändig mit Lebensmitteln verſorgt wer⸗ den, während andere in der Nähe des Gumtauſchen Geſchäftes befindliche Lebensmittelverteiler keine Ware haben. Da muß ſich doch allmählich eine Er⸗ bitterung unter den eingetragenen Kunden bemerk⸗ bar machen. Dann kommt aber auch noch eine ſehr wichrige Frage hinzu, nämlich die Regulierung der Preiſe. Wir haben auch im Magiſtrat, ſoweit ich orientiert bin, eine Preisprüfungsſtelle, die die Preiſe, die ge⸗ ordert werden dürfen, nachzuprüfen hat. Aber wie iſt es möglich, daß in den einzelnen Verkaufsſtellen den Kunden Preiſe für Lebensmittel abgenommen rerden, die weit über die vorgeſchriebenen Preiſe inausgehen? Wir fördern ja damit den Wucher, und ich glaube, wenn durch die Stadt eine Kontrolle ausgeübr wird, die ihr Augenmerk auch nach dieſer dichtung lenkt, dann dämmen wir dieſe Erſcheinung Ich in einem beſtimmten Maße ein. Ich gebe un⸗ rmwunden zu, daß Uebergriffe immer wieder vor⸗ Immen werden; aber wenn dieſe Kontrollkommiſſton eine beſtimmte Exekutivgewalt bekommt — und ich hoffe, daß ſie ſie in allernächſter Zeit bekommen n ird —, dann hören derartige Erſcheiungen ſicherlich auf. Nun müſſen wir noch eine Frage aufrollen, die auch ſehr wichtig iſt, nämlich die Frage des Ge⸗ vichts der abzugebenden Waren. Tatſache iſt, daß auch nach dieſer Richtung außerordentlich betrogen wird. Man nimmt 3. B. ſchweres Papier, even⸗ tuell recht viel Papier. Dadurch wird ein Quantum Ware eingeſpart und zurückbehalten, das dann nach⸗ Sitzung am 14. Mat 1910 Aber noch auf etwas möchte ich hinweiſen. Wir haben jetzt mit ſehr ſchlechten Kartoffeln zu rechnen. Wenn der Konſument 3 Pfund Kartoffeln bekommt, ſo kann er oftmals. im Höchſtfalle nur 1 Pfund ge⸗ ſunder Kartoffeln davon gebrauchen, ſo daß er alſo das ihm zuſtehende Quantum doppelt und dreifach bezahlen muß. Ja, das iſt doch auch ein ganz ungeſunder Zu⸗ ſtand. Stadtv. Dr. Stadthagen: Die Kartoffeln ſind ungeſund!) — Richtig, das gebe ich ohne weiteres zu, aber ver⸗ ſetzen Sie ſich einmal in die Lage des Kartoffelver⸗ teilers. Der Mann bekommt dann weniger oder gar keinen Erſatz, wenn immer geſagt wird, es ſei nichts vorhanden. Andeierſeits iſt man aber in der Lage, geſunde Kartoffeln den Zentner mit ſo und ſo viel Mark Aufſchlag zu verkaufen. Ja, wie kommt denn das? Da muß doch bei der Verteilung ein Fehler vorliegen. Alle dieſe Erſcheinungen drängen doch dagzu, nun nach allen Richtungen hin zu kontrollieren und feſtzuſtellen, inwieweit die uns zugegangenen Mitteilungen auf Wahrheit beruhen. Ob auch hier im Hauſe in den einzelnen Le⸗ bensmittelabreilungen Manipulationen vorkommen, die wir nicht gutheißen können, können wir nicht feſtſtellen; aber ich glaube, daß es im Intereſſe des Magiſtrats liegen wird, wenn ihm eine einwandfreie Kontrolle zur Seite geſtellt wird, die endlich dieſem Gerede ein Ende macht. Es kann ein Vertreter des Magiſtrats hier in der Siadtverordnetenverſamm⸗ lung dieſes und jenes richtigſtellen, das wird nicht mehr geglaubt, und weil es nicht mehr geglaubt wird, ſondern immer und immer wieder dieſe Klagen auf⸗ tauchen, ſtehen wir auf dem Standpunkt, endlich talula rasa zu machen und durch eine einzuſetzende Kommiſſion die ganzen Verhältniſſe eingehend zu prüfen und zu kontrollieren. (Zurufe) — Ia, die wird ſchon etwas feſtſtellen können, und wenn ſie nichts feſtſtellen kann, um ſo beſſer, dann ſind wir wenigſtens dem Publikum gegenüber in der Lage, zu ſegen: eure uns übermittelten Klagen oder euer Gerede iſt) nicht wahr, es iſt nichts nachzuwei⸗ ſen. Ich möchte nicht auf die Vorkommniſſe in Wil⸗ mersdorf näher eingehen. Wenn auch dort der Ma⸗ giſtratsvertreter erklärt hat, daß man keine Unregel⸗ mäßigkeiten nachzuweiſen vermochte, ſo iſt doch erwas hängen geblieben. Dieſe Dinge möchte ich in Char⸗ lortenburg nicht erleben. Aus allen dieſen Gründen möchte ich Sie bitten, unſerem Antrag zuzuſtimmen, daß eine derartigme Kontrollkommiſſion eingeſetzt wird . Wenn hier nun der Antrag vorlieg trolle dem kommunalen Arbeiterrat ſo hätte ick nichts dagegen. A1 wir dieſe Kommiſſton aus menten zuſammenſetzen, einfluſſung frei ſnd, a rer zu Wucherpreiſen verkauft wird. Das ſind Er⸗ dann ſheinungen, gegen die wir uns wenden müſſen. tun wirt