261 Sitzung am 14. Mai 1919 frei ſtehen und dem Publikum gegenüber das getan haben, was wir in dieſem Falle tun mußten. Nun noch einige Worte über unſere ſtädtiſchen Verkaufsſtellen! Wir haben eine Fiſchverkaufsſtelle; aber fragen Sie einmal, wann Fiſche ankommen, ob man überhaupt welche erhält? Aber unter dem La⸗ dentiſch liegen die beſtellten Pakete, (Sehr richtig!) da iſtt ſchon alles hübſch eingepackt, und nachher kommt dann der Betreffende mit einem Zettel, man ſchiebt ihm ſtillſchweigend das Paket zu, und die an⸗ deren ſtehen draußen und bekommen nicht einmal einen Fiſchſchwanz. Das ſind Zuſtände, die wir nicht länger mit⸗ machen. Hier muß eimngegriffen werden, und der Magiſtrat muß mit allen ihm zu Gebote ſtehenden Mitteln für eine gerechte Verteilung der Lebens⸗ mittel Sorge tragen. Ich bitte noch einmal, unſeren Antrag anzunehmen. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Stadtrat Auguſtin: Meine Damen und Herren! Der Herr Antragſteller hat hier die Not⸗ wendigkeit einer Kontrolle darzutun verſucht. Grundſätzlich ſtehen der Magiſtrat und ich perſön⸗ lich auf dem Standpunkt, daß wir jede Kontrolle nur willkommen heißen können. Uns kann es nur recht ſein, wenn in unſere Arbeit hineingeleuchtet wird, wenn die Herren einmal ſehen, wie da gearbeitet wird und was da vor ſich geht. Denn das möchte ich vorausſchicken: ein großer Teil der Anſchuldi⸗ gungen des Herrn Vorredners beruht darauf, daß die Herren eben keinen Einblick in unſere Arbeit haben. Wenn ſie mehr Einblick hätten, dann würde der Herr Vorredner einen Teil der Vorgänge, den er hier als unzulänglich und unzuläſſig geſchildert hat, von vornherein als durchaus zuläſſig und richtig zugegeben haben. Das betrifft zunächſt den Fall Gumtau. Wir haben eine ganze Anzahl von ſtädtiſchen Verkaufsſtellen zur Verſongung unſerer Kranken einrichten müſſen. Sie werden zugeben, daß es nicht gut geht, daß wir gewiſſe hochwertige Waren über unſere geſamten Verkaufsſtellen zerſtreuen, nur weil ſie ab und zu einmal von dieſem oder jenem Kranken in Anſpruch genommen werden. Wir haben infolge⸗ deſſen 36 — jetzt ſind es 40 — ſtädtiſche Verkaufs⸗ ſtellen eingerichtet, in denen alle die Waren geführt werden, die für die Verſorgung der Kranken ge⸗ braucht werden. Die Ausgabe erfolgt auf beſondere Krankenkarten. Dieſe Stellen werden natürlich regelmäßig mit allen den Waren vorweg beliefert, die ſie für die Belieferung dieſer Karten brauchen. Sie müſſen ja dieſe Waren ſtändig haben, denn ſonſt verfehlen ſie ihren Zweck. Zu dieſen 36 Ver⸗ kaufsſtellen gehört die Firma Gumtau, gehören auch die Verkaufsſtellen des Konſumvereins und die des Beamtenwirtſchaftsvereins, bei dem wir jetzt eine ſolche Verkaufsſtelle eingerichtet haben. 28 ei den 7 . Geſchäften. da ſind, das richtet ſich ganz nach der Zeit. Dienstag und Mittwoch ausgegeben, und die Aus⸗ gabe erfolgt auf Grund von Ausgabe⸗ oder Speicher⸗ ſcheinen, die am Montag und Dienstag ausgegeben werden. Die Ware wird nicht von uns zugefahren, das iſt der grundlegende Irrtum des Herrn Gebert. Wir geben die Speicherſcheine aus, die Geſchäftsin⸗ haber haben die Scheine bei uns abzuholen, und nun haben ſie ſelbſt für den Transport der Ware vom Speicher nach ihrem Geſchäft zu ſorgen. Wir haben uns wohlweislich überlegt, ob wir das ändern ſollten, ſind aber immer wieder darauf zurückgekommen, es nicht zu ändern. Wir übertragen die Verantwor⸗ tung für den Transport der Ware vom Speicher nach dem Kleinhandelsgeſchäft dem Geſchäftsinhaber, und dabei ſind wir gut gefahren. Es hat ſich ergeben, daß die Leute viel beſſer aufpaſſen, als wenn wir ſtädtiſ“ Arbeiter oder ſonſt jemand mit den Fuhren beauf⸗ tragen. Ich bitte dringend, daran nichts zu ändern. Nun kommt es in der Tat vor, daß einzelne Ge⸗ ſchäftsinhaber, und namentlich ſind das die kleinen, von denen Herr Gebert geſprochen hat, nicht immer die Zeit, auch nicht immer Fuhrwerk haben, um die Waren abzuholen. Daher kommt es dann, daß die Leute nicht rechtzeitig ihre Ware zum Verkauf brin⸗ aen. Dafür trifft die Verwaltung auch nicht d leiſeſte Schuld. Ich glaube, wenn Herr Gebert das vorher gewußt hätte, würde er mir zugeben, daß hier etwas Unzuläſſiges und Unrichtiges nicht vorliegt. Nun zurück zur Kontrolle! Meine Damen und Herren! Ich habe bisher geglaubt, daß die Aufgabe der Kontrolle der ſtädtiſchen Verwaltung in erſter Linie bei den Herren Stadtwerordneten läge. Ich bin deshalb etwas erſtaunt, daß hier die Kontrolle an Organe übertragen werden ſoll, die nicht der Stadtverordnetenverſammlung entſtammen. Wir haben ja nun auch ein ſolches Kontrollorgan der Stadtverordneten, Herr Gebert hat es ſelbſt er⸗ wähnt, die Lebensmitteldeputation, eine Deputation übrigens, die ſchon aus der Zeit vor dem Kriege ſtammt. In dieſer Deputation ſitzt auch eine ganze Reihe von Parteifreunden des Herrn Gebert. Dort iſt Gelegenheit, alle dieſe Fragen, die hier aufgewor⸗ fen ſind, eingehend und ſachverſtändig zu prüfen, denn es ſind ja gerade die ſachverſtändigen Kollegen des Herrn Gebert darin, wie Herr Hildebrandt, Herr Klick uſw. (Stadtv. Gebert: Es finden aber keine Sitzungen ſtatt!) — Wir haben erſt vor vierzehn Tagen eine Sitzung gehabt, und wenn die Herren mehr Sitzungen wünſchen, würden wir uns am allerwenigſten ſträuben, ſolche Sitzungen abzuhalten. (Zuruf: Was wird denn in den Sitzungen gemacht?) — Dort werden die Vorlagen beſprochen, die D¹ m übrigen bedauern wir ſelbſt, daß dieſe Deputation nicht mehr den Wirkungskreis hat, den ſie hätte, wenn Charlottenburg auf dieſem Gebiet ſelbſtändia tätig wäre. Sie wiſſen aber, daß ein großer Teil der Aufgaben auf dem Lebensmittelgebiet nicht von uns allein zu löſen iſt, ſondern in Groß⸗Berliner ⸗Sitzungen gelöſt wird. Meine Damen und Herren, ich verplempere meine Zeit deshalb auch ſehr viel fauf ſolchen Sitzungen in Berlin und bin dadu⸗“ meinem Amt häufiger entzogen, als mir lieb iſt. Das aber nur nebenbei 5