Sitzung am 14. Mai 1916 Preiſe als Wucherpreiſe bezeichnet. mich, daß er ſich bei dem Schleichhandel — den er hier gar nicht genannt hat — nicht über den Preis Ich wundere und über das Gewicht beſchwert hat. Ich wundere mich um ſo mehr, daß er ſich bei dem Verkauf durch die Kleinhändler über das Gewicht beſchwert, da er doch hier den Fall Schatz angeführt hat, woraus eigentlich hervorgegangen iſt, daß die Kleinhändler das richtige Gewicht gar nicht bekommen haben. Dieſer Fall Schatz und das unrichtige Gewicht ſind aber keine Seltenheit, ſondern faſt eine Regel. Ich wundere mich daher, daß er ſich nicht darüber ge⸗ äußert hat, woher denn die Klainhandier das richtige Gewicht hernehmen ſollen. Ich weiß, daß die Klein⸗ händler ſchon lange darüber Klage führen, daß ihnen nicht das richtige Gewicht zugeteilt wird, nur daß dieſe Klagen nicht gehört werden. Wenn er von den Preiſen ſpricht, dann möchte ich ihn daran erinnern, daß verſchiedene Geſell⸗ ſchaften — und die ſind doch das Ideal des Herrn Gebert, der jede Monopoliſierung durchgeführt ſehen möchte — in bezug auf die Preiſe nicht ſo kleinlich verfahren, wie die Kleinhändler, die ſich nur mit einem leider ſehr geringen Nutzen begnügen müſſen, wie das die Kommunalverbände bei ihren Verkäufen an die Verbraucher nicht tun. Ich erinnere daran, daß z. B. die Reichsfellſtelle Felle, die ſie mit 50 und 60 „ bis höchſtens 2 ℳ bei den Produzenten bezahlt hat, in Leipzig für 29,75 ℳ, alſo mit etwa 2000 % verkauft hat. Ich kann Ihnen weiter er⸗ zählen, daß z. B. die K. W. A. G. einen Stoff, welchen ſie mit 1,30 ℳ bei einem Kleinhändler ein⸗ gekauft, mit 4,10 ℳ, ſage und ſchreibe, mit über 300 % gelegentlich wieder an den Kleinhandel zu⸗ rückverkauft hat. Vielleicht iſt Herr Kollege Gebert dann befriedigt, wenn er hört, daß die Kleinhändler ſich mit ſogeringem Nutzen begnügen. Wird der Herr Kollege dann auch noch von Wucherpreiſen ſbrechen? Wird er dann mit ſeinen Idealen zufrieden ſeinz Meine Damen und Herren, wenn man ſolche Anklagen erhebt, muß man wenigſtens Beweiſe haben. Dieſe Beweiſe hat Herr Kollege Gebert nicht erbracht, ſondern er hat ganz einfach Worte und Be⸗ hauptungen in die Welt geſetzt, die in keiner Defe begründet ſind. Herr Kollege Gebert ſagt nun, wir müſſen eine Kontrolle haben. Ich glaube, wir haben an den Kontrollen gerade genug. Sie, meine Herren, die uns immer ſo viel von der Freiheit erzählt haben, wollen nunmehr den Zwang einführen. Wollen Sie die Freiheit ſo weit ausüben, bis die Kleinhändler quietſchen? Ich will Ihnen nur ſagen, daß ich auch einer von denjenigen bin, welcher einmal Leidtragen⸗ der einer ſolchen Kontrolle, nämlich der Preis⸗ prüfungsſtelle geweſen iſt. Ich habe es mir auch ge⸗ fallen laſſen müſſen, daß eine Kontrolle zu mir in den Laden kam und vor den anweſenden Käufern mir eine Ueb verlangte. Man iſt ſogar t ge zu ſpielen, den man icht 42 konnte. Worüber ſich . Preis⸗ ſtelle damals beſchwert e t hat, kann ich 4 Herr Kollege 268 eine Erbitterung hervorrufen und 12 . 40 die Antwort darauf erhalten. (Zuruf bei den Sozialdemokraten.) — Ich habe Ihnen ja auch nicht vorgeworfen, was Sie ſind. Ueberlaſſen Sie mir gefälligſt das zu ſein, was ich bin, ein Kleinhändler nur. Ich bin gang ſtolz darauf. Vielleicht bilden Sie ſich ein, etwas Beſſeres durch Ihren Beruf zu ſein. Das ſieht Ihnen ähnlich. (Heiterkeit.) Sie geben hier immer an, das Proletariat, nur die Kleinen zu vertreten, und nun entdecken Sie ſich als Bekenner des Kaſtengeiſtes. Man ſieht, daß ſich die Gegenſätze immer berühren. Auf jeden Fall muß ich die Erklärung abgeben, . wir dieſe Art der Kontrolle ganz energiſch ab⸗ ehnen. Stadtv. Fräulein v. Gierke: Bei der vorge⸗ rückren Stunde verzichten wir auf weitere Ausfüh⸗ rungen. Wir unterſtützen den Antrag des Herrn Zielenziger und ſeiner Freunde, die Angelegenheit der Lebensmitteldeputation zu überweiſen, da⸗ mit dort feſtgeſtellt werden kann, ob durch Heran⸗ ziehung von Konſumenten zur Kontrolle eine Ver⸗ beſſerung in der Lebensmittelverteilung erreicht wer⸗ den kann. Antragſteller Stadtv. Gebert (S gußwar) Meine Damen und Herren! Die Ausführungen, die der Herr Vertreter des Magiſtrats hier gemacht hat, haben dokumentiert, daß es bei uns doch nicht ſo klappt, wie es flappen ſoll. Aus dieſem Grunde ergibt ſich auch, daß eine Kontrolle notwendig iſt. Herr Stadtrat Auguſtin: wenn der Herr Schatz keine Macht über ſeine Kutſcher hat, dann müſſen wir die Kontrolle über die Kutſcher ausüben. (Lachen und Zurufe.) — Meine Damen und Herren, das iſt notwendig! (Erneute Zurufe.) — Haben Sie Angſt, Herr Perl, daß Sie dabei Pleite machen? Wie wird denn der Schutz ausgeübt, wenn man die Polizeibehörde anruft? Es iſt ſehr intereſſant, darüber mal etwas zu hören. Man wird daraus erkennen, daß von ſeiten der Stadt nicht mit ge⸗ nügender Schärfe kontrolliert worden iſt. Ich habe das geſamte Material Herrn Stadtrat Auguſtin zur Verfügung geſtellt. So ſchreibt der Bezirksvorſteher Müller darüber, wie die Fiſche in unſerer Fiſchver⸗ kfaufsſtelle verſchoben werden. Er ſagt: an dem Tage, wo die Fiſche ankommen, ſteht man ſtundenlang und wartet, und dann ſieht man, wie die Fiſche in ein⸗ zelnen Paketen zurechtgemacht unter den Ladentiſch geſchoben werden. Kommt man dann als eingetra⸗ gener Kame⸗ hin — — 8 21 Zurmf a. meher 1) eher: vergeſſen Sie mcht, das rden Si 48 artelt w en anders, und die Arbeiter⸗