266 Wir bitren auch deswegen den Magiſtrat, bei der Reichsregierung im Sinne unſeres Antrags vor⸗ ſtellig zu werden, damit die Kaſernen richtig aus⸗ genutzt werden können. Wir haben genügende Räume in der Eliſabethkaſerne, wo alle hier ſtatio⸗ nierten Truppen vollkommen untergebracht werden können. Sollte die Kaſerne zu klein ſein, dann könnte der Magiſtrat in ſeinem Geſuch gleich mit erwähnen, daß die großen Exerzierplätze jetzt nicht mehr gebnaucht werden und die ſehr geräumigen Höfe in der Kaſerne zum Bau von Baracken be⸗ nutzt werden können. Jedenfalls iſt es dringend notwendig — und die Bevölkerung Charlottenburgs verlangt das auch —, daß der Schulunterricht in den Nachmittagsſtunden aufhört. Die Kinder können am Privatunterricht, am Muſikunterricht nicht mehr teilnehmen. Auch ſonſt werden erhebliche Unbe⸗ quemlichkeiten im ganzen Familienleben und Schwie⸗ rigkeiten im Haushalt dadurch herbeigeführt. Stadtrat Dr Fiſcher: Meine Damen und Herren! Ueber dieſe Angelegenheit iſt bereits in dieſem Saal ausgiebig geſprochen worden. früher ſchon darauf hingewieſen, daß die Rechtslage bezüglich der Belegung der Schulen für uns nicht günſtig iſt. Ich habe damals aber auch darauf auf⸗ merlſam gemacht, daß wir trotzdem ſtändig bemüht geweſen ſind und auch weiter bemüht ſind, um die Schulen freizumachen. Die Wünſche des Herrn Vorredners ſind tatſächlich heute erfüllt. Wir haben ſehr eindringliche und energiſche Vorſtellungen ſo⸗ wohl bei der Reichsregierung als auch bei den oberen militäriſchen Stellen dahin erhoben, daß es jetzt. nachdem ſich herausgeſtellt hat, daß die Stadt Char⸗ lottenburg als vorläufiger Garniſonort für gewiſſe Truppenteile gilt, endlich an der Zeit ſei, die Kaſer⸗ nen zu belegen. Wir haben auch erreicht, daß die Eliſabethkaſerne von dem Detachement von Oven be⸗ reits bezogen iſt. Wir hatten vor allen Dingen den Verſuch gemacht, für den Wiederbeginn des Schul⸗ unterrichts die Schulen vollſtändig frei zu bekom⸗ men, und hatten die Zuſicherung erhalten, daß ſpä⸗ teſtens am 1. Mai ſämtliche Schulen bis auf eine geräumt werden ſollten. Leider hat ſich die Räu⸗ mung bis zum 1. Mai für vier Schulen noch nicht ganz durchführen laſſen wegen der überaus großen Schwierigkeiten, die die Unterkunft der Truppen ver⸗ urſacht. Das Truppenkommando 1 hat uns ſein Bedauern wegen der Verzögerung ausgeſprochen und zum 1. Juni endgültig die Räumung ſämtlicher vier Schulen in Ausſicht geſtellt. Wir können alſo damit rechnen, daß wir zum 1. Juni ſämtliche Räume wieder zur Verfügung haben, die fruher zu Schulzwecken benutzt worden ſind. Ich habe 2 Sitzung am 14. Mai 1919 Stadtv. Dr. Hertz: Die vorgerückte Zeit ver⸗ anlaßt mich, auf ſachliche Ausführungen zu den eben gehörten Darlegungen des Herrn Magiſtratsver⸗ treters zu verzichten. Zu ſagen hätte ich aber außer⸗ ordentlich viel, und nur die Tatſache, daß jetzt erſt in dieſer Stunde dieſe Anfrage zur Verhandlung kommt, kann mich veranlaſſen, davon Abſtand zu nehmen. Ich glaube, wir werden doch noch einmal Gelegenheit haben, über dieſe Fvage zu ſprechen. Stadtv. Panſchow: Im Anſchluß an die Er⸗ klärung des Herrn Dr. h erhebe ich ſchärfſten Einſpruch dagegen, daß uns zwangsweiſe der acht⸗ zehnſtündige Arbeitstag aufaehalſt werden ſoll. Alle Arbeiter möchten nur 6 Stunden urbeiten. Es iſt jetzt /21 Uhr. Von 6 Uhr an ſitzen wir hier. Das geht nicht ſo weiter. Das mögen die Leute durch⸗ führen, die nichts zu tun brauchen. Wer am andern Tag arbeiten ſoll und ſeinen Beruf ausüben muß, der lann hier nicht ſo lange ſiben. Ich ſtelle den Antrag, daß in Zukunft die Sitzung um 12 Uhr ſpäteſtens geſchloſſen werden muß. (Bravo!) Stadtv. Dr. Hertz: Ich habe Herrn Kollegen Panſchow auf dieſe Erklärung nur zu antworten, daß wir unſere Arbeit auffaſſen als eine Arbeit im Intereſſe der Allgemeinheit, (Große Unruhe und Zurufe) die nicht abhängig gemacht werden darf von Minuten und von Stunden. Wer das tut, zeigt nach meiner Auffaſſung, daß er die großen Aufgaben und die große Verantwortung, die die Tätigkeit für die All⸗ gemeinheit mit ſich brinat, nicht in dem Geiſte auf⸗ faßt, in dem wir ſolche Aufgaben zu löſen be⸗ rechtiat ſind. (Lachen, andauernde große Unruhe und Zurufe: An⸗ maßend! Jede Arbeit wird im Dienſte der All⸗ gemeinheit aetan!) Altersvorſteher Jaſtrow: Sie wollen ſich ge⸗ fälligſt einzeln zum Worte melden, aber nicht im Chore dazwiſchen rufen! Da keine weiteren Wormewnsen vorliegen, iſt die Anfrage erledigt. Gegen die Vorſchläge des Wahlnueſchnſſes ſind Einwendunagen nicht er worden. Danmit kann ich jetzt endlich die Sitzung (Schluß 12 Uhr 33 Minuten.)