„274 — Meine Damen und Herren, das iſt nicht ſo auf⸗ regend, wie Sie durch Ihr „Hört! hört!“ hier an⸗ zudeuten ſcheinen. Meiner Anſicht nach iſt die Ziffer im Vergleich zu den anderen Groß⸗Berliner Städten verhältnismäßig gering. (Zuruf: Aber der Mangel!) Ich glaubte eigentlich, daß ſich das „Hört! hört!“ auf die Geringfügigkeit der Ziffer beziehen könnte, nicht auf die Ausdehmnung. (Heiterkeit.) Was die Dianſtbotenvermiurlung betrifft, ſo haben in der Zeit vom 1. bis 27. Mai, alſo bis geſtern, 69 Beſetzungen von Stellen durch die ſtädtiſche Arbeitsvermittlung ſtartgefunden. Das iſt gegenüber dem Angebot von 311 offenen Stellen verhältnismäßig wenig. (Sehr richtig!) An Stellengeſuchen lagen in dieſer Zeit 126 vor. Gs ſind alſo immerhin üler die Hälfte der Stellen⸗ geſuche befriedigt worden. Ich gebe aber ohne weiteres zu, daß der Herr Vorredner durch ſeine Anfrage den Fünger auf eine Wunde gelegt hat, und der Magiſtrat wird ſelbſt⸗ verſtändlich ſchon in ſeinem eigenſten Intereſſe auf das dringendſte bemüht ſein, nach allen Richtungen, die der Herr Vorvedner vorgezeigt hat, tätig zu ſein, um Angebot und Nachfrage auf dem Dienſtboten⸗ markt nach Möglichkeit auszugleichen. Meine ver⸗ ehrten Herrſchaften, Sie dürfen ſich jedoch darüber nicht im Unklaren jein, daß dies leicht geſagt, aber ſchwer getan iſt. Zunächſt macht ſich im Kreiſe der Stellenſuchenden vielfach eine Abneigung gegen die häusliche Tätigkeit geltemd. Ich weiß nicht, ob die verehrten Damen und Herren das niedliche Gedicht geleſen haben, das mir ſeinerzeit zugegangen iſt und das cigenartigerweiſe, noch ehe es in meinen Beſitz kam, in einer Groß⸗Berliner Zeitung abgedruckt war, mit der Ueberſchrift: „Schoßz, mach dir die Arbeit alleene.“ (Heiterkeit.) Der Untergrund dieſer Sache lag genau in den Ver⸗ hältniſſen, die der Herr Vorredner eben geſchildert hat. Wir hatten nämlich vom Standpunkt unſeres Arbeitsamtes aus durch öffentliche Bekanntmachun⸗ gen und Anſchläge die aus der Fabrik entlaſſene weübliche Einwohmerſchaft gebeten, ſich doch mehr dem Benuſe der Hausangeſtellten zuzuwenden, alſo gerade das zu tun, was der Herr Vorredner mit Recht wünſcht. Daraufhin iſt mir dienes freundliche Ge⸗ dicht, das ich leider aus dem Gedächenis nicht mehr zitieren kann — es würde Ihnen, glaube ich, viel Vergnügen machen —, zugegangen, in dem ausge⸗ führt wurde, daß es ja jetzt viel vorteilhafer iſt, die Arbeitsloſenunterſtützung zu beziehen, als ſich für den verhältnismäßig geringen Lohn auch noch abzuſchim⸗ den. Darauf beruhte die Aufforderung, daß ich mir meine Arbeit alleene machen ſollte, wobei man zwei⸗ 71 die Stadtwwerwaltung mit mir hatte. Ich kann nur nochmals verſichern, daß wir all⸗ identifiziert 2 Vorkehrungen getroffen haben — wir haben ja be⸗ kanntlich auch einen Bemfsbeirat als Abteilung! Sitzung am 28. Mai 1919 unſeres Arbeitsamtes , um die Dienſtbotennor auf ein erträgliches Maß zurückzuführen und dafür zu ſorgen, daß die welblichen Arbeiter und diejeni⸗ werden wollen, auf dieſen Beruf Ich glaube, ihm auch zuſichern zu können, daß wir gern die Statiſtik der weiblichen Arbeitsloſen darum wird es ſich im weſentlichen nach ſeinen Aus⸗ führungen handeln — der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung zugänglich machen. Ob das allerdings täglich geſchehen kann, das möchte ich in Zweifel ziehen. Es wird ja wohl genügen, wenn es von Zeit zu Zeit, in periodiſcher Friſt, aber ſchmeller, als die allge⸗ meinen ſtatiſtiſchen Mirteilungen hierhergelangen⸗ erfolgt. Stadtv. Karrer: Meine Damen und Herren! Ich kann einige Ausführungen des Herrn Stadv. Dr Stadthagen nicht unwiderſprochen laſſen. Im Arbeitsamt, wo Herr Stadtrat Spiegel und der Inſrektor Beeck anweſend waren, wurde feſtaeſtellt, daß ein großer Teil von weiblichen Angeſtellten ſich als Landarbeiterinnen gemeldet habe und daß ihnen vom Arbeitsamt für die Stadt Charlottenburg er⸗ widert werden mußte, daß man vorerſt keine land⸗ wiriſchaftlichen Arbeiterinnen haben wolle. Das Arbeitsamt Charlottenburg hat ſich alſo alle Mühe gegeben, um Arbeiterinnen auf das Land zu ver⸗ mitt In. Gs wäre aut gewefen, wenn Herr Stadt⸗ rat Dr Spiegel und Herr Inſpektor Beeck heute hätten anveſend ſein können; ſie hätten es beſtätigen müſſen, daß es ſo iſt. Weiter haben ſich auch Ar⸗ beits oſe als Bergarbeiter gemeldet. Dem Albeits⸗ amt iſt aber mitgeteilt worden, daß es nicht möglich ſei, für die Arbeitslofen Unterkunſt im Ruhrrevier oder in anderen Bergarbeitergegenden zu finden. Die Arbeitſuchenden ſind alſo, trotzdem ſie Arbeit haben wollten abgewieſen worden. Das iſt im Arbeitsamt durch Herrn Stadtrat Spiegel und Herrn Inſrektor Beeck ausbrücklich feſtgeſtellt worden. Es wird ja immer wieder geſagt: die Arbeitsloſen wollen nicht arbeiten; aber es liegt nicht an dem. Eine ganze Maſſe Arbeiter wollen Arbeit haben, be⸗ kommen aber keine. Ich meine, es wäre in Bu kunft 22 beſſer, Herr Dr Sradthagen würde ſich mit Herrn Staodtrat Dr. Spiegel i Verbind ng ſetzen würde ſeine Meimumg eine andere ſein, hier zum Ausdruck gebracht hat. 3 Stadtv 4 v. Dr — at thac bat von Sachen agered iwrochen habe.