Sitzung am 28. Mai 1919 habe lediglich geſagt, daß in dem Erlaß der Re⸗ gierung davon die Rede geweſen iſt, daß ſowohl die Vermiſtlung aufs Land wie die als Hausangeſtellte erſtrebt werdem müßte. Im übrigen habe ich von einem Widerſtand der weiblichen Erwerbsloſen, aufs Land zu gehen, überhaupt nicht geſprochen. Dann hat mir der Herr Vorredner einen Vor⸗ wurf dahin gemacht — der Herr Oberbürgermeiſter hat das nicht aetan, er hat die Sache aber auch ge⸗ ſtreift —, daß ich mich nicht mit dem Referenten ins Benehmen geſetzt hätte. Ich habe es geſtern verſucht und auch beute, und als es mir nicht ge⸗ lang, den Dezernenten zu bekommen, auch nicht Herrn Stadtrat Fiſcher, auch nicht Herrn Inſpektor Beeck, habe ich mich mit verſchiedenen Perſönlich⸗ keiten des Arbeitsnackweiſes in Verbindung geſetzt, vor allem aber der betreffenden Stelle des Ma⸗ giſtrats davon Mitteilung gemacht, daß ich heute die Sache zur Sprache bringen würde, damit der Magiſtrat die Möalichkeit hätte, darauf zu antwor⸗ ten. Mir iſt nichts davon geſaat worden, daß Herr „Stadtrat Dr. Spiegel krank wäre; aber ich kann auch unmöalich bei allen Stellen anfragen, wer Herrn Stadtrat Dr Spiegel vertritt. Nach dieſer Rich⸗ zung habe ich alſo alles getan, was ich tun fonnte, um die nötine Aufklärung vorher herbeizu⸗ führen. Ferner möchte ich folgendes ſagen. Ich habe nicht behauptet, daß die Erwerbsloſen nicht arbeiten zwollen: ich würde niemals eine derartige allgemeine Behauptung aufſtellen. Ich weiß ſehr wohl, daß ſo⸗ wohl die münnlichen wie die weiblichen Erwerbs⸗ loſen zum aroßen Teil gewillt ſind, zu arbeiten, und erfken ne meinerſeits — das habe ich immer getan, ſchon vor zehn Jahren, als wir hier über die Erwerbsloſenunterſtützung ſprachen — alatt weg das Recht auf Arbeit jedem Menſchen z u. Ich gehe darin ſo weit, daß ich ſage: wenn ſo wenig Arbeit hier in Deutſchland ſein ſollte, daß nur für die Hälfte der Bewolner Arbeit vorhanden wäre, ſo muß durch eine Arbeitsverkürzung für die andern die Möalichkeit zur Arbeit geſchaffen werden. Denm der Menſch lebt nicht nur vom Eſſen und Trinken, ſondern auch vom Arleiten: er bedarf der Arbeit. Demgegenüber muß ich aber doch feſt⸗ ſtellen, daß eine aroße Reihe von Erwerbsloſen allerdings keine aroße Luſt hat, Arbeit zu über⸗ nehmen, und zwar aanz eimfach deshalb, weil ſie ſich bei dem jetigen Syſtem ſagen: Wir betommen für unſere Arbeit nur ein oder zwei Mark, denn ſie be⸗ rechnen ſich vielfach nur die Differens, die für ſie awiſchen Erwerbsloſenunterſtützung und den Sätzen für die Arbeit entſteht. Das iſt menſchlich begreiflich. Dazu kommt, daß die Kontrolle darüber, ob diejenigen, die die Erwerbsloſenumterſtützung be⸗ ziehen, wirklich nicht arbeiten, wirklich arbeitslos 275 milie annehmen. Wir erleben es vor allen Dingen auch, daß manche dieſer Erwerbsloſen, ſowie ſie ſich wicder auf dem Arbeitsnachweis gemeldet haben, nun an demſelben Tage, an dem ſie den Schein er⸗ halten haben, aus dem hervorgeht. daß ſie Arbeit ſuchen, nach außertalb fahren, um Lebensmittel zu holen, dann hierher kommen und die Lebensmittel verkaufen. Gerale dieſe Sache kommt häufiger vor. Es iſt natürlich außerordentlich ſchwer, dem beizukommen, das liegt in der Natur der Sache, und ich mache auch nach der Richtuna dem Magaiſtrat gar feinen Vornurf. Der Magiſtrat tut da, was er kann, und die Kommiſſionen, die ja zum Teil mit dieſer Kontrollarbeit betraut ſind, tun ebenfalls das ihrige. Aler beſtehen bleibt vor allen Dingen das, was ich Lier lonſtatieren wollte, daß unter den weib⸗ lichen Arbeiterinnen, die zum großen Teil erſt in der Kriegszeit in die gewelblichen und induſtriellen Betrieke hineingcgangen ſind, die alſo früher nicht gearbeitet haben, ein erhellicher Teil nicht geneigt iſt, Hausarleit anzunchmen, die doch wirklich als ſür Faarem geeignet anzuſehen iſt. Wenn wir da mit der nötigen Schärfe und Kontrolle vorgehen, um dieſen die Erwerbsloſenunterſtützuna nicht weiter zu⸗ kommen zu laſſen, ſo wird, glaube ich, der Mangel an Dienſtboten und Hausperſonal meſentlich ge⸗ mildert werden. Ich möchte mir erlau⸗ ben, eine Aenderung anzuregen. Mir ſcheint die räumliche Trennung, wonach der Arbeitsnachweis für gewerbliche Arbeiterinnen in der Bismarckſtraße hauptſächlich untergebracht werden ſoll, während die Dienſtboten in den anderen Arbeitsnachweiſen ver⸗ mittelt werden, nicht erwünſcht. Ich würde es hier für viel beſſer halten, wenn beide Arbeitsnachweiſe womöglich in denſelben Räumen untergebracht Stadtv. Dr. Rothholz: Iwären, damit ſich gewerbliche Arbeiterinnen auch in dem Dienſtbotenarbeitsnachweis melden können und umgekehrt. Es müßte m. E. eine Verbindung zwiſchen dem gewerblichen Arbeitsnachweis und dem Dienſtbotenarbeitsnachweis hergeſtellt werden; dann, glaube ich, würde auch die Möglichkeit vor⸗ handen ſein, gewerbliche Arbeiterinnen als Dienſt⸗ boten unterzubringen. Im übrigen ſtehe ich auf dem Standpunkt des Herrn Kollegen Dr. Stadt⸗ hagen. Was die Dienſtbotenfrage anbetrifft, ſo haben wir uns in dem Arbeitsamt darüber genügend unterhalten; dort wurde auch darüber geklagt, daß ein großer Teil von gewerblichen Arbeiterinnen Arbeitsloſenunterſtützung bezieht — trotz des großen Dienſtbotenmangels. Stadto. Frau Schenkalowsky: Der Herr Ober⸗ bürgermeiſter hat hier bemerkt, es beſtände eine ge⸗ wiſſe Schwierigkeit, Arbeiterinnen in den Haus⸗ dienſt überzuführen, weil eine Abneigung der Ar⸗ beitgeber vorläge, — ich möchte das Wort Herr⸗ ſchaft abſichtlich nicht gebrauchen; es iſt mir zu un⸗ ſozial und undemokratiſch, dieſe Bezeichnung anzu⸗ wenden. Es liegt hier aber eine gewiſſe Schwierig⸗ keit vor, die viele nicht überſehen. Es fehlt nämlich der Uebergang zwiſchen der Geſindeordnung und der jetzt beſtehenden Ordnung, und zwar deshalb, weil ich die Dienſtmädchen, die in den Arbeitsnachweis Ar⸗ kommen und die eine Zeitlang Fabrikarbeiterinnen waren oder vielleicht während des Krieges vier Fahre lang als Fabrikarbeiterinnen tätig waren, gar keine Ausweiſe mitbringen. Ich bin ſelbſt in