301 Sitzung am 18. Juni 1919 Welche Vorſorge gedenkt der Magiſtrat angeſichts dieſes Deputationsbeſchluſſes zu treffen, um die berechtigten Intereſſen der Allgemeinheit wie der Grundſtücks⸗ und Woh⸗ nungsinhaber zu ſchützen? Dr Liepmann, Panſchow, Jaſtrow, Meuer 1I, Dr. Rothholz, Frau Schenkalowsky, Zielen⸗ ziger, Dr Luther, Frau Henl und weitere Unterſchriften. Ich frage den Herrn Oberbürgermeiſter, wie er dieſe Anfrage zu behandeln gedenkt? (Oberbürgermeiſter Dr Schol z: Der Magiſtrat iſt auch hier zur ſofortigen Beantwortung bereit!) Auch dieſe Anfrage werden wir dann am Schluß der heutigen Sitzung behandeln. Stadtv. Dr Liepmann (zur Geſchäftsordnung): Die Antragſteller und, wie ich gehört habe, auch Mitglieder der anderen Fraktionen, die Intereſſe an der Erörterung der Frage haben — ſo auch der Kollege Dr. Hertz —, wären ſehr dankbar, wenn dieſe Anfrage nicht erſt am Ende der Tagesordnung verhandelt, ſondern irgendwie eingeſchoben werden könnte, ſo daß auch diejenigen Mitglieder, die ver⸗ hindert ſind, bis zum Schluß der Sitzung hier zu bleiben, ſich an der Erörterung beteiligen können. (Vorſteher Dr Borchardt: Sie beantragen alſo, die zuletzt verleſene Anfrage zu Beginn der Tagesordnung zu verhandeln?) fr Sie irgendwo einzuſchieben, wenn es ſich nicht be⸗ reits zu Beginn der Tagesordnung ermöglichen läßt. BVorſteher Dr Borchardt: Wenn ſich kein Wider⸗ ſpruch erhebt, würde ich ſie an den Beginn der Tagesordnung ſtellen. Eingegangen iſt noch eine Anfrage: Iſt dem Magiſtrat bekannt, daß unter den techniſchen Angeſtellten der ſtädtiſchen Werke (hauptſächlich Waſſerwerke) Unzufriedenheit über Nichtentlohnung des Bereitſchafts⸗ dienſtes herrſcht, und was gedenkt der Ma⸗ giſtrat zu tun, um die Angeſtellten dafür ent⸗ ſprechend zu entſchädigen? Junck, Kiefer, Dr. Hertz und einige andere Unterſchriften. Ich frage den Herrn Oberbürgermeiſter, ob er bereit iſt, auch dieſe Anfrage zu beantworten. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Da dem Ma⸗ giſtrat von dieſer Angelegenheit nicht das geringſte bekannt iſt, bedaure ich, dieſe Anfrage nicht beani⸗ worten zu können. Ich bitte, ſie auf die Tages⸗ ordnung der nächſten Sitzung zu ſetzen. Vorſteher Dr. Borchardt: Die Anfrage wird alſo auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung Wir treten jetzt in die Tagesordnung ein, und ich frage, ob ſich Widerſpruch dagegen amächſt die,, erhebt, daß 4 verhandelt wird? — Das ſcheint nicht der Fall zu ſein. Dann bitte ich einen der Herren Anfragen⸗ den, das Wort zur Begründung zu nehmen. Anfrageſteller Stadtv. Panſchow: Meine Da⸗ men und Herren! Die Wohnungsdeputation hat bereits in früheren Zeiten, ſchon zu Beginn dieſes Jahres, wiederholt Erſuchen an Beſitzer größerer Wohnungen dahin gerichtet, ſie möchten doch Er⸗ klärungen darüber abgeben, ob und welche Räume eventuell frei würden. Die formale Berechtigung zu derartigen Fragen war zu der Zeit, wo ſie er⸗ folgt ſind, noch nicht gegeben, ſondern man hatte im allgemeinen wohl das Gefühl, daß dieſe Fragen ge⸗ ſtellt wurden, um die freiwillige Abgabe von Wohn⸗ räumen herbeizuführen. Nach der Richtung ſind zweifellos die Bemühungen des Magiſtrats und der Wohnungsdeputation auch gegangen. In der Bür⸗ gerſchaft und den intereſſierten Kreiſen aber hat man dieſe Angelegenheit anders aufgefaßt; man hat geglaubt, daß ohne weiteres jetzt ſeitens der Wohnungsdeputation Schritte unternommen wer⸗ den würden, um den Beſitzern größerer Wohnungen diejenigen Räume, die nach Meinung irgendwelcher Beamten nicht mehr ausreichend benutzt wurden, abzunehmen und ſie anderen Bewohnern unſerer Stadt zuzuführen. Ob die Maßregel notwendig iſt, ob ſie zu der Zeit notwendig war, kann ich im Augenblick nicht überſehen. Ich habe mich perſön⸗ lich lebhaft bemüht, die freiwillige Abgabe derarti⸗ ger Räume herbeizuführen; ich würde mich aber entſchieden dagegen ausſprechen, wenn ſeitens des Magiſtrats nach irgendeiner Richtung ein Druck. ausgeübt wird. Nun iſt die Wohnungsdeputation dem Beſchluß der Stadtverordnetenverſammlung, der in der letzten Sitzung gefaßt wurde, beigetreten und hat beim Magiſtrat Schritte dahin beantragt, daß nun die Nachforſchung nach den Räumen beginnen ſoll. Meine Damen und Herren, ſo etwas wird, wenn man nicht Richtlinien feſtſetzt und Grundſätze auf⸗ ſtellt, nach denen bei der Gelegenheit verfahren wer⸗ den ſoll, wenn man nicht vorher bekannt macht: die und die Wohnungen ſind als frei zu bezeichnen und dieſe Räume als überflüſſig zu behandeln, bei einem großen Teil der Bürgerſchaft eine Aufregung her⸗ vorrufen, die durch die Verhältniſſe doch in dieſer Weiſe nicht geboten iſt. Ich würde dem Magiſtrat dankbar ſein, wenn⸗ er uns Auskunft darüber gäbe, welche Schritte er unternehmen würde, um die berechtigten Intereſſen der Bewohner größerer Häuſer zu ſchützen. Man kann nicht ohne weiteres ſagen, daß jemand, der eine große Wohnung hat, von dieſer nun ohne weiteres einige Räume abgeben ſoll. Ich würde dankbar ſein, wenn darüber eine Erklärung des Magiſtrats erfolgte. Stadtſyndikus Sembritzki: Meine Damen und Herren! Die Wohnungsdeputation hat in ihrer letzten Sitzung am Sonnabend lediglich in Ueber⸗ einſtimmung mit dem Beſchluß, den die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung in ihrer letzten Sitzung ge⸗ faßt hat, beſchloſſen, dem Magiſtrat zu empfehlen, er möge ſich von der Staatsregierung gewiſſe Er⸗ mächtigungen verleihen laſſen, und zwar nach drei Richtungen: einmal das Recht, Auskunft über die ⸗] Größe und Art der Verwendung, der Belegung von Wohnungen von den Verfügungsberechtigten zu