320 lich nicht, weshalb hier nun auf einmal. ein gangz neuer Weg beſchritten werden ſoll, als ob der Reichs⸗ ausſchuß eine höchſt verdächtige Geſellſchaft wäre, der man nicht ein halbes Jahr über den Weg traute. Stadtv. Dr. Löwenſtein: Ich will deswegen nochmal das Wort ergreifen, weil bislang der Freien Turnerſchaft und der Freien Schwimmerſchaft der Weg zum Stadion gerade ſeitens der Verwaltung außergewöhnlich ſchwer gemacht worden iſt. Ich weiß nicht, ob unter den veränderten Umſtänden — wir erleben heute noch ſo mancherlei — das Sta⸗ dion, wenn es erſt die 5000 eℳ bewilligt bekommen hat, nicht doch wiederum von neuem Schwierigkeiten machen wird. Um dieſem allen vorzubeugen, be⸗ ſonders auch bei der Höhe des Betrages, den die Stadt Charlottenburg im Vergleich z. B. zu Groß⸗ Berlin bewilligen ſoll, möchten wir von vornherein die Sicherheit haben, daß der Reichsausſchuß immer weiß: wir werden nur dann bewilligen, wenn uns der Reichsausſchuß den Nachweis führen kann, daß er lopal in jeder Hinſicht für die Charlottenburger gehandelt hat. (Zuruf.) — Das iſt leider nicht ſelbſtverſtändlich. Die Freie Turnerſchaft und die Freie Schwimmerſchaft ſind leider bislang ſehr ſchlecht behandelt worden. Bis dahin hatten ſie allerdings kein Sprachrohr, um ihre Wünſche hier geltendzumachen, oder ſie ſind viel⸗ leicht hier geltendgemacht worden, jedenfalls aber nicht mit der Wirkung, daß ſie berückſichtigt worden ſind. Um das zu verhüten, möchten wir dieſen Weg einſchlagen, der unſeres Erachtens durchaus kein Novum iſt, denn ſehr viele Beihilfen und Unter⸗ ſtützungen für Privatunternehmen — ein ſolches iſt es doch hier immerhin auch — werden von Jahr zu Jahr gegeben. Ich bemerke, daß wir neulich erſt eine derartige Vorlage verabſchiedet haben. Stadtrat Dr. Spiegel: Es iſt zunächſt nicht ganz richtig, daß wir verhältnismäßig viel zahlen, wenn man das mit der Leiſtung von Groß⸗Berlin ver⸗ gleicht. Groß⸗Berlin zahlt allerdings nur 10 000 Mark, bekommt aber dafür nur 300 Freikarten, während wir 200 für die Zahlung von 5000 ℳ be⸗ kommen, außerdem noch das Recht, das Schwimm⸗ baſſin und andere allgemeine Uebungsplätze für unſere Schulen unentgeltlich zu benutzen. Wir kommen alſo außerordentlich gut dabei fort. Was nun die andere Frage betrifft, ſo iſt ja der Reichsausſchuß gar nicht in der Lage, die Freie Turnerſchaft irgendwie ungerecht zu behandeln. Denn die 200 Karten bekommen wir, und wir verteilen ſie. Eine Mitwirkung des Reichsausſchuſſes ſcheidet hierbei vollkommen aus. Ich weiß daher beim beſten Willen nicht, was die beſonders ſcharfe Kon⸗ trolle hierbei ſoll. Stadtv. Gebert: Meine Damen und Herren! Ich will hier nur eine Richtigſtellung geben, die dahin geht, daß in dieſem Hauſe die Freie Turner⸗ ſchaft und Freie Schwimmerſchaft wohl ihr Sprach⸗ rohr, nicht aber im Laufe der langen Jahre dieſe beiden Körperſchaften das geneigte Ohr des Magi⸗ ſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung ge⸗ funden haben. Daß das der Fall iſt, beweiſt fol⸗ gender Brief noch aus dem Jahre 1919. — Dieſ d Sitzung am 18. Juni 1919 Charlottenburgs, iſt an die Stadt herangetreten — trotzdem das Sitzung der ſehe ich mich doch gezwungen, niederzulegen —, um eine Beihilfe vom Magiſtrat zu erlangen. Kämmerer kamen und einen Wunſch ausſprachen, wurde dieſem Wunſche in der jovialſten Weiſe Rech⸗ nung getragen, Gelder, die bewilligt werden ſollten, Schwimmer Schwimmverein, terſtützung nicht erhalten hatte. nellſte und Kurioſeſte an der Geſchichte iſt, daß an den Stadtverordneten ſo geweſen, gungen der Arbeiterſchaft in Charlottenburg han⸗ delte. Welche Kämpfe haben wir hier führen müſſen, um nur den Turnern die Turnhallen freizumachen! turnverein Stadtrat Dr. Spiegel wird ſich dieſer Kämpfe wohl Wenn der Kollege Dr Löwenſtein hier Bedenken ge⸗ praktiſchen Erfahrungen, die hinter uns liegen, Grund der eigenarligen geſellſchaftlichen Ordnung, die wir hatten, geſät worden iſt. Wir müſſen alles jede Vereinigung, die dieſes Freie Schwimmerſchaft, Verein Freier Schwimmer! w ſe erſt zu einem Antrage in der nächſten Stadtverordnetenverſammlung gehört, hier ein Dokument Als die Kommiſſionsmitglieder zum nur mit dem Unterſchiede, daß die nicht die Freien bekamen, ſondern ein bürgerlicher der während des Krieges die Un⸗ Aber das Origi⸗ Herrn Mickler am 13. Mai 1919 geſchrieben wurde: Unter Bezugnahme auf Ihre Unterre⸗ dung mit dem Herrn Kämmerer Scholtz, be⸗ treffend Zahlung von 500 ℳ Beitrag an den Schwimmverein von 1887, teilen wir Ihnen mit, daß von 1915 bis 1918 der Beitrag zwar im Haushaltsplan geführt, aber nicht ent⸗ richtet werden konnte, weil in dieſen Jahren ſeitens des Vereins Schwimmunterricht an Schulkinder, der bis zum Kriegsausbruch in der Schwimmanſtalt des Eliſabeth⸗Regiments ſtattfand, nicht erteilt worden iſt. Da eine Aenderung der Sachlage auch in dieſem Jahre nicht zu erwarten war, hat der Magiſtrat be⸗ ſchloſſen, den Beitrag für 1919 im Haushalts⸗ plan zu ſtreichen. Wir ſind deshalb nicht in der Lage, dem Erſuchen um Auszahlung des⸗ ſelben zu entſprechen. — Damit hätten wir ein ſchriftliches Dokument in Hän⸗ den, daß man hier mit zweierlei Maß mißt. Meine Damen und Herren, das iſt ſchon immer wenn es ſich um die ſportlichen Vereini⸗ In der beſcheidenſten Weiſe hat man dem Arbeiter⸗ eine Turnhalle zugeſtanden. Herr erinnern. 2 Wenn nunmehr auf Grund des Zuges der neuen Zeit eine gleichmäßige Behandlung aller Sporwer⸗ eine erfolgen ſoll, ſo begrüßen wir das mit Freude. äußert hat, ſo können Sie ihm das auf Grund 24 nicht verargen. Das iſt eben das Mißtrauen, daran ſetzen, daß dies Mißtrauen end itigt wird. Die Schwimmvereine und Turnv doch im Prinzip ein und dasſelbe Ziel, Jugend zu ſtählen, ſie kräftig zu machen. geſchrieben hat, weitgehend mit Mit werden. Ich möchte Sie bitten, ei Verteilung für die Zukunft