Sitzung am 18. Inni 1910 iſt und keine Möglichkeit beſteht, im Freien zu ba⸗ den. Aber wir haben doch auch damit zu rechnen, daß uns die Badeanſtalt des Eliſabeth⸗Regiments für die Zukunft zur Verfügung ſtehen und dadurc in etwas der Not abgeholfen werden wird. Nun wendet ſich Herr Kollege Wilk in erſter Linie dagegen, daß die Zweigbadeanſtalt in der Kamminer Straße nur zur Hälfte ausgebaut werden ſoll. Ich darf darauf hinweiſen, daß in der Hoch⸗ baudeputation zunächſt das Projekt gar nicht in dieſer Weiſe zur Ausführung beſtimmt war, ſondern daß man nur, um die Koſten zu ſparen, Dazu über⸗ gegangen iſt, es ſo auszugeſtalten, wie es jetzt vor⸗ geſchlagen iſt, und den Raum, der dadurch über⸗ flüſſigerweiſe geſchaffen wird, für Lager⸗ oder Büro⸗ zwecke abzugeben. Man ſoll auch nicht verkennen, daß, nachdem die Wannenbäder der Badeanſtalt in der Krummen Straße auf etwa die doppelte Zahl ver⸗ größert werden, das Bedürfnis für abſehbare Zeit gedeckt worden und man nur aus Billigkeitsrückſich⸗ ten, um dem Stadtteil jenſeits der Spree eine Bade⸗ gelegenheit zu verſchaffen, dazu übergegangen iſt, in der Kamminer Straße die Badeanſtalt einzu⸗ richten. Man kann ſich ſehr wohl auf den Standpunkt ſtellen, daß dem Bedürfnis genügt ſei, wenn man die Badeanſtalt in der Krummen Straße vorläufig ſo beſtehen ließe, wie ſie jetzt iſt, und die Badeanſtalt in der Kamminer Straße baut. Man ſoll nicht ver⸗ kennen, daß, nachdem ſeitens des Magiſtrats beide Projekte vorgelegt ſind, für das Badebedürfnis der Charlottenburger Bevölkerung in dieſem Stadtteil für die nächſte Zukunft in ausreichender Weiſe ge⸗ ſorgt worden iſt. Ich würde es viel lebhafter be⸗ grüßen, wenn ſich Herr Kollege Wilk dafür einſetzen würde, daß nach Möglichkeit wieder eine Badeanſtalt im Freien geſchaffen wird, und die Beſtrebungen unterſtützen würde, die dahin gehen, wieder etwas derartiges ins Leben zu rufen. Aber man ſoll nicht zu viel verlangen, meine Damen und Herren! Wir erhalten die doppelte Anzahl von Bädern in der Krummen Straße und bekommen ungefähr ebenſoviel Väder in der Kamminer Straße. Das iſt für den Augenblick ein Erfolg, mit dem man zufrieden ſer. ſoll. Nach meiner perſönlichen Auffaſſung würde die Vorlage angenommen werden können, ohne ſie einem Ausſchuß zu überweiſen. Vorſteher⸗Stellv. Marzahn: Weitere Wortmel⸗ dungen liegen nicht vor. — Habe ich Sie richtig ver⸗ ſtanden, daß Sie die Angelegenheit einem Ausſchuß überweiſen wollen? 2 Stadtv. Wilk: Ich erwarte die Antwort des Magiſtrats. Wenn er damit einverſtanden iſt, vaß das zweite Stockwerk in der Kamminer Straße gleich ür Vadezwecke zur Verfügung geſtellt wird, bin ich mit der ſo rtigen Annahme der Vorlage einver⸗ ſtanden: ſanſt beantrage ich, daß die Angelegenheit einem Ausſchuß überwieſen wird. 325 ein Stockwerk aufgebaut werden konnte. Aus der Hochbaudeputation kam mit Recht die Anregung, da wir für ſtädtiſche Zwecke immer Räume brauchen, den Rohbau gleich zweiſtöckig durchzuführen, aber nur den oberen Teil als Badeanſtalt auszunutzen; das untere Stockwerk ſollte, bis das Bedürfnis ein⸗ tritt, für ſonſtige ſtädtiſche Zwecke zur Verfügung geſtellt werden. Stellt ſich das Bedürfnis für Bade⸗ zwecke ſchon im Laufe des nächſten Jahres oder gar noch während des Baues heraus, ſo können wir dann immer noch entſprechend ausbauen. Ich bitte, von der Ausſchußberatung abzuſehen und ruhig auf die Vorſchläge in der Vorlage einzugehen. Stadtv. Meyer I1I1: Meine Damen und Herren! Aus den Ausführungen des Herrn Stadtbaurats Sceling geht hervor, daß die Angelegenheit doch noch nicht ganz geklärt ſein dürfte. In Anbetracht der Summe von 900 000 ℳ und der eminenten Wichtig⸗ feit, die der Volkswohlfahrtspflege in bezug auf das Badeweſen zufällt, dürfte es angemeſſen ſein, wenn wir dieſe Vorlage einem Ausſchuß überweiſen und uns dort darüber ſchlüſſig werden, in welcher Form die Bademöglichkeit in der Stadt Charlottenburg ausgebaut werden ſoll. Zu bedauern iſt es, daß ſeinerzeit nicht die zentrale Badeanſtalt für Char⸗ lottenburg gebaut werden konnte; wir würden dann heute nicht gezwungen ſein, uns mit dieſen Abhilfe⸗ maßnahmen zu beſchäftigen. Ich beantrage, die Vor⸗ lage einem Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu über⸗ weiſen. 2 1 — (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Vorſteher⸗Stellv. Marzahn: Ich bitte dann um Mitteilung der Herren, die in den Ausſchuß ge⸗ wählt werden ſollen. Wir gehen dann über zu Punkt 20: Antrag der Stadtv. Gebert und Gen. betr. Tunnel⸗ bau unter der Neuen Kantſtraße. Druckſache 155. Der Antrag lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung erſucht den Magiſtrat, ihr ſo ſchnell wie irgend mög⸗ lich eine Vorlage betreffend die ſofortige Aus⸗ führung des Tunnels unter der Neuen Kant⸗ ſtraße zur Verbindung der beiden Teile des Lietzenſeeparkes als Notſtandsarbeit machen. Antragſteller Stadtv. Wilk: Meine Damen und Herren! Veranlaſſung zu dieſem Antrag hat uns die Tatſache gegeben, daß bei der Parkverwaltung ſchon heute eine ganze Anzahl von ſogenannten Not⸗ ſtandsarbeitern hat entlaſſen werden müſſen, weil die Arbeiten inzwiſchen erledigt worden ſind und da⸗ ⸗durch wieder die Arbeitsloſigkeit insbeſondere in einem erheblichen Maße erhöht wird. Da es mir als Mitglied der Parkdeputation nicht unbekannt iſt, und des⸗] daß ein derartiges Projekt dieſe Deputation ſehr häufig beſchäftigt 20 dieſer Antrag hat uns auch ſchon einmal bei der Etatsberatung vorgelegen 0 habe ich mich veranlaßt geſehen, es wieder aufzu⸗ en und von neuem einen entſprechenden Antrag .