332 Vorſteher Dr Borchardt (unterbrechend): Herr Kollege, darf ich Sie bitten, zur Sache zu ſprechen. Stadtv. Dr. Broh (fortfahrend): Ja, ich ſpreche zur Sache. — Eine Partei, die ſich ferner ge⸗ wehrt hat — (Glocke des Vorſtehers) Vorſteher Dr Borchardt (unterbrechend): Herr Kollege, Sie ſprechen bis jetzt lediglich von der Frak⸗ tion der Rechten, nicht aber hier zu der Anfrage, die ja nicht einmal von dieſen Herren aeſtellt iſt. (Sehr richtig! bei der Bürgerlichen Fraktion.) Stadtu. Dr Broh (fortfahrend): Darauf komme ich ja noch. — Gut, ich kann Ihnen den Zuſammen⸗ hang ja auch nachher klarmachen. — Alſo jedenfalls von der rechten Seite des Hauſes, zu der immerhin auch, von uns aus geſehen, dieſe Herren gehören, (Große Heiterkeit) — das Gelächter der demokratiſchen Mitalieder kann mich doch nicht etwa zu dem Glauben führen, daß ſie nun zu der linken Hälfte des Hauſes gehören und etwa mit uns — (Glocke des Vorſtehers) Vorſtelhſer Dr Borchardt (unterbrechend): Herr Kollege, es gehört wirklich, aber wirklich nicht zur Sache, zu welcher Seite des Hauſes die einzelnen Herren zu rechnen ſind. Stadto. Dr Broh (fortfahrend): Ich ſprach da⸗ von, daß mir der Eifer der rechten Seite des Hauſes, jetzt plötzlich für die Minderbemittelten eine Lanze zu brechen und den Maaiſtrat ſchon heute aufau⸗ fordern, ſchleuniaſt Stellung dazu zu nehmen, höchſt verdächtig vorkommt. (Zuruf: Das iſt ja mißverſtanden! Sie haben die Begründung nicht gehört!) — Sie haben doch den Magiſtrat angefragt, wie er ſich zu dieſem neuen Geſetz ſtellt, und Ihr Wort⸗ führer hat ausdrücklich den Grundaedanken vertreten, es möge jetzt bei der Ausführung des Geſetzes eine möglichſt weitreichende — ich habe es mir notiert — Entlaſtung der Minderbemittelten eintreten. (Zuruf: Na ja!l) Sie können es mir doch nicht verargen, wenn mir ſolche Worte im Munde eines Wortführers derf rechten Seite (Große Heiterkeit) — ich bleibe dabei, daß Sie da ſitzen, auch wenn Sie darüber lachen — ſehr verdächtig erſcheinen, und die Antwort, die hier vom Magiſtrat erteilt worden iſt, hat meinen Verdacht nur verſtärkt. Ich will nicht vermuten, daß es ſich hier um eine, wie das ja öfter geſchieht, abgekartete Anfrage und abgekartete Ant⸗ wort handelt. Das wäre durchaus kein perſönlicher Vorwurf gegen die Herren; denn ſo etwas geſchieht] Ich will geword ja ſehr oft im parlamentariſchen Leben. ſelbſt dieſe Vermutung zurückſtellen; 2 (Zuruf: Sie wäre auch falſch1) Sitzung am 18. Juni 1919 1102 die Antwort zeigt ja deutlich, wohin der Weg ührt. (Zuruf: Wohin denn?) — Ich komme gleich darauf, ſeien Sie doch nicht ſo ungeduldig. (Große Heiterkeit und Zurufe.) Ich kann mich unmöglich hier wie in einer Volks⸗ verſammlung mit allen einzelnen Zurufen abgeben, das kann man nicht verlangen, zumal man bei dem Geräuſch in der Tat nur die Hälfte der Zurufe ver⸗ ſtehen kann; ſonſt ſehr gern. Aber vielleicht wollen wir doch etwas parlamentariſcher verhandeln. — (Heiterkeit.) Alſo die Antwort vom Maaiſtratstiſch war mir weniger überraſchend als die Anfrage; denn ſie zeigte ſchon, wohin der Weg geht. (Zuruf: Wohin denn? — Große Heiterkeit.) — Darauf komme ich ja, (Erneute große Heiterkeit) ſelbſtverſtändlich werde ich Ihnen die Antwort nicht ſchuldig bleiben; das iſt ja der Grund, warum ich hier ſpreche. — Mertwürdigerweiſe hat die Dis⸗ kuſſion über dieſe Anfrage nicht die rechte Seite be⸗ antragt, nicht einmal die Mehrheitsſozialiſten, ſondern das iſt von unſerer Seite geſchehen. Und die Unterſtützung der Beſprechung iſt ebenfalls nur von unſerer Fraktion aus erfolgt, obwohl doch die Antwort des Magiſtrats ſachlich die höchſten Be⸗ denken erregen mußte. Wenn man in der Tat, wie Herr Kollege Dr Frentzel ſagt, von dem Beſtreben ausgeht, die Minderbemittelten ſo ſchnell und ſo weitreichend wie möglich zu entlaſten, dann mußten Sie doch, nachdem Sie dieſe Worte vom Magiſtrats⸗ tiſch gehört hatten, ſofort alle dafür ſein, mindeſtens doch die Fraktion des Herrn Dr Frentzel, daß nun in eine Beſprechung eingetreten wird. Aber nichts davon! Alſo mein Verdacht, daß es ſich hier nur um etwas für die Oeffentlichkeit handelt, tatſächlich aber eine Sabotierung des Geſetzes darſtellt, wird hierdurch ſehr nahegelegt, und das iſt meines Er⸗ achtens der Weg, wohin die Sache jetzt führen ſoll und führt. Der Herr Stadtſyndikus Scholn Kr Verzeihung! Es iſt doch aber komiſ ſich hier bei einer ſo wichtigen Sache üb Namensverſprechung amüſieren. Stadtkämmerer hat eine nach meiner Anſicht ſich Gründe vorgebracht. nachdem einmal di ſei