333 Sitzung am 18. Juni 1919 daß in gewiſſen anderen Orten Berlins bereits die Veranlagung vollzogen ſei, und er ſtellt uns nun vor Augen, wie das iſt, wenn ſie vollzogen ſei und man nachträglich mit einer Aenderung komme. Rich⸗ tig, wenn ſie vollzogen iſt, hat man mit beſonderen Schwierigkeiten zu tun; aber nach der Darſtellung unſeres Herrn Stadtkämmerers liegt ja doch gerade in Charlottenburg die Sache ſo, daß die Veran⸗ lagung noch nicht erfolgt iſt, a, daß überhaupt die Vorarbeiten noch nicht einmal erledigt ſind. Alſo was ſoll hier das Heraufbeſchwören eines Geſpenſtes, das für uns gar nicht in Frage kommt? Was ſoll hier die Betonung von Schwierigkeiten, die anders⸗ wo vorhanden ſind, bei uns aber überhaupt gar nicht beſtehen und die nur dazu geeignet ſind, bange machen zu ſollen? (Kämmerer Scholtz: Ich bitte ums Wort!) Die Sache iſt viel einfacher, als ſie hier von dem Herrn Stadtkämmerer dargeſtellt wird. Die Grund⸗ lagen der Veranlagung ſind durch das neue Geſetz in keiner Weiſe tangiert worden: dabei bleibt es. Das iſt ja ausdrücklich im Geſetz hervorgehoben worden. Es iſt nur den Gemeinden das Recht zuerkannt worden, die niederen Einkommen zu entlaſten und im Verhältnis dieſer Entlaſtung die höheren Ein⸗ kommen zu belaſten. Nun drängt ſich mit beſonderem Eifer gerade die Fraktion vor, die doch immerhin nicht juſt die Allerminderbemittelſten vertritt, um nur ja eine ſchleunige Erledigung zu bewirken, und beruhigt ſich dann bei einer Erklärung, worin geſagt wird: in dieſem Jahre kommen wir überhaupt ſchon ſicherlich gar nicht dazu. (Kämmerer Scholtz: Das habe ich nicht geſagt!) — So ungefähr war der Sinn, — in dieſem Jahr, für 1919!1 chol tz: Es dreht ſich doch nur um (Kämmerer S dieſes Jahr!) — Dann werde ich es mißverſtanden haben, um ſo beſſer: dann werden Sie es aufklären. (Zuruf: Dazu iſt aber die Beſprechung nicht da! — Glocke des Vorſtehers) jplötzlich von dieſen Seite begründet wurde. eben nur eine kleine Quotiſierung, ein kleines Hin⸗ zurechnen, Hin zuaddieren und auf der anderen Seite ein Subtrahieren in Frage kommt. Sollten da noch weitere techniſche Schwieriakeiten auftreten, ſo haben Sie ja die Leute dazu, und wenn Sie die Leute dazu nicht haben, ſo erfordert es das Intereſſe der Min⸗ derbemittelten, die ja, wie das auch von der Frak⸗ tion mit der idealiſtiſchen Weltanſchauuna behauptet worden iſt, (Große Heiterkeit und Zurufe) heute beſonders berückſichtigt werden müſſen, daß Sie die nötigen Kräfte dazu anſtellen. (Erneute Zurufe.) Ich will alſo hier vor der Oeffentlichkeit und be⸗ ſonders vor den Minderbemittelten, die es am meiſten angeht, dieſen ganzen Hergang bei der Anfrage des Vertreters Ihrer Fraktion, bei der Beantwortung und bei Ihrem Verhalten bezüglich der Einleitung der Beſprechung uſw. (Zuruf: Bei Ihrem Aerger, daß Sie den Antrag nicht geſtellt haben!) nur in das rechte Licht ſetzen und hier feſtſtellen, daß offenſichtlich auf ſeiten des Magiſtrats die Abſicht beſteht, das Geſetz zu ſabotieren. (Große Unruhe und lebbafte Zurufe — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr. Borchardt: Herr Kollege, ich muß es zurückweiſen, daß Sie dem Maaiſtrat inſinuieren, er wolle ein Eeſetz ſabotieren. Das iſt parlamen⸗ tariſch nicht zuläſſig. (Zuruf: Mildernde Umſtände! — Heiterkeit.) Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Nach den Worten des Herrn Vorſtehers kann ich es mir er⸗ ſparen, namens des Magiſtrats auf den Vorwurf der Sabotage einzugehen. Wenn man immer verſucht, aus jeder einzigen Tendenzen zu ſchlagen, ſo kommt man unter Um⸗ ſtänden auf einen argen Holzweg, und auf dieſen argen Holzweg iſt der Herr Vorredner gekommen. Zunächſt muß ich ihm ſeine Illuſion nehmen, daß ich die Ehre und das Vergnügen gehabt habe, mit dem Herrn Antragſteller ein abgekartetes Spiel ſpielen zu dürfen. Ich habe bis zu der Stunde, zu der Herr Dr. Frentzel aufſtand und dieſe Anfrage begründet hat, nicht gewußt, wer der Vater dieſer Anfrage geweſen iſt. Ich habe ſogar aus einem Zwiegeſpräch entnehmen zu ſollen geglaubt, daß Herr Stadw. Meyer I der Vater dieſes Antrages geweſen iſt. Es war mir vollſtändia neu, als dieſer 4 glaube alſo, daß Sie dieſe kraſſe, klare Erklärung, nachdem Sie alle meine anderen Ausführungen nicht iſe verſtanden haben, wohl verſtehen werden: es iſt kein abgekartetes Spiel, ſondern der Magiſtrat hat ledig⸗ er⸗ lich die ſchriftliche Anfrage bekommen, ſie iſt mir heute mittaa mitaeteilt worden, ich habe darauf ae⸗ ntwortet, und bis zur Stunde habe ich nicht ein⸗ mal gewußt, wer der Vater dieſes Antrages iſt. Sache irgendwelches Kapital für ſeine politiſchen 4