4 Ich glaube, ſagen zu können, daß unter den vielen Mitgliedern in dieſer Verſammlung, die Sie haben in den verfloſſenen Jahren kommen und gehen ſehen und mit denen Sie Gegenſätze auszutragen hatten, nicht eines geweſen iſt und auch nicht eines iſt, das ſich bei der Austragung ſolcher Gegenſätze von Ihnen jemals perſönlich hätte verletzt fühlen können und das daher nicht gern an das Zuſammenarbeiten mir Ihnen ſowohl hier wie in den Kommiſſionen zurück⸗ denkt. 2—— Die Selbſtändigkeit Charlottenburgs wird ja in abſehbarer Zeit, wie es den Anſchein hat, verloren⸗ gehen. Aber wenn auch das ſelbſtändige Charlotten⸗ burg und das Wirken für die Bürger in dem eng⸗ begrenzten Rahmen Charlottenburgs damit verloren⸗ gehen wird, ſo darf ich doch der Hoffnung Ausdruck geben, daß es Ihnen noch recht lange vergönnt ſein möge, öffentlich zu wirken für das Wohl Ihrer Mitbürger und für das Wohl der Geſamtheit. Unſer Vaterland hat das öffentliche Wirken, das Mit⸗ arbeiten ſolcher Männer in ſeiner gegenwärtigen Lage dringend nötig. (Bravo!) Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Auch ich habe den lebhaften Wunſch, verehrter Herr Kollege Otto, ſowohl perſönlich als im Namen des Magiſtrats Ihnen zu dieſem Tage die herzlichſten Glückwünſche zu übermitteln. Ich habe um ſo mehr Veranlaſſung dazu, als, wie der Herr Vorſteher ſchon mit Recht betont hat, gerade Ihr bei aller Sachlichkeit perſön⸗ lich konziliantes Weſen nicht zum geringſten dazu beigetragen hat, die Verhandlungen nicht nur in der Stadtverordnetenverſammlung, ſondern auch das Verhältnis zum Magiſtrat ſo zu geſtalten, wie es allein im Sinne einer Förderung der Sache liegt. Sie haben immer den Grundſatz verfolgt, den auch ich für den richtigen halte, daß Magiſtrat und Stadt⸗ verordnetenverſammlung nicht zwei Körperſchaften mit verſchiedenen Tendenzen ſind, ſondern daß ſie ſchließlich doch immer zuſammenkommen müſſen in dem einen, das uns allen am Herzen liegt, in dem Streben nach dem Wohle der Bürgerſchaft. Daß das in ſo angenehmen Formen ſich vollzogen hat und voll⸗ zieht, dafür ſind wir Ihnen im Namen des Ma⸗ giſtrats, verehrter Herr Kollege Otto, zu beſonderem Danke verbunden. In anderen Zeiten hätte man vielleicht andere Ehrungen für den heutigen Tag vorbereitet. Ich glaube aber, daß es Ihrem ſchlichten Sinne durch⸗ aus liegt, wenn wir heute immer nur wieder ver⸗ ſichern können, daß das tiefe und unwandelbare Vertrauen der Bürgerſchaft, deſſen Sie ſich in den ganzen 25 Jahren zu erfreuen gehabt haben, auch heute unvermindert fortbeſteht. Ich glaube, daß der Ausdruck dieſes Vertrauens ſeitens Ihrer Mitbürger Ihnen das liebſte Geſchenk zu Ihrem 25 jährigen Jubiläum ſein wird. Ich hoffe und wünſche, daß Ihre reiche Ar⸗ beitskraf auch nicht leider für unſer eigenes 1— doch in der größeren Vertretung 341 Sitzung am 25. Jun 1919 Stadto. Otto: Hochverehrter Herr Stadtverord⸗ netenvorſteher! Ich danke Ihnen für die freund⸗ lichen Worte, die Sie für ſich und dieſe hohe Ver⸗ ſammlung mir zu meinem Erinnerungstage gewid⸗ met haben. Wenn Sie davon ausgegangen ſind, daß ich als Vertreter eines beſtimmten Berufes in dem Anfange meiner Tätigkeit mich für beſonders ver⸗ pflichtet erachtet habe, auch die Intereſſen gerade die⸗ ſes Berufes beſonders zu vertreten, ſo haben Sie ſo⸗ fort, was ich ſonſt vielleicht ergänzend hätte tun müſſen, hinzugefügt, daß gerade die Intereſſen dieſes Berufes mit den Intereſſen der Oeffentlichkeit und denen des allgemeinen Wohles ſo eng verknüpft ſind, daß ſich kaum eine Trennung vornehmen läßt. Sie häben aber beſonders freund⸗ lich dann anerkannt, daß ich auch im allgemeinen Intereſſe der Bürgerſchaft tätig zu ſein mich bemüht habe, und ich nehme dieſes Anerkenntnis aus Ihrem Munde mit beſonderem Danke entgegen. Wenn Sie daran die Hoffnung geknüpft haben, daß ich auch in Zukunft für die öffentliche Tätigkeit, ſoweit meine Kräfte das erlauben, mich zur Verfügung ſtelle, ſo glaube ich auch, daß es mir vielleicht noch vergönnt ſein möchte, einige Zeit in der Oeffentlichkeit zu wirken. Ob freilich dieſe Tätigkeit ſich dann auf den örtlichen Rahmen oder den von Groß⸗Berlin erſtrecken wird, das heute ſchon zu entſcheiden, wird ſehr ſchwer ſein, da wir nicht wiſſen, wie die Ver⸗ hältniſſe ſich entwickeln. Jedenfalls, Herr Vorſteher, Ihnen und zugleich meinen verehrten Kolleginnen r Kollegen in dieſer Verſammlung den herzlichſten Dank! Und Ihnen, Herr Oberbürgermeiſter, danke ich vor allem für die Worte, die zum Ausdruck gebracht haben, daß ich von jeher bemüht geweſen bin, im Einvernehmen mit dem Magiſtrat nach Möglichkeit die Geſchäfte der Stadt zu fördern. Ich darf her⸗ vorheben, daß das eine durchaus richtige Kennzeich⸗ nung iſt. Von dem Gedanken ausgehend, daß beide Körperſchaften völlig gleichberechtigt in dem einen Ziele übereinſtimmen, das Wohl der Stadt zu för⸗ dern, habe ich mich bemüht, nach meinen ſchwachen Kräften zu dieſem Einklange der Arbeit beizutragen. Für den, der lange dieſer Verſammlung angehört, bedarf es keiner beſonderen Erwähnung, daß das Verhältnis zwiſchen Magiſtrat und Stadtverordneten⸗ verſammlung in Charlottenburg nicht immer das beſte geweſen iſt. Wenn aber dieſe unerquickliche Periode ſchon jahrzehntelang hinter uns liegt, ſo glaube ich, daß es gerade den Bemühungen meiner Freunde gelungen iſt, jenes Einverſtändnis zwiſchen Magiſtrat und Stadtverordneten herbeizuführen, deſſen wir uns bis auf den heutigen Tag erfreuen durften. Freilich, weder die ehrenden Worte des Herrn Stadtverordnetenvorſtehers noch die ebenſo ehrenden Worte des Herrn Oberbürgermeiſters wären heute möglich, wenn nicht die Bürgerſchaft der Stadt Char⸗ lottenburg mir bis auf den heutigen Tag das Ver⸗ trauen geſchenkt hätte, ihre Intereſſen an dieſer Stelle zu vertreten. Und dem Danke gegen den Herrn Vorſteher und dem Danke gegen den Herrn Ser. bürgermeiſter und den geſamten Magiſtrat füge ich 7 Der⸗ ausdrücklich an einen Dank an die Burgecſchaf Stadt Charlottenburg. Sie hat mir auch in 4 ſehr ſchweren und erbitterten Wahlkämpfen reue bewahrt in jenem Klaſſenparlament, das erſte, zweite und dritte Klaſſe hatte, ununter⸗ brochen für die dri Abteilung, worauf ich beſondern