348 tennen uns ausdrücklich zu dem Grundſatz: Schul⸗ angelegenheiten ſind Andelegenheiten aller Teile des Volkes (Sehr richtig!) und bedürfen der Mitarbeit und der verſtändnis⸗ vollen Unterſtützung aller Teile des Volkes, wenn ſie die Bedeutung acwinnen wollen, die ſie aewinnen müſſen, um unſerm Volke vorwärtszuhelfen. Wenn die Lehrerkammer, nur eingeſtellt auf die von ihr beſonders vertretenen Berufsintereſſen, „Forderungen an die Stadtverordnetenverſammlung oder an den Maaiſtrat aeſtellt hat, ſo alaube ich, daß ſie ſich dabei von dem Gedanken hat leiten laſſen: auch die anderen intereſſierten Volksteile werden, wenn dieſe Forderungen bekannt werdck, nicht zögern, auch ihrerſeits gan beſtimmte For⸗ derungen zu erheben. Sehr richtig!) Ich halte es für durchaus berechtigt, ich halte es ſogar für geboten, daß vor allem die Elternſchaft, wenn ich an die Schuldeputation im engeren Sinne, und der gewerbliche und handwerkliche Mittelſtand, wenn ich an die Fortbildungsſchuldeputation denke, verpflichtet ſind, auch ihrerſeits derartige Forderun⸗ gen zu erheben. Wenn wir uns zu dieſem Grundſatz bekennen, dann, meine Damen und Herren, müſſen wir rück⸗ haltlos zugeben: was uns der Ausſchuß hier als ſeine Vorlage unterbreitet, iſt ein Stückwerk, — und ich darf vielleicht ſogar ſagen: ein ziemlich unrühmliches Stückwerk. Die Ausführungen des Herrn Bericht⸗ erſtatters waren nach meiner Auffaſſung nicht in der Lage, uns über dieſes Stückwerk irgendwie hinweg⸗ zubringen. Der Grund des Uebels freilich — das möchte ich doch bei der Gelegenheit mit aller Ent⸗ ſchiedenheit ausſprechen — liegt in dem urſprüng⸗ lichen Antrage, der zu dieſem Ausſchußbeſchluſſe ge⸗ führt hat. Ich habe das Gefühl, daß dieſer Antrag mehr erwachſen iſt aus dem Beſtreben, gewiſſen For⸗ derungen beſtimmter Berufsſchichten nachzugeben, als aus einer kühlen Prüfung der Lage und der Ueber⸗ legung der Konſequenzen, die ſich aus einem derarti⸗ gen Antrag ergeben. Das beweiſt ſchon der gegen⸗ über dem urſprünglichen Antrag völlig veränderte Ausſchußantrag, und das beweiſt vor allem die De⸗ batte, wie wir ſie bis jetzt gehört haben. Trotzdem die Herren Vorredner ausnahmslos — und ſie gehören drei verſchiedenen Gruppen die⸗ ſer Verſammlung an — erklärt haben, daß ſie dieſem Ausſchußantrage nicht zuſtimmen, ſondern ihn glatt ablehnen, iſt doch verſchiedentlich anerkannt worden: es ſteckt in dem ganzen Beſtreben ein geſunder Kern, und es kommt nur darauf an, dieſen geſunden Kern ſo auszubreiten und auszudehnen, daß er berechtig⸗ ten Forderungen in der Gegenwart entſpricht. Daß die heutige Zuſammenſetzung aller Depu⸗ tationen, die in Frage kommen, nicht der Teilnahme weiter Volkskreiſe, wie ſie durch die jüngſte politiſche Entwicklung ſich erfreulicherweiſe zeigt, gerecht wird,“ Wie im das erkennen wir ebenſo rückhaltlos an. Sitzung am 2⸗. Juni 110 rade, was die Schuldeputation angeht, hier geſetzliche Formen uns im Wege ſtehen, die allerdings, ſoweit ich unterrichtet bin, ſchon in ſehr naher Zeit eine Aenderung erfahren werden. Denn die heutige Schul⸗ deputation beruht auf dem Schulunterhaltungsgeſetz, und daß das Schulunterhaltungsgeſetz vom Jahre 1906 ſobald wie möglich geändert werden muß, iſt wohl auch zur Ueberzeugung der jetzt regierenden Kreiſe geworden. Was die übrigen Deputationen angeht, ſo wä⸗ ren wir von ſeiten der ſtäditſchen Körperſchaften in der Lage, eine grundlegende Aenderung herbeizu⸗ führen. Darum meine ich, wir ſollten uns doch überlegen, ob es ſich nicht empfiehlt, auch durch un⸗ ſere Beſchlußfaſſung anzuerkennen: ein geſunder Kern ſteckt in den Beſtrebungen, darum wollen wir die ganze Angelegenheit an den Ausſchuß zurück⸗ verweiſen. Ich bin davon überzeugt, daß uns der Ausſchuß nicht ſchon in den nächſten Monaten Be⸗ richt erſtatten wird und Bericht erſtatten kann; die Angelegenheit wird einige Zeit ruhen müſſen. Aber wir haben doch dann nicht durch eine glatte Ableh⸗ nung auch das Geſunde, was in der Anregung ſteckt, zu Falle gebracht. Wir können dem Ausſchuß dann Zeit laſſen, wenn die geſetzlichen Vorausſetzungen ſich geändert haben, erneut an die Prüfung der Frage heranzutreten und uns erneut Vorſchläge zu machen, die den allgemeinen Geſichtspunkten, die meine ſämt⸗ lichen Herren Vorredner mit Recht betont haben, gerecht werden. was der jetzige Ausſchußantrag nicht tut. Ich ſtelle deshalb namens meiner Freunde for⸗ mell den Antrag, die Angelegenheit an den Ausſchuß zurückzuverweiſen, bemerke aber, um über unſere Stellungnahme nicht den geringſten Zweifel zu laſſen: ſollte die Mehrheit dieſer Verſammlung nicht ge⸗ neigt ſein, dieſen Antrag anzunehmen, ſo werden auch wir gegenüber dem Ausſchußantrag, wie er vor⸗ liegt, eine ablehnende Haltung einnehmen und der Oeffentlichkeit gegenüber ausdrücklich — ich mochte das noch einmal wiederholen — zur Kenntnis brin⸗ gen: auch wir Demokraten und auch wir, wie ich mit Rückſicht auf meinen Beruf ſagen möchte, Schul⸗ männer ſind nicht der Meinung, daß die Schulan⸗ gelegenheiten nur eine Sache der Schulmeiſter ſind, ſondern ſind der Anſicht, daß ſie eine Sache aller Teile des Volles ſind und vielleicht die wichtigſte und bedeutungsvollſte, die es überhaupt gibt. Stadtv. Frau Klockow: Ich möchte Herrn Kolle⸗ zen Otto herzlich danken, daß er den geſunden Kern, der in dem Antrag gelegen hat, anerkannte. Ich möchte auch betonen, daß es durchaus nicht der Sinn des Antrags geweſen iſt, daß nur die Lehrerſchaft verſtärkt werden ſollte; denn in dem Antrage ſtand: eine von den Lehrer⸗ und Lehrerinnenorganiſationen gewählte Perſönlichkeit. Damit haben wi zum Ausdruck bringen wollen, aus Lehrer oder Lehrerinne ſondern Verſönlichkeiten in dem Sinne arbeit und wie auch § einzelnen die Verhältniſſe zu ändern und beſſer zu ſei geſtalten ſind, iſt gerade von Herrn Dr Löwen⸗] ſtein bereits ſo eingehend nachgewieſen, daß ich] v nicht noch einmal beſonders einzugehen] darauf brauche. Ich möchte nur noch unterſtreichen, daß ge⸗] denn