Sitzung am 25. Juni 1919 weil vielleicht noch etwas Weitergehendes geſchaffen werden könnte. Stadtv. Karrer: Wir ſtehen der Vorlage keines⸗ wegs ablehnend gegenüber, ſondern wir haben ihr unſere Zuſtimmung gegeben. Ich habe mich vorhin vielleicht verſprochen und Krumme Straße geſagt. Es handelt ſich um die Kamminer Straße. Aber der größere Teil des Ausſchuſſes war der Auffaſſung, daß es beſſer geweſen wäre, wenn der Magiſtrat die Zweigbadeanſtalt in der Kamminer Straße etwas mehr in die Mitte des Teils nördlich der Spree verlegt hätte. Dahin gingen meine Ausführungen. Ich möchte den Magiſtrat bitten, wenn ſich dieſer Teil der Stadt Charlottenburg etwas vergrößern ſollte, darauf zu achten, daß auch dieſes Gebiet nörd⸗ lich der Spree etwas mehr nach dieſer Richtung be⸗ rückſichtigt wird. (Die Verſammlung beſchließt entſprechend dem vom Berichterſtatter vorgetragenen Antrage des Aus⸗ ſchuſſes.) Vorſteher Dr Borchardt: zu Punkt 8: Vorlage betr. Fürſorge für Kriegsbeſchädigte und Kriegshinterbliebene, ſowie Wahl von 4 Mitgliedern. — Druckſache 165. Wir kommen dann Stadtv. Dr. Feilchenfeld: Meine Damen und Herren! Die Vorlage des Magiſtrats entſpricht der Verfügung der Regierung und wird infolgedeſſen auch von uns ohne weiteres angenommen werden müſſen. So ganz zweckmäßig ſind aber nicht in allen Teilen, wie es ſcheint, die Verfügungen, die die Regierung getroffen hat. So z. B. gefällt mir nicht ganz die Zuſammenſetzung des Beirats für die Kriegshinterbliebenen. Ich habe volles Verſtändnis dafür, daß man in den Beirat für die Kriegs⸗ beſchädigten zwei Vertreter der Arbeitgeber und Ar⸗ beitnehmer hineinnimmt. Aber wenig Bedeutung haben dieſe beiden Gruppen gerade für den Beirat für Kriegshinterbliebene. Allerdings kommt auch dort für Kriegerwitwen vielleicht in einem beſchränk⸗ ten Maße der Arbeitsnachweis in Betracht; aber im allgemeinen handelt es ſich doch um ganz andere Aufgaben, ſo daß dieſe Zuſammenſetzung des Bei⸗ rats nicht die zweckmäßigſte iſt; dagegen wäre s notwendig, daß in dieſem Beirat auch Anzahl von Frauen vertreten iſt. Die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung wird gut tun, die Vertreter, die ſie dort hineinzuſetzen hat, darum vielleicht ge⸗ rade aus den weiblichen Mitgliedern zu wählen. Wenn der Magiſtrat das jetzt ſchon beſtehende Fürſorgeamt für Kriegshinterbliebene dem neuen Amt anſchließen will, ſo begrüßen wir das mit Ge⸗ nugtuung, da wir die Arbeit dieſes Fürſorgeamtes während des Krieges als eine ausgezeichnete aner⸗ 2 Veſonders mochte ich betonen, daß eine genügende 353 gezeichnet bewährt. Dadurch, daß es möglich war, eine große Reihe von Perſonen aus den verſchieden⸗ ſten Kreiſen zur Mitarbeit heranzuziehen, iſt es gelungen, die Pflegſchaften viel intenſtver auszuüben, als es ſonſt der Fall geweſen wäre, wenn wir nur mit dem Büro der öffentlichen Fürſorge hätten ar⸗ beiten müſſen. Der Schlußſatz der Magiſtratsvorlage erklärt, daß über die Mittel, die zur Verfügung ſtehen wer⸗ den und die auch vom Reich noch zur Verfügung geſtellt werden ſollen, eine Klarheit noch zu ſchaffen iſt. Dieſer Beirat hat aber über die Mittel, die vor⸗ handen ſind, zu verfügen. Es wird wahrſcheinlich bei den traurigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen, in denen wir ſt hen und denen wir noch weiter in fürch⸗ terlicher Weiſe entgegengehen, auch das, was vom Reiche zur Verfügung geſtellt wird, vielleicht nicht genügen, ſo daß die Mittel der Stadtgemeinde in größerem Umfange herangezogen werden müſſen. Meine Freunde glauben, daß, wenn dieſe Mittel von Stadt wegen gewährt werden müſſen, wir uns auch eine genügende Mitarbeit bei der ganzen Ver⸗ wendung dieſer Mittel ſichern müſſen. Die Abord⸗ nung von zwei Stadwerordneten in die Beiräte ſcheint uns aber nicht zu genügen, und darum haben wir den Wunſch, daß die Deputation für Kriegs⸗ beſchädigte und Kriegshinterbliebene, die bis jetzt be⸗ ſteht, nicht gleich aufgehoben wird, ſondern zunächſt noch beſtehen bleibt. Eine ſo ſehr große Belaſtung des Magiſtrats und der Deputationsmitglieder wird dadurch nicht hervorgerufen; denn ſo ſehr häufig iſt, wie ich mich aus den Akten überzeugte, dieſe De⸗ putation nicht zuſammenberufen worden. Es iſt aber wünſchenswert, daß dieſe Deputation beſtehen bleibt, um im Notfalle doch auch mitzuarbeiten und die Beziehungen zur Stadtverordnetenverſammlung auf dieſe Weiſe genügend aufrechtzuerhalten. Wenn die Notwendigkeit der Eriſtenz dieſer Deputation ſich weiterhin nicht erweiſen ſollte, dann wird es immer noch Zeit ſein, dieſe Deputation wieder ab⸗ zuſchaffen. Wir beantragen deswegen, der Vorlage des Magiſtrats zuzuſtimmen, bitten aber, den Punkt 2: Die durch Gemeindebeſchluß vom 25. 3./ 14. 4. 1915 eingeſetzte Deputation für die Kriegsbeſchädigtenfürſorge wird aufgehoben, abzulehnen. Stadtv. Mickler: Meine Damen und Herren! Wir begrüßen die Vorlage und freuen uns, daß end⸗ lich den berechtigten Forderungen der Kriegsbeſchä⸗ digten und Kriegshinterbliebenen Rechnung getragen wird. Den bisherigen Beiräten der Kriegsbeſchädig⸗ tenfürſorge und der Hinterbliebenenfürſorge ſind die Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen mit einem gewiſſen Mißtrauen begegnet, und nicht mit Unrecht. Die Kriegsbeſchädiaten waren von dieſem Beirat vollkommen ausgeſchloſſen; er hatte ſich ohne Berückſichtigung der Kriegsbeſchädigten zu⸗ ſammengeſetzt. Aus dem Grunde war es ja auch verſtändlich, daß die Kriegsbeſchädigten dieſem Beirat ein gewiſſes Mißtraun entgegenbrachten. Jetzt ſoll es anders werden. Es iſt zu begreifen. itetf daß die Kriegsbeſchädiaten nicht imme nur Obiekt einer derartigen Einrichtung ſein wollen, ſondern ich Subjekt; ſie wollen mit raten, mit taten. mit ll ½4 Kriegsbeſchädig⸗ werfen. —2