356 der Kriegsbeſchädigtenfürſorge von ihm auf Grund der ſeitens der Organiſationen angeſtellten Ermitt⸗ lungen vorgetragen worden ſind. Aber auch da muß ich ausdrücklich ſagen, daß ich nicht die Richtigkeit dieſer Beſchwerden beſtätigen kann und auch nie be⸗ ſtätigt habe. Das iſt ja ganz unmöglich. In ſolchen Fällen ſtehen ſich gewöhnlich zwei Ausſagen gegen⸗ über, nämlich die Ausſage desjenigen, bei dem er⸗ mittelt wird, und diejenige des Ermittlers. Der Ermittler hat es jedenfalls immer gut gemeint, und wenn er einen Rat gab, der dem andern nicht gefiel, ſo hat er geglaubt, damit wirtſchaftlich etwas Gutes anzuraten. Derjenige, bei dem ermittelt wird, faßt das ſehr häufig als einen unberechtigten Eingriff in ſeine Befugniſſe auf und faßt ein Wort auch ſehr leicht einmal falſch auf. Ich habe immer nur er⸗ klärt, daß, wenn die berichteten Fälle ſich ſo ereignet haben, wie ſie berichret worden ſind, ich das natürlich entſchieden mißbillige und mein Möglichſtes tun würde, um die Ermittler dahin anzuweiſen, daß ſie auch mit ihren Ratſchlägen vorſichtig ſeien. Ich habe es ganz beſonders begrüßt und bin dafür eingetre⸗ ten, daß die Forderung der Kriegsbeſchädigtenor⸗ ganiſationen erfüllt wurde, daß ſich in Zukunft an dieſen Ermittlungen außer den Organen der Wohl⸗ fahrtszentrale auch Angehörige dieſer Organiſationen beteiligen. Dann werden derartige Beſchwerden ſchon eher vermieden, dann hat man jedenfalls einen Zeu⸗ gen mehr für das, was ausgeſprochen worden iſt, und es wird ſich viel klarer feſtſtellen laſſen, was eigentlich vorgegangen iſt. Daß die Kriegsbeſchädig⸗ ten ebenſo wie die Hinterbliebenen ſehr leicht geneigt ſind, etwas als Beleidigung aufzufaſſen, was nicht ſo gemeint iſt, darüber brauchen wir uns gewiß nicht zu täuſchen. Es liegt, glaube ich, nach allem kein Grund vor, in ſo ſcharfer Weiſe gegen die nur das Beſte wollenden Organe der Wohlfahtszentrale vor⸗ zugehen. Jedenfalls muß ich von meiner Seite ſa⸗ gen, daß ich immer nur Mißgriffe als ſolche bezeich⸗ net habe für den Fall, daß die mir vorgelegten Be⸗ richte genau das treffen, was ſich wirklich ereignet hat. Stadtv. Dr Rothholz: Wer wie Kollege Feil⸗ chenfeld und ich jahrelang in der Kriegsfürſorge ge⸗ arbeitet hat, dem wird Herr Stadtv. Mickler doch wohl zugeben, daß er mindeſtens ein ſo warmes Herz für die Kriegsbeſchädigten hat wie er ſelbſt. Als Vorſitzender einer Kriegsfürſorgekommiſſton muß ich doch ſagen, daß die Kommiſſion ſelbſtverſtändlich nicht verantwortlich gemacht werden kann für irgend⸗ einen Rechercheur. Es iſt leicht denkbar, daß ein Rechercheur Fehler machen kann. Deshalb das ganze Inſtitut zu tadeln, beſonders in der Weiſe, wie es Herr Kollege Mickler getan hat, halte ich nicht für gerechtfertigt. Er iſt aber auch ganz falſcher Auffaſſung bezüg⸗ lich der Deputation. Die Deputation beſteht gegen⸗ wärtig ſchon; es ſoll nicht eine neue Deputation für Kriegsfürſorge eingerichtet werden. Der Antrag des Kollegen Feilchenfeld bezweckt doch nur, abzuwarten, wie die Fürſorgeſtelle arbeiten wird. Wird ſie gut arbeiten, dann können wir ſpäter die Deputation für Kriegsfürſorge auflöſen. Immerhin iſt der Zeit⸗ punkt nicht gegeben, jetzt eine Deputation aufzulöſen, wo man nicht weiß, wer die Mittel für die Kriegs⸗ beſchädigten aufbringen ſoll und wie die ganze Lage Das liegt ſich geſtalten wird. Bei Beginn des Krieges hieit ich zialbetrat ab und bitten Sitzung am 25. Juni 1919 die Gründung der Deputation für Kriegsfürſorge nicht für notwendig, da ſchon das Arbeitsamt und die Deputation für Geſundheitspflege beſtanden. Aber nachdem ſie einmal ins Leben gerufen iſt, wäre es unzweckmäßig, ſie jetzt plötzlich zu beſeitigen. In dem gegenwärtigen Moment wäre es, glaube ich, viel angebrachter, wenn dieſe Deputation nicht be⸗ ſtände, ſie zu ſchaffen, als die beſtehende Deputation wieder zu beſeitigen. Ich bitte Sie deshalb, den An⸗ trag Dr Feilchenfeld anzunehmen. Stadtv. Dr Feilchenfeld: Ich will auf den heftig erregten und wütenden Ton des Kollegen Mick⸗ ler nicht eingehen, da ich glaube, daß das nicht der Würde dieſer hohen Verſammlung entſpricht. Ich möchte aber doch betonen, daß ich vorhin ausdrücklich geſagt habe, daß ich nicht jede Bemerkung, die irgend⸗ einer Dame dort entſchlüpft iſti und die taktlos ge⸗ weſen ſein mag, zu decken die Luſt habe. Das wird er mir jedoch ſicher zugeſtehen müſſen, daß eine ganze Reihe von Beſchwerden nicht ſo berechtigt ſind, wie ſie vorgelracht werden. Man kann nur das für richtig halten, was Herr Profeſſor Spiegel vorhin geſagt hat, daß man dieſe Beſchwerden abſtellt, wenn ſie den Tatſachen entſprechen. Das war nur bei einem kleinen Teile der Fälle nachweisbar. Ich habe neulich Gelegenheit genommen, in der Fürſorgeſtelle bei einer Anzahl von Fällen die Akten nachzuprüfen, worüber Beſchwerden ergangen waren, und da hat ſich herausgeſtellt, daß in keinem einzigen Falle ein wirklicher Grund zur Beſchwerde vorlag. Das ein⸗ zige, was an der Fürſorgeſtelle hängenbleiben könnte, war, daß in einzelnen Fällen vielleicht eine etwas unberechtigte Verſchleppung nachgewieſen werden konnte. Ich will vollkommen objektiv und gerecht in meinem Urteil ſein und da, wo ich zu tadeln habe, das auch öffentlich gern zugeben. Dieſe Verſchleppung iſt in der überaus großen Anzahl von Fällen be⸗ gründet, die zu bearbeiten ſind, und in der nicht ausreichenden Beſetzung des Büros. Sonſt habe ich nicht finden können, daß auch nur eine von den Be⸗ ſchwerden berechtigt war. Wenn aber an ihnen etwas berechtigt iſt, ſo will ich noch einmal ſcharf betonen, daß es mir ganz fern liegt, wirkliche Taktloſigkeiten mit meinem Namen zu decken. Stadtv. Mickler: Meine Damen und Herren! Herr Stadtrat Spiegel führte aus, daß er mir eine Beſtätigung nicht gegeben hätte. Herr Stadt⸗ rat Spiegel kann ſich denken, daß ich wohl weiß, daß er als Stadtrat mit der Hinterbliebenenfürſorge nichts zu tun hat, und ich bin auch wegen Hinter⸗ bliebenenfragen niemals an ihn herangetreten, ſon⸗ dern habe mich deswegen an Frl. Ernſt gewandt. Wenn Herr Kollege Rothholz ſolche Angſt hat wegen der Bewilligung der Gelder, ſo zeugt das da⸗ von, daß er ſich über die ganze Vorlage nicht klar iſt. Der Reichsausſchuß der Keriegebeſchanigtenfin. ſorge hat über die ganze Materie eingehend berich⸗ tet. Der Reichsausſchuß ſtellt ſich auf den Stand⸗ punkt, daß die Bewilligung d elde n0 bleibt, wie ſie vorher war. Beirats eine Forderung erledigen haben, dan ſtützen. Das wird 2