8 2 Sitzung am 25. Inni 1919 eigentlich nicht zu ihm zu gehen, ſondern lieber zu einer Aerztin. Anderes Material liegt nicht vor. Ein Anhalt würde ſich vielleicht ergeben, wenn man prüfte, um welche Krankheiten es ſich durch⸗ ſchnittlich in Charlottenburg handelt, die von Stadt⸗ ärzten behandelt werden, und wieviel Frauen durch⸗ ſchnittlich von den Stadtärzten behandelt werden. Ich weiß nicht, ob eine ſolche Statiſtik vorliegt, fonnte das leider auch hier nicht feſtſtellen. Aber ich glaube, nach dem Ueberſchlag zu urteilen, daß dieſes Material erweiſen würde, daß ein Bedürfnis dafür ſicherlich vorhanden wäre. Wir möchten daher den Magiſtrat bitten, nicht erneut in die Prüfung einzutreten, ob ein Be⸗ dürfnis dafür vorhanden iſt, ſondern die Prüfung der Frage vorzunehmen, ob der einſtimmige Wunſch d.s damaligen Etatausſchuſſes berechtigt iſt, für denjenigen Perſonenkreis von Frauen, der nicht von einem Arzt, ſondern von einer Aerztin behandelt zu werden wünſcht, eine ſolche Stelle zu ſchaffen. Ich ſchließe mich d.m Wunſche des Herrn Stadtw. Skaller an und möchte glauben, daß der Magiſtrat dieſem Wunſche um ſo leichter entſprechen kann, als es ſich doch um eine verhältnismäßig geringe Summe han⸗ delt, durch die ein derartiges Inſtitut geſchaffen werden kann. Erſt nachdem es geſchaffen iſt, würde man eine Grundlage für die Frage des Bedürfniſſes haben. Ich bin überzeugt, daß der Magiſtrat nach kurzer Zeit zu der Ueberzeugung kommen wird, daß nicht eine Aerztin, ſondern ſogar mehrere Aerztin⸗ nen erforderlich ſein werden. (Sehr richtig!) Stadtv. Dr. Feilchenfeld: Wir ſind in der Be⸗ handlung der Frage eigentlich ziemlich einig. Es handelt ſich nur um den Weg. So, wie es Herr Stadtrat Röthig vorgeſchlagen hat, möchte ich es nicht für richtig halten. Es iſt nicht zweckmäßig, die Patienten erſt über den Umweg durch den Stadtarzt an die Aerztin zu überweiſen. Entweder macht man es ſo, wie der Magiſtrat es vorhat, daß eine Aerztin zur Verfügung ſteht; dann ſoll aber ſchon dem Armenvorſteher in den einzelnen Bezirken das Recht zuſtehen, den Frauen, die den Wunſch haben, die Ueberweiſungsſcheine an die Aerztin gleich zu über⸗ geben. Oder man macht es ſo, wie Herr Kollege Skaller es wünſcht, daß man eine Aerztin anſtellt, nicht als Bezirksärztin, ſondern für dieſe Ueber⸗ weiſungen vom Armenkommiſſionsvorſteher direkt. Ich möcht Sie nur darauf aufmerkſam machen, daß Bedürfnis, wie Sie es hier hingeſtellt ſteht. Der Beweis hätte hier ſehr ein ſo großes ee c Material, das er lennt, Ich habe viele Jahre 4. . wenn Herr Stadtrat burger Ortskranken⸗ eſehen, vuß⸗ e, zur Diskuſſion. Wortmeldungen wir kommen zur Abſtimmung. den Antra 2%s vorg ſchlagen worden iſt. weitere Erörterung der Sache erſparen. Stadto. Frau Schenkalowsky: Ich kann nur meinem Erſtaunen Ausdruck geben, daß heute über⸗ haupt noch geſagt wird, das Bedürfnis für eine Frauenärztin ſei nicht vorhanden. — (Zuruf: Das hat keiner geſagt!) — Das hat die Vollverſamlung der Aerzte geſagt, Herr Dr Feilchenfeld. Es iſt auch gar nicht feſtzu⸗ ſtellen, ob ein Bedürfnis vorhanden iſt. Die Vor⸗ ſchläge des Herrn Dr Löwenſtein treffen die Sache nicht. Es läßt ſich nicht ſtatiſtiſch ermitteln, denn man kann nicht ſagen: ſo und ſo viele Frauen waren bei den Stadtärzten in Behandlung, und daraus kön⸗ nen wir das Bedürfnis herleiten. Wir können nicht feſtſtellen, wie viele Frauen, vor allen Dingen junge Mädchen — das iſt uns Frauen wohlbekannt — lieber eine Krankheit verſchweigen, als daß ſie zu Aerzten ſich in Behandlung begeben. (Rufe: Ach! und Widerſpruch.) Es dreht ſich hier nicht um Krankenkaſſen, ſon⸗ dern um die Frage, ob unbemittelten Frauen die gleiche Möglichkeit gegeben werden ſoll, nach ihrer Wahl zu einer Aerztin zu gehen, wie ſie den Frauen gegeben iſt, die das nach ihrem Portemonnaie be⸗ zahlen können. Sehr richtig!) Wir können den Zuſtand, wie er heute beſteht, nicht mehr gelten laſſen, daß die Frauen gezwungen ſein ſollen, zu einem Arzte zu gehen und ſich ihm anzu⸗ vertrauen, während ſie wünſchten, zu einer Aerztin zu gehen. Wir wünſchen recht dringend, daß ſich der Magiſtrat ſo raſch wie möglich zur Anſtellung einer 2 Stadtärztin entſchließt, damit es jeder Frau im Stadtbezirk Charlottenburg möglich gemacht wird, eine Stadtärztin aufzuſuchen. Ich ſchließe mich der Anſicht des Herrn I). Löwenſtein an, daß ſich ſehr bald, ſchon innerhalb ein s halben Jahres, die Not⸗ wendigkeit herausſtellen wird, die Anſtellung einer zweiten Aerztin vorzunehmen. Wir wiſſen alle, die 4 wir mit Frauenärztinnen in Verbindung ſtehen, daß ſie eine große Praxis haben. Das wird ſich in dieſem Falle ganz beſonders erweiſen. . Vorſteher Dr. Borchardt: Es iſt ſoeben ein An⸗ trag eingegangen, der folgendermaßen lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung möge be⸗ ſchließen, den Magiſtrat zu erſuchen, ſofort fünr die Armenpraxis eine Aerztin anzuſtellen. SSkaller, Blum und weitere Unterſchriften. Ich ſtelle dieſen Antrag liegen nicht vor; Stadtv. Skaller und Gen. an und 8 durch Kenntnisnahme als 4% d eſcht heute die Stadtb. Hit⸗ Wir können uns eine