Schwimmverein von 1887 andauernd unterſtützt worden iſt. Wäre der Verein von 1887 auch jetzt nach dem Kriege gekommen, ſo hätte er die 500 % weiter abheben können. (Kämmerer Scholtz: Wenn er Schwimm⸗ unterricht erteilt hätte!) Er hat aber keine Mitglieder, folglich erteilt er keinen Schwimmunterricht. Anders iſt es aber bei dem Verein „Freie Schwimmer“. Die „Freien Schwim⸗ mer“ haben jahrzehntelang vor dem Kriege Schwimmunterricht erteilt, ſie haben ihr ganzes Ma⸗ terial, das ſie an Schwimmgeräten hatten, ruhen laſſen müſſen, weil die meiſten Mitglieder einge⸗ zogen waren. Es iſt unbrauchbar geworden; größ⸗ tenteils iſt es auch geſtohlen worden. Um nun neues Material für den Schwimmunterricht anſchaffen zu können, erbittet der Verein eine einmalige Unter⸗ ſtützung von 500 ℳ. Ich möchte Sie bitten, dieſen Antrag anzunehmen und die 500 %ℳ für den Schwimmverein zu bewilligen. Stadtv. Richter: Meine Damen und Herren! Ein Teil meiner Freunde kann ſich tatſächlich den Ausführungen des Herrn Kämmerers und des Herrn Oberbürgermeiſters nicht verſchließen. (Hört, hört!) — Ich meine, es ſchadet doch nichts, wenn man die Tatſache feſtſtellt. — Es iſt allerdings richtig, daß wir uns früher ſelbſt dagegen gewehrt haben, daß nach Aufſtellung des Etats einzelnen Vereinen der⸗ artige Zuwendungen gemacht worden ſind. Auch wir innerhalb unſerer Partei haben, wenn derartige Vereine nach Aufſtellung des Etats an uns heran⸗ getreten ſind, die betreffenden Vereine immer dar⸗ auf hingewieſen, daß ſie eben nun leider Gottes den Anſchluß verpaßt haben und ſich bis zum nächſten Etatsjahr gedulden müſſen. 11 Aus dieſem Grunde möchte ich Ihnen vorſchla⸗ gen, daß wir den Antrag auf das nächſte Etatsjahr beziehen. Es wird ja manchem ſchwer, dem zuzu⸗ ſtimmen; aber ich möchte nicht, daß der Antrag glatt abgelehnt wird, weil ſich dadurch meiner Ueberzeu⸗ gung nach ein Teil der Verſammlung, nämlich die, die nicht mit den Ausführungen des Herrn Kollegen Dr Liepmann einverſtanden ſind, die aber wohl dem Antrag zuſtimmen würden, wenn er rechtzeitig ein⸗ gebracht worden wäre, unbewußt auf den Stand⸗ punkt des Herrn Kollegen Dr Liepmann ſtellen würde. Ich nehme auch an, daß ein ganz Teil der Herren von der demokratiſchen Partei dem Antrag zuſtim⸗ men würden, wenn er rechtzeitig eingebracht worden wäre. Um den Herren Gelegenheit zu geben, ihre Arbeiterfreundlichkeit zu zeigen, wollen wir den An⸗ tiag in der Weiſe modifizieren: den „Freien Schwimme oll, trotzdem wir es hier von der Sitzung am 25. Junt 1910 Magiſtrats 363 Stadtv. Dr Hertz: Im Namen meiner Freunde erkläre ich, daß wir dieſen Antrag des Herrn Kolle⸗ gen Richter ablehnen. (Sehr richtig! bei den Unabhängigen Sozialdemo⸗ kraten.) Wir wollen bei den „Freien Schwimmern“ nicht die Meinung aufkommen laſſen, daß ihnen durch dieſen Antrag irgend etwas zugebilligt wird. Dieſe Vertröſtung auf das Etatsjahr 1920 iſt praktiſch voll⸗ kommen wirkungslos, da wir durchaus im Unge⸗ wiſſen ſind, ob im Jahre 1920 dieſe Verſammlung hier überhaupt noch die Möglichkeit hat, einen der⸗ artigen Betrag zu bewilligen. Im übrigen ſtelle ich feſt, daß man in der ver⸗ gangenen Sitzung bereits von dem allgemeinen Grundſatz abgewichen iſt, daß ein Verein außerhalb der Etatsberatung eine einmalige Bewilligung be⸗ kommt, und daß bei den von uns angeführten außer⸗ ordentlich zwingenden Gründen gar keine Veran⸗ laſſung gegeben iſt, jetzt nicht noch eine zweite Aus⸗ nahme zu machen. Ich betone ferner, daß die Dring⸗ lichkeit, die uns veranlaßt, dem Antrag zuzu⸗ ſtimmen, beſonders darin begründet iſt, daß ohne dieſe Beihilfe die Gefahr „beſteht, daß der Verein ſeine Tätigkeit, die er jetztAlfgenommen hat, nicht fortſetzen kann und damit eine ſchwere Schädigung derjenigen Teile der unbemittelten Bevölkerung ein⸗ tritt, die ſich jetzt an dem Schwimmunterricht be⸗ teiligen. Stadtv. Horlitz: Auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Dr. Liepmann will ich nicht ein⸗ gehen. Es iſt lediglich Geſchmacksſache, ob ein Ba⸗ dender rotes Waſſer oder blaues demokratiſches Waſſer vorzieht. Sehr gut! bei den Sozialdemokraten) Nach welchem Bade er appetitlicher ausſieht, darüber will ich mit Herrn Kollegen 1). Liepmann nicht ſtreiten. Aber, meine Damen und Herren, Sie haben den prinzipiellen Standpunkt des Herrn Ober⸗ bürgermeiſters heute ſchon einmal verlaſſen. Ich er⸗ innere daran, daß Sie unter Nr. 1 dem Berliner Lehrerverein 400 ℳ als Zuſchuß für wiſſenſchaft⸗ liche Vorleſungen aus laufenden Mitteln bewilligt haben. Dieſe Summe war auch nicht im Voran⸗ ſchlag vorgeſehen. Wir haben alſo dieſen prinzipiellen Standpunkt, den der Herr Oberbürgermeiſter in Verbindung mit dem Herrn Kämmerer hier ſo außer⸗ ordentlich herausgearbeitet hat, heute ſchon einmal verlaſſen. Die Herren ſind in dieſem Falle nicht ganz konſequent. 42 Ich möchte Sie deshalb bitten, den geſtellten Antrag anzunehmen. Wir halten den Antrag prin⸗ zipiell aufrecht und würden, wenn er abgelehnt wer⸗ den ſollte, den Antrag des Kollegen Richter als Eventualantrag betrachten. Stadtw. Dr Liepmann: Der Kollege Horlitz uch ſtellt dem roten Waſſer, von dem ich am Ende meiner end blaue Waſſer gegenüber. Ich finde, 1 ſollte das farbloſe Waſſer als das richtige an⸗