366 Anfrage der Stadtv. Dr. Broh und Gen. betr. Mil⸗ derung der Lebensmittelpreiſe. Frageſteller Stadtv. Klick: Meine Damen und Herren! Durch die neuerdings eingetretene Preis⸗ ſteigerung verſchiedener Lebensmittel hat ſich in der Bevölkerung eine gewiſſe Erregung bemerkbar ge⸗ macht. Dieſe iſt ſo groß geweſen, daß geſtern ein Demonſtrationszug von Frauen vor das Rathaus gezogen iſt, um mit den maßgebenden Stellen Rück⸗ ſprache wegen Milderung der Lebensmittelpreiſe zu nehmen. Während man auf der einen Seite die Arbeiter auffordert, in keine Lohnſtreiks einzutreten, werden auf der anderen Seite die Lebensmittelpreiſe erhöht. Das bedingt doch ohne weiteres, daß die Arbeiter Lohnforderungen ſtellen müſſen. Es war das Gerücht verbreitet, daß der Kartoffelpreis auf 40 „ pro Pfund heraufgeſetzt werden ſollte, daß Rind⸗ und Hammelfleiſch, das wir von Holland be⸗ kommen, zum Preiſe von 9,60 M. verkauft werden ſoll. Selbſtverſtändlich können die Minderbemittel⸗ ten dieſe Preiſe nicht erſchwingen, und ſie kommen in ihrer Lebenshaltung zurück. Deshalb wäre es Pflicht des Magiſtrats, dafür einzutreten, daß die Lebensmittelpreiſe für die Minderbemittelten herab⸗ geſetzt werden. Es ſind mit Beginn des morgigen Tages für Gemüſe Höchſtpreiſe feſtgeſetzt worden. Allerdings ſind die Preiſe auch noch ſo hoch, daß es nicht jedem möglich iſt, ſich Gemüſe zu kaufen Es iſt ſehr bedauerlich, daß ſich auch Vertreter verſchie⸗ dener Magiſtrate mit den Erzeugern für Erhöhun) der Preiſe eingeſetzt haben. Für den Erzeuger iſt das Wetter immer ungünſtig, ob es ſchneit, regnet, ſtürmt oder die Sonne ſcheint; für ſeine Ernte iſt es ſtets ungünſtig. Er verſteht es, in der Erzeuger⸗ preiskommiſſion ſeine Intereſſen ſo zu vertreten, daß ihm immer recht gegeben wird. Aus meiner jahre⸗ langen Tätigkeit im Fachausſchuſſe weiß ich das. Die Intereſſen, der Erzeuger werden immer am ſtärkſten vertreten. Daß ihnen, wie ich vorhin ſchon ſagte, von Magiſtratsvertretern darin recht gegeben wird, iſt ſehr zu bedauern. Um auf unſere eigeutliche Anfrage zurückzu⸗ kommen, möchten wir den Magiſtrat erſuchen, dahin zu wirken, daß irgendwie ein Weg gefunden wird, um der minderbemittelten Bevölkerung einen Zu⸗ ſchuß zum Einkauf von Lebensmitteln zu geben. Tatſächlich ſind ſie nicht in der Lage, z. B. das teure Fleiſch und Obſt zu kaufen. Die ſelbſtverſtändliche Folge wird ſein, daß die Schleichhandelspreiſe in die Höhe gehen. Bisher konnte man Rindfleiſch im Schleichhandel für 7 bis 8 ℳ das Pfund kaufen. Wenn es heute von Stadt wegen mit 9,60 ℳ ver⸗ kauft werden ſoll, dann wird der Schleichhandel dief Gelegenheit wahrnehmen, ſeine Preiſe heraufzuſetzen. Es iſt unbedingt notwendig, daß mit den Preiſen für holländiſches Fleiſch abgebaut werden muß. Frei⸗ lich ſetzt der Magiſtrat dieſen Preis nicht feſt, ſon⸗ dern er iſt bedingt durch unſere Valuta. Aber es müßte in einer ſolchen Gemeinde, wie es Charlotten⸗ burg iſt, unbedingt ein Weg gefunden werden, um das anzuſtreben, was ich hier ausgeführt habe. Es geht ſo nicht weiter, die Mißſtimmuna der Bevölke⸗ rung wird immer größer. Wenn wir Ruhe und Frieden haben wollen, müſſen wir etwas tun, um der Bevölkerung billige Lebensmittel zu verſchaffen.] 3 Sitzung am 25. Innt 1919 Preiſe in der letzten Zeit geſtiegen ſind. Er hat von der ungünſtigen Rückwirkung geſprochen, die dieſe Steigerung wieder auf die Lohnverhältniſſe hat. Ich möchte doch nicht verfehlen, darauf hinzuweiſen, daß die Steigerung der Lebensmittelpreiſe zum nicht unerheblichen Teile durch die ſchon hervorgehobene Lohnerhöhung hervorgerufen iſt. Im übrigen hat der Herr Vorredner ein Ge⸗ rücht erwähnt, daß der Kartoffelpreis auf 40 5 erhöht ſein ſoll. Davon iſt mir nichts bekannt. Wir haben den Preis nach langen Erörterungen auf 25 „§ feſtgeſetzt mit der Abſicht, ihn auf dieſer Höhe zu halten, während uns die Kartoffeln, die wir augenblicklich verteilen, in der Mehrzahl etwa 40 5 pro Pfund koſten, alſo 40 ℳ pro Zentner. Es ſind das engliſche Kartoffeln, die uns die engliſche Re⸗ gierung überwieſen hat, die wir zum Teil haben ab⸗ nehmen müſſen, es ſind holländiſche/ däniſche und ſchwediſche Kartoffeln. Für dieſe Kartoffeln ſtellt ſich der Preis frei hier auf etwa 40 ℳ der Zentner. Wir verkaufen ihn zu 23,50 ℳ, ſetzen alſo ſehr er⸗ heblich daran zu. Wir haben das übernommen, weil wir der Ueberzeugung waren, daß die Bevölkerung durch eine weitere Erhöhung der Preiſe über ihr Können hinaus belaſtet werden würde. Wir waren im übrigen der Meinung, daß es zweckmäßig wäre — und das deckt ſich etwa mit den Tendenzen, die der Herr Vorredner ſchon berührt hat —, die Preiſe möglichſt ſtabil für längere Zeit zu halten. Deshalb haben wir den Preis von 25 „ gewählt, und dieſen Preis wollen wir längere Zeit aufrecht⸗ erhalten, um, wenn die Kartoffeln nachher billiger werden, den Schaden, den wir jetzt tragen müſſen, wieder hereinzubringen. Dann vermeiden wir dieſes Hinauf⸗ und Heruntergehen der Preiſe, bei dem wir ganz dieſelben Wirkungen haben⸗wie bei dem ſchlech⸗ ten oder guten Wetter. Das Heraufgehen der Preiſe wird immer weitere Lohnſteigerungen hervorrufen, das Heruntergehen ſelten eine Herabſetzung der Löhne. Was das Fleiſch anlangt, ſo iſt die Angabe richtig, daß das holländiſche Fleiſch, das wir in die⸗ ſer Woche ausgeben, 9,60 ℳ das Pfund koſtet. Meine Damen und Herren, das Fleiſch, das wir in einer der nächſten Wochen ausgeben müſſen, wird noch teurer ſein. Darüber möchte ich hier ſchon kei⸗ nen Zweifel laſſen. Wir haben in der vorvorigen Woche holländiſches Schweinefleiſch zu einem Preiſe von etwas über 11 ℳ ausgegeben. Durch die un⸗ günſtige Veränderung der Valuta wird das Fleiſch bei der nächſten Verteilung auf etwas über 13 %. das Pfund kommen. 5 2 wird — darauf möchte — keineswegs eine ganz vo wenn auch das holländiſch⸗ Stadtrat Auguſtin: Meine Damen und Herren! für Der Herr Vorredner hat hervorgehoben, daß die! de