Sitzung am 25. Jum 1919 fleiſch vom 1. Auguſt ab, wenn es in größerem Umfange wieder zur Verteilung gelangen wird, nicht unerheblich teurer ſein wird, als es gegenwärtig der Fall iſt. Ich möchte aber dabei bemerken, daß zu dieſer Erhöhung der Inlandfleiſchpreiſe auch die Groß⸗Berliner Arbeiterſchaft in unſeren Sitzungen, die wir jeden Sonnabend haben, ihre Zuſtimmung erteilt hat. Die Herren haben ſich in eingehenden Beratungen doch davon überzeugt, daß die gegen⸗ wärtigen Viehpreiſe die Produktionskoſten des Viehs nicht mehr tragen, und daß infolgedeſſen einer Er⸗ höhung von ſeiten der Konſumenten nicht wider⸗ ſprochen werden konnte. Ich darf nun auf die Mittel eingehen, die der Magiſtrat hat, um den Mißſtänden entgegenzutreten, die der Herr Vorredner geſchildert hat und die, wie ich noch einmal hervorheben will, von uns durchaus anerkannt werden. Der Magiſtrat erkennt durchaus an, daß es weite Teile der Bevölkerung gibt, die nicht in der Lage ſind, 9,60 ℳ für ein Pfund Fleiſch auszugeben, geſchweige über 13 ℳ. Der Herr Vor⸗ redner hat bereits betont, daß wir in der Auswahl der Mittel ſehr beſcheiden ſind. Wir haben es zu⸗ nächſt nicht an Vorſtellungen bei der Staatsregie⸗ rung fehlen laſſen. Wir haben noch Ende Mai ge⸗ rade aus Anlaß der erſten Einfuhr des holländiſchen Fleiſches Schritte unternommen. Erzellenz Wermuth hat im Auftrage der Groß⸗Berliner Gemeinden den eindringlichen Appell an Staat und Reich gerichtet, durch Zuſchüſſe eine Verbilligung dieſer Preiſe her⸗ beizuführen. Das iſt, wie die Damen und Herren ſich denken können, aus naheliegenden Gründen ab⸗ gelehnt worden. Es käme danach in Frage, ob wir unſererſeits zuzahlen könnten. Das hat der Herr Vorredner ſelbſt nicht gewünſcht. Ich glaube, Sie alle werden mit mir übereinſtimmen, wenn ich ſage: die Finanzlage der Gemeinde iſt nicht ſo geſtaltet, daß wir das können. Auch der Weg, den der Herr Ernährungsminiſter Schmidt vorgeſchlagen hat, nämlich die Staffelung der Preiſe für Minderbe⸗ mittelte und Bemittelte, iſt bei uns nicht gangbar. Wir haben feſtſtellen müſſen, daß gegenwärtig nur ein ſo geringer Prozentſatz der Bevölkerung bemittelt iſt, daß für dieſe bemittelte Bevölkerung, wenn man nur eine einigermaßen wirkſame Verbilligung der Preiſe für die minderbemittelte Bevölkerung vor⸗ nehmen wollte, Preiſe herauskommen würden, die weit über die Schleichhandelspreiſe hinausgingen. 367 Veröffentlichungen der Stadt Straßburg und auch der Gemeinde Köln, die dieſen Weg eingeſchlagen haben. Alſo auch dieſer Weg iſt ungangbar. Es bleibt für die Gemeinde nur das eine übrig, daß ſie denjenigen, die die teuren Lebensmittel nicht bezahlen können, andere Lebensmittel zu Preiſen zur Verfügung ſtellt, die erſchwinglich ſind. Wir haben das getan. Wir haben denſenigen, die das Fleiſch nicht kaufen wollen oder können, geſtattet, die doppelte Menge in Teigwaren, Nudeln, zu kaufen. Ich darf aber gleich erwähnen, daß von dieſer Ermächtigung bei dem erſten Verkauf nur in ganz geringem Umfange Gebrauch gemacht worden iſt. Es hat das ja damals daran gelegen, daß es Schweinefleiſch gab, und daß das Fleiſch von guter Qualität war. Es wird zu fragen ſein, ob nicht bei den ſpäteren Verkäufen, wenn ſich der Preis dau⸗ ernd auf dieſer Höhe hält — bis zum 1. Auguſt , die Unmöglichkeit, dieſe Preiſe anzulegen, in größe⸗ em Umfange vorhanden iſt als das erſte Mal. Ich glaube, man wird dieſe Frage bejahen müſſen. Man wird ſich ſagen müſſen: es war für große Teile der Bevölkerung wohl möglich, einmal 11 ℳ für ein Pfund Fleiſch zu zahlen; ſie können es aber nicht auf die Dauer. Nun iſt gegen dieſe wahlweiſe Lieferung von Nudeln gegenüber dem Fleiſch der Einwand erhoben worden, daß dieſe beiden Waren natürlich ungleich⸗ wertig wären. Das iſt abſolut anzuerkennen, meine Damen und Herren, wird aber weſentlich dadurch 4 gemildert, daß wir neben dem Fleiſch in erhöhtem Umfange Fette ausgegeben haben. Es ſind ja in den letzten Wochen regelmäßig außer der allgemeinen Fettration noch 50 Gramm Bratfett ausgegeben worden. Dadurch wird das etwas gemildert. Es wird auch dadurch gemildert, daß der amerikaniſche Speck ausgegeben wird. Dieſer Speck iſt nicht ganz ſo teuer; er koſtet 7 bis 8 % das Pfund. Wir haben uns nach der geſtrigen Vorſtellung der Frauen, die bei uns waren, gleichwohl entſchloſſen, darüber hin⸗ aus, ſoweit die Kräfte der Stadtverwaltung reichen, denjenigen Teilen der Bevölkerung, die wir in aller⸗ erſter Linie als in bedrängter Lage befindlich an⸗ erkennen müſſen, noch einen anderen, fleiſchähn⸗ licheren Erſatz zu geben. Wir haben uns entſchloſſen, aus den allerdings — das möchte ich hervorheben nicht erheblichen Vorräten, die die Stadtverwaltung noch an Fleiſchkonſerven übrig hatte, die wir bei anderen Gelegenheiten erſpart hatten, den Kriegs⸗ e] beſchädigten, den Kriegshinterbliebenen, den Er⸗ werbsloſen und den Kriegerfamilien die Möglichkeit zu geben, an Stelle des teuren Fleiſches dieſe Fleiſch⸗ konſerven in der gleichen Menge zu entnehmen, in der ihnen ſonſt Fleiſch zuſtehen würde. Damit haben wir getan, was wir im Augen⸗ blick tun konnten; anderes ſteht uns nicht zur Ver⸗ fügung. Wir könnten ſonſt immer nur mit Nähr⸗ mitteln aushelfen. Ich möchte im übrigen aber auch hier von dieſer Stelle aus noch einmal darauf hin⸗ weiſen, daß wir glauben, daß gerade für diejenigen Kreiſe, die die hohen Preiſe nicht anlegen können, die Maſſenſpeiſung eintreten könnte und eintreten ſollte. Ich habe mich außerordentlich gewundert, daß nach dieſer Richtung hin die Maſſenſpeiſung bisher ihre Aufgaben nicht erfüllt hat. Ich glaube, daß gegen die Teilnahme an der Maſſenſpeiſung in chf der gegenwärtigen Herſtellung kaum berechtigte Ein⸗ 2 dief wände erhoben werden können. die ſtändlich, daß mal dieſes oder jenes Gericht nicht Es iſt ſelbſtver⸗