470 maßnahmen, die gegen die nichtabliefernde Land⸗ wirtſchaft zu ergreifen ſind, mit mehr Nachdruck an⸗ gewendet werden müſſen. Aber, verehrte Anweſende, das iſt gegenwärtig wohl kaum möglich, weil, wie Ihnen ja nicht unbekannt ſein wird, ſich das Kräfte⸗ verhältnis durch die militäriſche Bewaffnung der Landbevölkerung ſo verſchoben hat, daſneine Zwangs⸗ maßnahme der Regierung außer allem Bereich der Möglichkeit liegt. Eine Folge dieſer Tatſache haben wir ja ſchon in der Erſcheinung, daß die Viehpreiſe erhöht worden ſind und daß in den letzten Monaten die Ablieferung des Viehes, die ja auch aus anderen Gründen wahrſcheinlich zurückgegangen wäre, ſich in ſo ſtarkem Maße vermindert hat, daß ein gewaltiger Rückgang der Ablieferung des Viehes auf den ſtädtiſchen Märkten eingetreten iſt. Wir ſind uns, als wir dieſe Anfrage ſtellten, darüber klar geweſen, daß die ſtädtiſche Verwaltung nicht alle Mittel in der Hand hat, um dieſe Dinge abzuändern. Aber der breiten Maſſe der Bevölkerung, die unter der unerträglichen Teuerung ſo leidet, daß ſie an einem Ausweg ſchier verzweifelt, mußte Rechnung getragen werden, indem hier wie überall, wo es möglich iſt, die Stimme dafür erhoben werden muß, daß auf dieſem Gebiete ſich alle in Bewegung ſetzen, die irgendwelche Möglichkeit des Einſchreitens beſitzen. Stadtv. Zielenziger: Ich bin mit Herrn I)r Hertz vollkommen damit einverſtanden, daß es ge⸗ radezu unerträglich iſt, wenn der Bevölkerung zu⸗ gemutet werden ſoll, heute das Pfund Schweine⸗ fleiſch mit 11 ℳ zu kaufen, und wenn ich ferner höre, daß der Preis für Hammelfleiſch in der nüchſten Woche ſogar auf 13 ℳ heraufgeſetzt werden muß. Nach meiner Kenntnis der ausländiſchen Märkte verſtehe ich nicht, woher dieſer hohe Preis kommt. Denn ſelbſt wenn ich die höchſten Preiſe, die die ſtaatliche Verteilungsſtelle bezahlt hat, einſetze, ſo kann ich einen Kleinhandelspreis von 13 pro Pfund nicht ermitteln. Wenn Sie dieſe Zuſtände endlich radikal abſchaffen wollen, dann heben Sie die Zwangswirtſchaft auf, dann laſſen Sie endlich den freien Handel tätig ſein; er wird Waren ſchaffen zu billigen Preiſen und in guter Qualität. (Zurufe bei den Sozialdemokraten: Siehe Eier!) — Ich freue mich, daß die Herren Kollegen mir dieſen Juruf machen; von dem Wermuthſchen Eier⸗ tanz haben wir ſchon genügend gehört. Ich glaube doch, daß dieſes Argument vollkommen verſagt. Denn wenn Sie aus der Fülle der rationierten Nahrungsmittel einen einzigen Artikel heraus⸗ nehmen, ſo iſt es ja natürlich, daß ſich das Publikum ſofort darauf ſtürzt und durch große Käufe ſelbſt⸗ verſtändlich zur Erhöhung des Preiſes beiträgt. Und dann, meine Damen und Herren, iſt denn der Preis, der hier gezahlt worden iſt, wirklich viel teurer als der in der Zwangswirtſchaft“ Sie zahlen für ein Ei 1,25 der Zwangswirtſcha unter 4 Eiern ein Heyl und die anderen Hausfrauen ge das —, und wenn Sie 25 % kommen Sie zu demſelben Preis, der für gute Eier im freien Handel bezahlt wird. 4 % anſtatt 80 bis 90 „ bei ft, wobei Sie aber in der Regel]⸗ eviſen ſchlechtes dabei haben — Frau ſeitigt ſtätigen mir ſu dafür zuſchlagen, u Sitzuitig am 25. Iunt 191 aber für alle Kreiſe für wünſchenswert, daß es über⸗ haupt möglich iſt, wenn auch mit Opfern, ſich dieſes überaus wichtige Nahrungsmittel zu beſchaffen, und halte es auch für richtiger, wenn ſich das Publikum Eier für 1,25 und 1,30 ℳ kauft, als wenn überall für die Apfelſine 1,50 ℳ und noch mehr verſchwendet wird. Nun muß ich Herrn UDr Hertz noch erwidern, und ich glaube, daß ich nicht bei ihm in den Verdacht komme, agrariſchen Gelüſten nachzugehen. Ich halte es durchaus nicht für falſch, wenn die Getreidepreiſe etwas erhöht und wenn auch die Milchpreiſe mäßig geſteigert werden, damit die Landwirtſchaft veran⸗ laßt wird, ſtärker und ſorgſamer zu produzieren und auch ihre Produkte an den Markt zu bringen. Denken Sie doch nur daran, daß das ausländiſche Getreide, das wir jetzt beziehen — und Sie ſind ſicher über das geplante neue argentiniſche Geſchäft unter⸗ richtet etwa drei⸗ bis viermal ſo teuer kommt wie das inländiſche Produkt. Wir müſſen alſo dahin ſtreben, die inländiſche Produktion ſo vdiel wie möglich zu fördern, damit wir nicht in die Zwangslage kommen, die viel teureren Waren aus dem Ausland herein⸗ zuholen. Wir können die inländiſche Produktion aber nur durch erhöhte Preiſe anreizen und nament⸗ lich den Schleichhandel nur unterdrücken, wenn wir eben angemeſſene Preiſe bezahlen. Sie müſſen immer berückſichtigen, daß auch jetzt die Landwirtſchaft unter den erhöhten Erzeugungskoſten leidet und bei den Preiſen, die in letzter Zeit für die Körnerpro⸗ dukte und auch für die Milch gezahlt worden ſind, ihr Auskommen nicht findet. Das möchte ich jeden⸗ falls feſtſtellen, um das allgemeine Intereſſe an der erhöhten inländiſchen Produktion und deren ord⸗ nungsmäßiger Erfaſſung zu beleuchten. Im übrigen bitte ich Sie nochmals: ſorgen Sie nur dafür, daß die Zwangswirtſchaft beſeitigt wird; Sie werden dann Brot, Butter und Fette bekommen! (Zurufe: Woher denn und zu welchem Preiſe!) Jedenfalls viel reichlicher als jetzt. Geben Sie dem Handel nur die Möglichkeit, ungehindert einzukaufen, ſorgen Sie dafür, daß der Handel, nicht fortlaufend beengt durch die vielfach rein politiſchen Faktoren unterliegenden Valutafragen, mehr Schmalz und Butter, die jetzt mit 4 Kr. bzw. 6 vom Auslande zu kaufen ſind, (Zuruf: Rechnen Sie doch einmal um!) heranziehen kann. Ein Preis von 6 Kr. fi Kilo Butter bedeutet einen Inlandsp gefähr 10 ℳ für das Pfund. Jede