Sitzung am 26. Juli 1919 Abſchrift dem Lebensmittelverband mit dem An⸗ heimſtellen zuſtellen, ſich ſeinerſeits dem Antrage an⸗ zuſchließen und von ſich aus einen entſprechenden Antrag zu ſtellen. Ich glaube, dann kommen wir wirklich zu einer beſchleunigten Behandlung der gan⸗ zen Sache. Ich möchte den Magiſtrat dringend bitten, die Sache doch nicht auf die leichte Achſel zu nehmen, ſondern das als eine ganz wichtige Ange⸗ legenheit der Bevölkerung anzuſehen. Olterbürgermeiſter Dr Scholz: Der Herr Vor⸗ redner ſcheint mir nicht zugehört zu haben. Ich habe ausdrücklich feſtgeſtellt, daß wie alle Bevölke⸗ rungskreiſe ſo auch wir durchaus empfinden, daß das Brot nicht ſo iſt, wie wir es gern eſſen möchten. Aber, meine verehrten Damen und Herren, darauf kommt es gar nicht an, ſondern es kommt auf etwas anderes an, nämlich darauf, daß es nicht zweck⸗ mäßig iſt, die allein verantwortlichen Behörden dauernd durch Petitionen in ihren Maßnahmen zu ſtören, die Behörden, die allein in der Lage ſind, zu beurteilen, welche Maßnahmen zur Volksernährung nötig ſind oder nicht. Das, mein verehrter Herr Geheimrat, iſt das Wichtige bei der Sache und nicht, daß man dauernd im angeblichen Intereſſe der Bevölkerung in Sachen petitioniert, deren Tragweite man verzeihen Sie den harten Aus⸗ druck — doch wohl nicht ganz beurteilen kann. So liegt die Sache, und darauf möchte ich beſonderes Gewicht legen. Wir haben hier nicht dafür zu ſor⸗ gen, daß unſere Bevölkerung Brot ißt, wie es ihr gerade paßt, ſondern wir haben dafür zu ſorgen, daß die Ernährung der Bevölkerung durchgehalten wird, und wenn wir dem Herrn Reichsernährungs⸗ miniſter jetzt in einer Sache, die er allein zu beur⸗ teilen tatſächlich in der Lage iſt, unſererſeits Vor⸗ haltungen machen, und wenn das noch von weiteren Kreiſen geſchieht, ſo könnte es kommen, daß der Herr Reichsernährungsminiſter, ſagen wir mal, leichtſinnig wird, und daß dann ſchließlich die Decke, nach der wir uns alle zu ſtrecken haben, zu kurz wird. Dann iſt ein Unglück da, das wir nicht verantworten können. Im übrigen habe ich ja dem Herrn Vorredner ſchon zugeſagt, daß die Angelegenheit geprüft werden wird. Mehr, glaube ich, kann er nicht gut verlan⸗ gen, wenn er in einer außerordentlichen Sitzung plötz⸗ lich eine derartige, doch immerhin recht wichtige Frage anſchneidet. Die Sache wird geprüft und, wie ich ſchon mitgeteilt habe, eventaell on den Lebensmittelverband Groß⸗Berlin, vielleicht auch direkt, je nach dem geben werden. Stadtv. Zielenzig iger: Ich hoffe, daß der Herr Oberbürgermeiſter ſich doch bemühen wird, unſerem Wunſche an maßgebender Stelle Nachdruck zu ver⸗ die Verantwortung, die wir damit über⸗ Ausfall der Prüfung, weiterge⸗ 2 377 zielt wird. Das, was durch die höhere Aus⸗ mahlung, durch die Verringerung von Kleie gewonnen wird, wird auf der anderen Seite dem Futtertrog entzogen, ſo daß die Land⸗ wirte gezwungen ſind, weil ſie zu wenig Kleie erhalten, einfach Korn zu verfüttern. Ich mache Sie darauf aufmerkſam, daß auch nirgends das Brot ſo gering iſt, wie gerade in Charlottenburg und Berlin. Die Gründe dafür haben wir ſchon in früheren Sitzungen auseinandergeſetzt. Während früher das Korn bis zu 62% ausgemahlen wurde, beſteht jetzt die Vorſchrift, es bis auf 94% auszu⸗ mahlen. Tatſächlich wird aber das Korn mit 97% ausgemahlen, und die Bevölkerung bekommt in dem Brot völlig unverdauliche Stoffe. Sie wird nur durch die größere Menge getäuſcht, hat aber tatſäch⸗ lich nicht mehr Ernährungsſtoffe, als wenn das Ge⸗ treide mit 82% ausgemahlen würde. Ich möchte deshalb den Herrn Oberbürger⸗ meiſter nochmals bitten, ſich doch unſeres Antrages zu erinnern. Ich werde im Kuratorium der Reichs⸗ getreideſtelle jetzt den Antrag, der dahin geht, eine Ausmahlung nicht über 82% vorzunehmen, befür⸗ worten, und ich hoffe, daß unſere vielverſprechende Ernte, wenn uns der Himmel beſſeres Wetter ſchenkt, das zulaſſen wird. Im übrigen hat ſich unſere Er⸗ nährung, was das Brotgetreide anlangt, weſentlich beſſer geſtaltet, als vorauszuſehen war. Ich möchte nur feſtſtellen, daß uns graulich gemacht wurde, daß uns alle möglichen Berechnungen aus dem Reichs⸗ ernährungsamt mitgeteilt wurden 1 (Zuruf: Herr Wurm!) — ja, unter Wurm —, daß wir Ende Februar mit unſerem Brotgetreide zu Ende ſein würden. Später wurde das rektifiziert; es hieß, wir würden mit dem Brotgetreide noch bis zum 1. April ausreichen können, und heute, am Ende unſerer alten Ernte, liegen die Verhältniſſe ſo, daß Sie in Groß⸗Berlin kaum einen Speicher finden können, wo Sie Mehl unterbringen können. Ueberall ſind die Speicher mit Ware voll, leider mit ſchlechter Ware. Vorſteher Dr. Borchardt: Das Wort wird nicht weiter verlangt; ich ſchließe die Ausſprache. Der Herr Antragſteller verzichtet auf das Schlußwort. Wir kommen zur Abſtimmung. Ich bitte die⸗ Hand zu erheben. (Geſchieht.) Das iſtt die übergroße Mehrheit. Wir ſind damit am Schluß unſerer Verhand⸗ lungen. Ich danke den Damen und Herren, daß ſie trotz der ungünſtigen Zeit gekommen ſind, und ſchließe die Sitzung. 1 fiſe ſo, daß durch zu großer Effekt er⸗ (Schluß 12 Uhr 50 Minuten.) jenigen, die für den Antrag ſtimmen wollen, die