Sitzung am 3. September 1919 2. Der Magiſtrat wird erſucht, auf die Haus⸗ eigentümer darauf einzuwirken, daß die in den Häuſern befindlichen Oefen und Koch⸗ herde zwecks guten Brennens nachgeſehen werden. Gebert, Blum, Bade und Genoſſen. Zu Vorlage 12 beantragen wir, den Ma⸗ giſtrat zu erſuchen, zur Durchführung der Kontrolle den kommunalen Arbeiterrat hin⸗ zuzuziehen. Klick, Dr Hertz, Dr Löwenſtein, Suhſe und Genoſſen. Stadtv. Gebert: Meine Damen und Herren! Zuerſt zu der Vorlage des Magiſtrats ſelbſt! Meine Freunde begrüßen dieſe Vorlage mit Freuden; ſie wird dazu dienen, über die allerdringendſte Not hin⸗ wegzukommen. Wir ſind der Ueberzeugung, daß die hier eingeſetzte 1 Million ℳ kaum ausreichen wird. Ich darf wohl annehmen, daß der Magiſtrat uns in dieſem Falle ohne weiteres eine neue Vorlage zur Beſchaffung weiteren Brennmaterials machen wird. Ueber die Kohlennot ſind wir alle wohl vollkommen informiert; darüber brauchen wir uns heute nicht mehr zu unterhalten. Das eine ſteht feſt, daß wir einem ſehr bittern Winter entgegengehen. Zu den Anträgen will ich folgendes bemerken. Wir haben dieſer Tage einen Aufruf der Fachorgani⸗ ſationen geleſen, in dem dringend darauf hingewieſen wird, daß es unbedingt notwendig iſt, wenn mit dem Brennmaterial rationell umgegangen werden ſoll, in erſter Linie die Oefen genau nachzuſehen. Deshalb haben wir den Antrag geſtellt, daß der Magiſtrat auf die Hauseigentümer einwirken möge, damit die Feuerherde uſw. einer ſorgfältigen Reini⸗ gung und Reparatur unterzogen werden. Auf dieſem Gebiete wird ſeitens der Hauseigentümer oftmals ſehr gefehlt, und das führt dazu, daß ſehr viel Kohle nicht verbrennt und mit der Aſche und den Schlacken entfernt und weggeſchüttet wird. Der Magiſtrat ſollte etwa in einem Aufruf die Hauseigentümer auffordern, die entſprechenden Vorkehrungen zu treffen, was ja auch in ihrem eigenen Intereſſe liegt. Was dem Antrag betr. Verteilung der Kohlen⸗ menge betrifft, ſo haben wir ein lebhaftes Intereſſe daran, daß die Verteilung gerecht erfolgt. Wir haben bis dato in den Wintermonaten lange Kohlenpolo⸗ näſen gehabt. Das muß beſeitigt werden. Die Ein⸗ teilung muß ſo erfolgen, daß Kohlenpolonäſen nicht mehr ſtattfinden. Nachdem genügend Erfahrungen vorliegen, wird das auch bei gutem Willen zu um⸗ gchen ſein⸗⸗ Ferner wünſchen wir, daß die Verteilung in ge⸗ rechter Form vorgenommen werden ſoll, daß in den Laſern. ve % und ? mmer ſin, nicht alf Zimmer beliefert werden, wie es früher der Fall 385 Gegen den weiteren Antrag, zur Kontrolle den kommunalen Arbeiterrat mit hinzuzuziehen, haben wir nichts einzuwenden. Es fragt ſich nur: wie ſoll die Aufſicht bei der Kohlenverteilung durch den kom⸗ munalen Arbeiterrat ausgeübt werden? Ich glaube ja kaum, daß ſolche Schiebungen mit Kohlen vor⸗ kommen werden, wie es mit Kartoffeln und Gemüſe der Fall geweſen iſt. (Zuruf des Oberbürgermeiſters Dr Sch ol z.) — Nicht beim Magiſtrat; aber es war doch gut, daß wir damals den Antrag angenommen haben, die Kontrolle durch den kommunalen Arbei⸗ terrat auszuüben. Wir können feſtſtellen, daß da⸗ durch dem Magiſtrat ziemlich große Summen ſowohl in barem Geld als auch in Ware erhalten worden ſind. Das iſt Tatſache. Die Kontrolleure haben manchen Zentner Kartoffeln, der ſonſt verſchoben worden wäre, angehalten. Dadurch haben wir eine Erſparnis gehabt. Wie geſagt, ich glaube kaum, daß ſo viele Kohlen verſchoben werden können, wie das bei den Eßwaren geſchehen iſt. Wir möchten Sie bitten, den Anträgen zuzu⸗ ſtimmen. . Stadtv. Zielenzigerr Meine Damen und Herren! Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß wir hinſichtlich der Brennmaterialbeſchaffung im nächſten Winter den größten Sorgen entgegengehen und daß derjenige, der dieſe Schwierigkeiten für leicht-überwindlich hält, mit einer gehörigen Doſis Optimismus begabt ſein muß. Allerdings werden ſich dieſe Schwierigkeiten erheblich mildern laſſen, wenn jeder im wirtſchaftlichen Leben Stehende ſeine Kräfte und Kenntniſſe voll zum Wohle der Allge⸗ meinheit ausnutzt. Das ſind ſoziale Pflichten, Pflich⸗ ten, die immer wieder gegenüber den Schlagworten von den ſozialen Rechten betont werden müſſen, die doch ſchließlich weiter keine Bedeutung haben und nur ein leeres Pathos ſind, wenn unſer ganzes wirt⸗ ſchaftliches Leben gebrochen am Boden liegt. Die Vorlage des Magiſtrats begrüßen wir. Wir hätten allerdings gewünſcht, daß dieſe Vorlage zeiti⸗ ger, vielleicht ſchon bei Beginn dieſes Sommers ge⸗ kommen wäre. Dann wären die Zwecke der Vorlage meiner Anſicht nach leichter zu erfüllen geweſen. In Uebereinſtimmung mit dem Kollegen Gebert bin auch ich der Meinung, daß dieſe eine Million angeſichts der nur ſehr hohen Einkaufsmöglichkeiten — die Preiſe für Torf ſind gegen die Friedenspreiſe etwa das Sechsfache, die Preiſe für Holz etwa das Vier⸗ fache — nicht ausreichen wird, daß daher die Anfor⸗ derung etwas erhöht werden muß. Ich wäre gern bereit, dem Magiſtrat größere Befugniſſe zu geben, wenn er ſolche für erforderlich hält. Perſönlich möchte ich noch den Wunſch ausſprechen, daß wir bei Be⸗ ſchaffung von lufttrockenem Torf, ſei es, daß es ſich um Stichtorf oder um Preßtorf handelt, außerord⸗ dentlich vorſichtig vorgehen und nur dann zu größe⸗ ren Einkäufen ſchreiten, wenn auch für genügende ſund aute Lagerräume geſorgt iſl. Es iſt bekannt, daß Torf, der den Witterungseinflüſſen ausgeſetzt in⸗ iſt, ſehr ſchnell auseinanderfällt und dann ganz „weſentlich in ſeiner Verwertbarkeit eingeſchränkt Was nun die weiteren eben verleſenen Anträge anlangt, ſo ſind wir die letzten, die einer aerechten Magiſtrat eingekauften Mengen