386 Sitzung am 3. September 1919 entgegenſtehen. Ich möchte aber bitten, die dahin⸗ gehenden Anträge zu vertagen, weil ich meine, daß wir über den Verteilungsmodus nur dann ſprechen können, wenn wir die Waren beſchafft haben, und ob es uns möglich ſein wird, dieſe Waren in hin⸗ reichender Menge zu erträglichen Preiſen zu beſor⸗ gen, iſt mir immerhin noch zweifelhaft. Sodann glaube ich aber auch, daß wir uns darüber infor⸗ mieren müſſen, inwieweit fernerhin die ſtaatliche Beihilfe gewährt wird, und ſchließlich werden wir uns ſelbſt über den Verteilungsmodus noch unter⸗ halten müſſen; denn die von den Antragſtellern für die Wertbemeſſung eingeſetzte Norm — Wohnung von 3 Zimmern uſw. — dürfte nicht allein ausſchlag⸗ gebend ſein. Die Beaufſichtiaung durch den kommunalen Ae⸗ beiterrat lehnen wir ab, weil ich dazu gar keine Ver⸗ anlaſſung ſehe. Ich alaube, daß der Maaiſtrat und die Kohlendeputation, die ja aus allen Parteien dieſes Hauſes gewählt iſt, hinreichend befähigt ſein wird, die Kohlenverteilung in die richtigen Hände zu leiten. Mir iſt es überdies nicht bekannt, daß durch den kommunalen Arbeiterrat ſo unſchätzbare Mengen von Kartoffeln uſw. vor der Verſchiebung bewahrt worden ſind. (Zuruf.) — Mir iſt es nicht bekannt: wir können uns viel⸗ leicht darüber noch in der Lebensmitteldeputation unterhalten; es würde mich ſehr intereſſteren. Daß wir es für wünſchenswert halten, wenn die Hauswirte veranlaßt werden, die Heizungen nach⸗ ſehen zu laſſen, um nach jeder Richtung Kohlen zu erſparen, iſt ja ſelbſtverſtändlich. Stadrat Dr. Fiſcher: Meine verehrten Damen und Herren! Man kann agewiß zweifelhaft ſein, ob der Betrag von 1 Million Mark bei der heutigen Kohlenlage als hinreichend angeſehen werden kann, um die Verſorgung der Bevölkerung mit Holz und Brennſtoff für den Winter einigermaßen ſicherzu⸗ ſtellen. Dieſer Anſicht war auch die Deputation für Kohlenverſorgung. Wir haben es aber für richtig gehalten, zunächſt einmal dieſen Betrag bei der Stadtverordnetenverſammlung zu beantragen, um in dieſem Umfange an den Ankauf von Holz und Torf ſofort eneraiſch herangehen zu können. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß wir die Bewilligung weiterer Mittel bei der Stadtverordnetenverſammlung bean⸗ tragen werden, wenn ſich das Bedürfnis dazu her⸗ ausſtellen wird. Ich darf aber wohl kurz darauf hin⸗ weiſen, daß aus früherer Zeit noch ein Betrag von 200 000 %ℳ zur Verfüaung ſteht und die Stadtae⸗ meinde auch augenblicklich noch im Beſitz von früher eingekauftem Holz iſt. Wenn Herr Stadtv. Zielenziger der Meinung Ausdruck gegeben hat, daß der Antraa des Ma⸗ giſtrats frühzeitiaer hätte eingebracht werden kön⸗ nen, ſo iſt man bei einer Vorlage wie dieſer nach⸗ träglich immer leicht zu einer ſolchen Kritik geneigt. Aber die unaünſtigen Verhältniſſe ſind tatſächlich] di erſt in den letzten Wochen, und namentlich in den] Stadtwverordnetenferien, ſo klar hervoraetreten, wie ſie zurzeit liegen. als im vorigen Jahr, und der klare Ueberblick über die Lage iſt erſt Ende Juni dieſes Jahres gegeben worden. Ich möchte auch erwähnen, daß gerade die Belieferung von Groß⸗Berlin im Gegenſatz zu an⸗ deren Gemeinden deswegen noch verhältnismäßia beſſer ſein wird, weil Groß⸗Berlin vom Reichskohlen⸗ kommiſſar bisher immer beſſer beliefert worden iſt als die anderen Gemeinden und weil uns das Nie⸗ derlauſitzer Braunkohlengebiet ſo aünſtig lieat, daß wir wenigſtens mit den laufenden Zufuhren auch zu Zeiten der Verkehrsſtockung rechnen können. Was weiter zunächſt den Antrag angeht, bei der Regelung der Kohlenverſoraung den Arbeiterrat zu⸗ zuziehen, ſo darf ich wohl in die Erinnerung zurück⸗ rufen, daß die ganze Regelung der Kohlenverſor⸗ gung in Groß⸗Berlin dem Kohlenverband Groß⸗ Berlin übertragen worden iſt. Der Kohlenverband hat bereits eine große Menge von Reviſoren ein⸗ geſtellt, die ſtändig damit beſchäftigt ſind, den Schleichhandel zu unterbinden und eine eingehende Kontrolle der Kohlenhändler durchzuführen. Es kann deshalb zum mindeſten zweifelhaft ſein, ob nicht ſchon dieſe Einrichtung genügt, um die Kohlen⸗ verſorgung während des laufenden Winters zu über⸗ prüfen. Ich ſtimme aber in dieſer Beziehung durch⸗ aus den Ausführungen des Herrn Stadtv. Zielen⸗ ziger bei, daß die für die Verwaltung in erſter Linie zuſtändige Deputation für die Kohlenverſoraung das geeignete und gegebene Organ iſt, um die weitere Durchführung zu übernehmen. Wenn ſich im vorigen Winter eine Reihe von Mißſtänden herausgebildet hat, auf die Herr Stadtv. Gebert hinwies, ſo iſt es richtig, daß die Kohlen⸗ polonäſen um ſo umfangreicher werden, je mehr der Vorrat an Kohlen abnimmt, und es iſt deswegen wohl zu befürchten, daß ſich im kommenden Winter die Kohlenpolonäſen wiederholen werden. Um in dieſer Beziehung Abhilfe zu ſchaffen, aibt es nur das eine Mittel, daß man die einzelnen Abſchnitte der Kohlenkarte in möalichſt kleiner Zahl abruft und die Zeit für die Belieferung ſo bemißt, daß ſämtliche Verbraucher weniaſtens die Ab⸗ ſchnitte, die abgerufen ſind, wenn der Betrag auch klein iſt, beliefert bekommen können. Es müſſen alſo die Abſchnitte für den Abruf möalichſt klein und die Belieferungszeit möalichſt ausaiebig bemeſſen werden, dann werden ſich die Kohlenpolonäſen weniaſtens einigermaßen vermeiden laſſen. Für die Frage, in welcher Weiſe die Kohlen verteilt werden ſollen, iſt in erſter Linie ebenfalls der Kohlenverband Groß⸗Berlin zuſtändig. Bei dem arößeren Vorrat des vergangenen Jahres war es möglich, auch die arößeren Wohnungen einiger maßen weitaehend zu berückſichtigen. Dagegen er⸗ ſcheint für den kommenden Winter die Rege 5 daß die Kochkarte zwar nach der Perſonenzahl, aber die Ofenkarte nach der Zahl der ½ verteilt wird, nicht mehr aerech wenn die Verſorgung mit Kohl geht, wie er ſteht. Noch im Mai und Juni dieſes ſchei Jahres hat der Reichskohlenkommiſſar eine Dar⸗ ſtellung von der Kohlenverſoraung gegeben, nach der ſ ei nicht zu erwarten war, daß wir während des kom⸗ menden Wintrs bedeutend ſchlechter ſtehen